Ihr Tipp: Besser jetzt bauen bzw eine Immobilie kaufen oder abwarten?
Auch eine schwierige Frage, denn es geht nicht nur um die Zinsen, sondern auch um die Baukosten. Die Bauträger tun sich momentan schwer, eine Kalkulationsgrundlage zu finden. Historisch gesehen glaube ich nicht, dass es wieder billiger wird. Das war noch nie der Fall. Ich denke, dass die Nachfrage nach Immobilien aufgrund der gestiegenen Zinsen und der gestiegenen Baupreise geringer wird, weil es sich nicht mehr so rechnet für Kapitalanleger. Wer in größere Wohnungsanlagen investiert, erwartet eine Rendite. Wenn jetzt die Zinsen steigen, dann fällt diese geringer aus.
Der normale Häuslebauer oder jemand, der sich eine Wohnung für die eigene Nutzung kaufen will, kann vielleicht damit rechnen, dass die Baustoffpreise wieder ein Stück weit zurückgehen. Aber langfristig gesehen sind die Preise immer gestiegen. Insofern würde ich jemandem raten, der bauen will, das nicht auf die lange Bank zu schieben.
Wenn in zehn Jahren für eine Baufinanzierung die Zinsbindung abläuft und dann höhere Zinsen gelten, werden sich dann viele die weitere Tilgung nicht mehr leisten können und die Häuser auf den Markt kommen?
Ich denke nicht. Ich bin jetzt seit 40 Jahren in der Sparkasse und habe das noch nie erlebt. Einfach auch deswegen, weil in dieser Zeit das Einkommen steigt. Häufig sind dann die Kinder aus dem Haus, man hat weniger Kosten. Das Einzige könnte sein, wenn es familiäre Probleme gibt oder Schicksalsschläge. Was wir in diesem Zusammenhang derzeit jedoch merken, ist eine Renaissance des Bausparens. Weil du damit praktisch einen Festzins für die gesamte Laufzeit der Finanzierung festmachen kannst.
Wie hoch ist durchschnittlich die Kreditsumme, die Bauherren in Anspruch nehmen?
Das sind etwa 400.000 Euro. Wenn du in Kulmbach ein Haus bauen willst, musst du mit Baukosten um die 400.000 bis 500.000 Euro rechnen. Ohne Grundstück. Und da handelt es sich um ein normales Haus.
Gibt es schon Bauherren, die aufgrund der Zins-Entwicklung ihr Bauprojekt auf Eis gelegt haben?
Nein. Denn bei den meisten Kunden ist eine gute Eigenkapitalbasis vorhanden. Wer vorhat zu bauen, der zieht es dann durch. Es gibt höchstens das Problem, dass der Bauträger keine Festpreiszusage machen kann.
Es gibt Immobilienkäufer, die vor den Zinserhöhungen ein Haus erworben und dafür einen günstigen Kredit aufgenommen haben. Wenn diese Käufer jetzt beispielsweise wegen einer Badsanierung einen weiteren Kredit - zu den höheren Konditionen - bräuchten - was raten Sie?
Den Kredit aufnehmen und das Bad sanieren. Denn erstens wird es - wie gesagt - wohl nicht billiger, und zweitens hast du den Aufwand dann später. Vielleicht macht man es auch gar nicht mehr.
Nicht nur wer Geld braucht, muss Zinsen zahlen. Auch wer Geld hat, wird zur Kasse gebeten - mit Negativzinsen. Wie ist das bei der Sparkasse geregelt? Gibt es Freibeträge?
Wir haben hier lange bei Privatleuten gewartet und das Verwahrentgelt erst im letzten Jahr eingeführt mit großen Freibeträgen - 100.000 Euro pro Person. Wir wollten die normalen Kunden nicht treffen. Aber das hatte die Folge, dass wir im letzten Jahr einen Geldzuwachs von einer Viertelmilliarde Euro hatten. Dem mussten wir einen Riegel vorschieben, weshalb seit 1. März nur noch eine Freigrenze von 50.000 Euro gilt. Wenn die EZB die Negativzinsen aber abschafft, werden wir diese auch streichen.
Was empfehlen Sie Anlegern jetzt?
Über Alternativen nachzudenken: Ich rate, im Wertpapiergeschäft anzulegen - in Fonds, breit gestreut. In den letzten Monaten gab es eine verstärkte Nachfrage nach Gold. Auch Investitionen in Immobilien oder Immobilienfonds sind eine Möglichkeit. Das alles ist relativ inflationssicher - aber eine langfristige Anlage über mindestens fünf Jahre.