Bedroht, getreten und geschlagen

2 Min
Drei gewalttätige Brüder standen gestern in Kulmbach vor Gericht. Foto: Lisa Kieslinger
Drei gewalttätige Brüder standen gestern in Kulmbach vor Gericht. Foto: Lisa Kieslinger

Drei Brüder standen am Mittwoch wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht. Gemeinsam wollten sie von einem Bekannten Geld eintreiben - mit Gewalt.

Weil sie einem 25-jährigen Mann eine gehörige Abreibung verpasst haben sollen, mussten sich am Mittwoch drei Brüder zwischen 20 und 29 Jahren aus Kulmbach vor Gericht verantworten. Die drei sollen am 11. Mai des vergangenen Jahres ihr Opfer nicht nur geschlagen, sondern auch mehrfach mit Füßen gegen den Kopf getreten und mit einer Holzlatte vermöbelt haben. Laut Anklage erlitt der Mann erhebliche Verletzungen, unter anderem einen Einriss über dem Ohr sowie zahlreiche Prellungen und Abschürfungen am ganzen Körper.
Hintergrund war, dass der jüngste der drei Brüder, ein 20-jähriger Arbeiter am Vormittag des Tattages vom Kulmbacher Amtsgericht wegen einer Drogensache zu einer Geldauflage in Höhe von 600 Euro verurteilt wurde. Sollte er nicht zahlen können, dann drohte ihm Arrest. Also machte sich der Mann auf, das Geld irgendwie einzutreiben. Er erinnerte sich dabei an seinen ehemaligen Kumpel, das spätere Opfer. Ihm hatte er rund vier Wochen zuvor eine alte Couch verkauft, dafür aber angeblich noch kein Geld gesehen.
Hier gehen die Meinungen allerdings auseinander. Er habe ihm das Geld sehr wohl gegeben, sagte der 25-Jährige später in seiner Zeugenaussage. Natürlich habe er sich damals keine Quittung geben lassen. "Ich dachte, bei einem Freund sei das nicht notwendig."
Jedenfalls tauchte der 20-jährige erst mit einem, dann mit dem zweiten Bruder beim späteren Opfer auf, das sich mit seiner damaligen Freundin und einer bekannten eigentlich einen schönen Abend machen wollte. Angeblich sollen die Brüder gleich zur Sache gekommen sein, das Opfer nach draußen zitiert und mit Fäusten niedergestreckt haben.
Laut Anklage ist von Faustschlägen gegen den Oberkörper, den Kopf und in den Magen die Rede. Als der Mann am Boden gelegen habe, hätten ihn die Brüder mindestens zehn Mal mit Füßen getreten, auch gegen Kopf, bis plötzlich auch noch eine Holzlatte ins Spiel kam. Damit soll einer der Brüder aufgezogen und mit voller Wucht gegen den Kopf gezielt haben, was das Opfer aber gerade noch mit dem Arm abwehren konnte.
Ganz anders die Darstellung des Geschehens der Angeklagten vor Gericht: "Es gab keine Tritte und auch keine Holzlatte", behauptete der jüngste der drei Brüder. Er sehe keinen Fehler bei sich, im Gegenteil, der 25-Jährige sei der Aggressor gewesen und habe mit den Tätlichkeiten angefangen. "Ich war eher der Geschädigte", sagte der zweite Angeklagte. Er habe dem Kontrahenten zwar einen einzigen Faustschlag verpasst, doch das nur, um seinem Bruder zu helfen. Jede weitere Gewalt sei von dem angeblichen Opfer ausgegangen, das noch dazu eine Alkoholfahne gehabt haben soll.
Der Polizei warfen die Brüder einseitige Ermittlungen vor. Sämtliche Gegenanzeigen seien eingestellt worden, die Beamten hätten sich lediglich auf ihn und seine beiden Brüder gestürzt. "Die Polizei hat schlecht ermittelt", so der älteste der drei Brüder.
Das Opfer selbst bestätigte in seiner Zeugenaussage die Anklagevorwürfe. Er habe eigentlich seine Ruhe haben wollen, sei aber dann doch ins Freie gegangen, damit das Kind im Haus nicht von dem Geschrei aufwacht. Nach einigem Hin und Her hätten ihn die Brüder mehrfach direkt ins Gesicht geschlagen, getreten und mit der Latte bedroht.
Die Verhandlung dauerte einen ganzen Tag, zahlreiche Zeugen wurden gehört. Als Ergebnis wurde das Verfahren schließlich eingestellt - allerdings gegen sehr hohe Geldauflagen. Die beiden älteren Brüder müssen je 4000 Euro zahlen, der Jüngste 2000 Euro. Grund: Der Hauptbelastungszeuge, also das Opfer, wollte nicht, dass die drei verurteilt werden. "Für mich ist die Sache abgeschlossen", sagte er.