Im Geschäftsjahr 2015 hat die Drossenfelder Bräuwerck AG erneut Verluste gemacht. Kleinaktionäre sorgen sich um die Zukunft des Brauerei-Gasthofs.
"Wir sind noch lange nicht über dem Berg." Worte eines Kleinaktionärs, der die Entwicklung der Neudrossenfelder Bräuwerck AG mit Sorge sieht. Die Aktiengesellschaft hat auch 2015 einen Verlust geschrieben. Dieser lag bei 75.000 Euro nach einem Minus von 119.000 Euro in 2014. Das Guthaben ist im Vorjahresvergleich um 54.000 Euro auf 121.000 Euro geschrumpft, auch das Eigenkapital um 75.000 auf 581.000 Euro. Zahlen, die bei der nicht öffentlichen Hauptversammlung der Drossenfelder Bräuwerck AG präsentiert wurden und die so manchen Aktionär nachdenklich stimmen, der für einen Anteil 250 Euro gezahlt hat.
Den Geschäftsbericht kann man, so zeigt das Neudrossenfelder Beispiel, unterschiedlich bewerten. Einige Anteilseigner sorgen sich um das Bräuwerck ("Von einer schwarzen Null sind wir weit entfernt. Die Weiter-so-Parole ist fehl am Platz") und befürchten, dass in naher Zukunft gar die Lichter ausgehen könnten. Dagegen sieht Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender Harald Hübner die Aktiengesellschaft auf einem guten Weg. "Welches neue Unternehmen wirft von Anfang an Gewinn ab? Dass nicht gleich eine Dividende zu erwarten ist, steht auch im Wertpapier-Prospekt."
Kritik an der Kritikfähigkeit
Dafür, dass offenbar einige mit der Geschäftspolitik nicht zufrieden ist, zeugt das Abstimmungsergebnis: Während 87,5 Prozent dem Aufsichtsrat die Entlastung erteilt haben, waren es beim Vorstand "nur" 72,9 Prozent. Ein Hauptaktionär hat den Aufsichtsrat verlassen. Bemängelt wird, dass der Vorstand mit Kritik nicht umgehen könne. "Wenn kritisiert wird, wird gleich gedroht, dass man ja auch zurücktreten könne", heißt es aus dem Aktionärskreis.
Vorstand Rainer Schimpf will sich auf BR-Anfrage nicht äußern. Während Schimpf schweigt, nimmt sein Vorstandskollege Peter Schuhmann Stellung. Die immer wieder aufkommende Kritik, dass hauptsächlich Mitglieder der Gemeindeverwaltung die Geschicke der AG bestimmen, weist er zurück. Jeder könne sich für das Ehrenamt bewerben. Er identifiziere sich mit dem Bräuckwerk, stehe mit Herzblut dahinter, "auch wenn man als Vorstand schon einiges einstecken muss".
"Defizit gar nicht so hoch"
Schuhmann sieht nicht schwarz. Der Umsatz sei gestiegen, und auch das Minus in Höhe von 75.000 Euro müsse man differenziert betrachten. So seien darin Abschreibungen in Höhe von 45.000 Euro und Urlaubsrückstellungen enthalten. "Rechnet man das raus, dann ist das Defizit im Endeffekt gar nicht so hoch", sagt der Vorstand und verweist darauf, dass die AG keine Schulden hat und über ein enormes Anlagevermögen verfügt. Ein Großteil des Geldes stecke in der Brauerei.
Der Liquiditätsverlust
Dass der Liquiditätsverlust bei maximal 30.000 Euro lag, stellt Harald Hübner fest. Der Aufsichtsratsvorsitzende ist zuversichtlich, dass dieser im laufenden Geschäftsjahr auf null zurückgefahren werden kann.
Zu hoch sind, das wissen Vorstand wie Aufsichtsrat, die Personalkosten, die 2015 mit 340.000 Euro bei 64,4 Prozent des Umsatzes lagen. Die AG wolle diese durch eine Umsatzerhöhung und einen effektiveren Personaleinsatz zurückfahren, so Schuhmann und Hübner.
Der Ausstoß konnte 2015 auf 346 Hektoliter Bier gesteigert werden. Ein wirtschaftlicher Betrieb sei aber erst ab 800 bis 900 Hektoliter möglich, sagt Schuhmann an. Wie man den Absatz erhöhen will? Zum einen durch eine bessere Auslastung des Gastronomiebetriebes, der laut Hübner 2015 rund 35 000 Gäste bewirtet hat. Zum anderen aber auch durch eine Erhöhung des Außer-Haus-Verkaufs. So sei man bestrebt, dass andere Gaststätten das Bräuwerck-Bier ausschenken. In Langenstadt sei das bereits der Fall.
Kasten wäre zu teuer
In Fünf-Liter-Dosen und in Zwei-Liter-Flaschen gibt es das Bier bereits. Der Wunsch so manches Aktionärs, Kästen mit Halbliter-Flaschen kaufen zu können, wird sich aber wohl nicht erfüllen. Da die Brauerei weder Kühlanlage noch eine Flaschen-Abfüllanlage besitzt, müsste man das Bier fremdabfüllen lassen. "Wir müssten dann für den Kasten Bier 22 bis 23 Euro verlangen. Das zahlt keiner. Die 0,5-Liter-Flasche ist für das Bräuwerck betriebswirtschaftlich nicht rentabel", sagt Hübner. Er bedauert, dass der Eindruck erweckt würde, die AG stehe vor der Insolvenz. Er sei zuversichtlich, dass das Bräuwerck in eine gute Zukunft geht. Die wünschen sich auch die Aktionäre, von denen einige die aktuellen Zahlen weniger zuversichtlich interpretieren.