Natalie Ristic engagiert sich seit vielen Jahren für streunende Katzen im Kreis Kulmbach - und plädiert dafür, Freigänger kastrieren zu lassen.
Es ist schon dunkel, als Natalie Ristic mit ihrem Wagen auf den Feldweg rollt. Dann stellt sich die Lebendfalle auf, legt etwas Futter hinein - hofft und wartet. Mit Glück lässt sich eine der vielen streunenden Katzen im Landkreis anlocken und einfangen. Es ist nicht zum Nachteil der Samtpfote, im Gegenteil. "Nicht wenige der Tiere sind krank oder abgemagert. Wir kümmern uns um sie. Und nutzen zugleich die Gelegenheit, die Vierbeiner zu kastrieren."
Das Leid der Katzen nicht auch noch zu vergrößern, indem sich die Tiere unkontrolliert vermehren: Das ist ein zentrales Anliegen der 48-Jährigen seit vielen Jahren, in denen sie sich ehrenamtlich dem Wohl der Fellnasen verschrieben hat. Aber nicht selten stößt ihr Engagement auf wenig bis keine Gegenliebe. "Mir sind auch schon Prügel angedroht worden. Dabei wollen wir doch keinem schaden oder irgendwas wegnehmen. Wir helfen nicht nur dem Tier, sondern ja auch dem Menschen oder Halter, der sich oft beinahe ekelt vor dem Elend, das er in vielen Fällen selbst verschuldet hat."
Menschliche Ignoranz ärgert sie
Und dann schildert die Kulmbacherin ein Fallbeispiel, das oft genug vorkommt und das sie so maßlos ärgert. "Meine Mitstreiterin Renate Dörfler oder ich werden informiert, dass in einem Ort ausgezehrte, kranke oder trächtige Katzen umherstreunen. Wir fahren in unserer Freizeit und auf unsere Kosten hin, fragen uns durch, klären ab, welche Tiere es sind - und natürlich auch, wer der mögliche Besitzer ist. Wir bieten den vollen Hol- und Bringservice an: Die Katzen werden mitgenommen, kastriert und wieder zurückgebracht oder aber vermittelt, je nach Situation vor Ort."
Bisweilen dürften die beiden Tierschützer aber nicht einmal den Privatgrund betreten. "Das passiert uns häufiger bei Landwirten. Dort wird unser Ansinnen quittiert mit den Worten: ,Die Katzen können nicht weg, die brauchen wir wegen der Mäuse.' Und wenn wir dann auf die unnötigen Krankheits- und Todesfälle eingehen, heißt es lapidar: ,Das war schon immer so, da hat sich auch keiner gekümmert. Das regelt die Natur.'"
Es ist diese Gleichgültigkeit gegenüber einem Mitgeschöpf, die Natalie Ristic auch nach fast 20 Jahren im Tierschutz immer noch fassungslos macht. "Keiner, der Tiere mit schwersten Katzenschnupfen, mit Verletzungen, offenen Ekzemen oder unterernährt und daher mehr tot als lebend gesehen hat, kann diesem Leid teilnahmslos zuschauen. Kein Tierheim und keine noch so engagierte Tierschutzgemeinde ist in der Lage, auch nur ansatzweise alle Streuner zu versorgen, zumal ein Tier, das einmal als Freigänger unterwegs war, sich nicht mehr an ein Leben als Hauskatze gewöhnen lässt. Wenn nicht endlich eine Kastrationspflicht kommt, wird dieses Elend fortdauern."
Tierschutzbund: Gegen die Flut
Das sieht auch der Deutsche Tierschutzbund so und appelliert an alle Halter, ihre Tiere kastrieren zu lassen. Andernfalls ufere die Katzenflut weiter aus, wie die Vereinigung an einem Beispiel ausrechnet: Würde man demnach ein unkastriertes Katzenpaar sich vermehren lassen, so resultierte aus Kindern und Kindeskindern binnen zehn Jahren die unvorstellbare Zahl von 240 Millionen Nachkommen.
Hilfe Der Tierschutzverein Kulmbach und Umgebung sucht Unterstützer, da die Kosten für die Kastration verwilderter Hauskatzen aus Eigenmitteln nicht mehr länger getragen werden können. Es gibt auch ein extra Spendenkonto zum Thema sowie weitere Informationen auf der Homepage
www.kulmbacher-tierheim.de. Ferner würden sich die Tierschützer freuen, wenn sich Personen melden, die Pflegeplätze für Katzen zur Verfügung stellen.
red