Die ehemalige Hausmüll-Deponie in Melkendorf ist Geschichte: 4500 Kubikmeter hat die Stadt abtransportieren lassen. Zum Glück schlummerten im Untergrund keine unliebsamen Überraschungen. Nun werden die Böschungen modelliert, denn die Trasse der Umgehung verläuft künftig hier.
Die einen Bagger sind fort, die nächsten Baumaschinen rollen in absehbarer Zeit an: Der Aushub der früheren Hausmüll-Deponie am Bienenhofweg in Melkendorf ist abgeschlossen, das Material sortiert und auf anderen Lagerstätten platziert. Jetzt ist das Areal frei, um die Pläne zum Bau der Ortsumgehung umzusetzen. Wären nicht die Straßenbauer gekommen - das Gelände wäre unangetastet geblieben. So aber musste die Stadt in den Untergrund, weil der Boden als Tragschicht für die neue Trasse nicht taugt.
Überraschungen unter der Grasnarbe sind ausgeblieben - in diesem Fall zum Glück vor allem die negativen. "Wir haben gefunden, was wir erwartet haben, und das ist überwiegend Hausmüll der unbedenklichen Art", sagt Ingo Wolfgramm, Leiter der Tiefbauabteilung der Stadt Kulmbach. Hausmüll heißt auch: Altmetall, und zwar jede Menge. Töpfe, Reste von Fahrrädern, Eisenträger, Dachrinnen. Wertlos nach den Einschätzungen der Bürger in den 1950er und 1960er Jahren, als das alles weggeworfen, verbuddelt und irgendwann vergessen wurde - heute ist das bares Geld wert. Denn jedes Kilogramm Eisen und Kupfer, das aus der Erde ans Tageslicht zurückkehrt, kehrt zurück in den Rohstoff-Kreislauf und kann als Einnahme den Kosten für die teure Auflassung gegenübergestellt werden.
Keine Zeitbombe im Boden Durch die umfangreichen Beprobungen war, so Wolfgramm, schon vorher abzusehen, dass in Melkendorf keine Müllzeitbombe tickt. "Erfreulicherweise sind wir bei den Arbeiten weder auf Asbest gestoßen noch auf Batterien oder Altöl. Allerdings sind unglaublich viele Flaschen und Gläser aufgetaucht." Und Bauschutt, also Ziegelbruch und Betonreste. Das gilt als unproblematisch und darf auf die Deponie in Kirchleus, eine Lagerstätte der Klasse 0 nach der Deponie-Kategorisierung für gering belastete mineralische Abfälle. "Das spart uns Kosten, weil die Gebühren günstiger sind und wir zudem keine weiten Transportwege hatten", sagt Wolfgramm. Ein kleiner Teil des Aushubs musste nach Himmelkron gebracht werden, auf die dortige Deponie der Klasse 1 für nicht gefährliche Abfälle mit sehr geringem organischem Anteil.
Auf die endgültige Abrechnung wartet Ingo Wolfgramm noch. "Es sieht aber so aus, als kommen wir günstiger weg als geplant." Die Kosten für die Stadt sollten sich laut Ansatz auf etwa 270 000 Euro belaufen. Dass die Maßnahme womöglich billiger kommt, ist auch dem Einsatz der Firma Veolia zu verdanken. Eine stillgelegte, aber für solche Aufgaben genehmigte Anlage des Entsorgungsunternehmens konnte genutzt werden, um direkt vor Ort bereits eine entsprechende Trennung des Abfalls vorzunehmen. "Das hat das ganze Verfahren erleichtert."
Auf der Deponie in Sichtweite zur Melkendorfer St.-Aegidius-Kirche war der Müll auf dem rund 2300 Quadratmeter großem Areal in einer Tiefe bis 4,50 Meter gelagert. Melkendorf war damals noch eigenständige Gemeinde. Natürlich wird nicht jede aufgelassene Deponie in den Neubau einer Straße integriert. Für gewöhnlich bekommen Abfall-Lagerstätten einen so genannten Deckel - der je nach Menge von Problemmüll entsprechend stärker ausfällt. So geschehen bei der 2005 geschlossenen Lagerstätte in Höferänger, einer Deponie der Kategorie II für "nicht gefährliche Abfälle": Dazu gehören verbrannter oder gerotteter Haus- und Gewerbemüll, Industrieabfälle sowie "Einlagerungsstoffe ohne besonderen Überwachungsbedarf".
Kunststoff, Ton und Erde Abfallberater Detlef Zenk vom Landratsamt erklärt, wie ein solches Areal gesichert wird: "Wir reden hier von einer isolierenden Abdeckung mit mehreren Schichten, unter anderem Kunststoff-Folien und Vliesen, und darüber eine verdichtete Tonschicht plus Erde als Grundlage für eine nicht zu tief wurzelnde Bepflanzung." Damit soll der Eintritt von Regenwasser unterbunden werden. Die Gase, die sich mit der Zeit im Untergrund bilden, werden gezielt abgeführt und an der Oberfläche verbrannt. Laut Zenk gasen in Höferänger pro Stunde etwa 30 Kubikmeter aus.
Übrigens: Abfälle, die laut Verordnung auf einer Deponie der Kategorie DK II entsorgt werden müssen, landen seit der Schließung des Standorts Höferänger in Wunsiedel.