Die katholische Kirche möchte das marode Gebäude, für das sich keine Nutzungsmöglichkeit abzeichnet, aus dem Kirchen-Ensemble der Wallfahrtsbasilika Marienweiher entfernen.
Es ist noch gar nicht so lange her, da gab es für das alte Pfarrhaus in Marienweiher direkt neben der Basilika weitreichende Pläne: Als Betten- und Tagungshaus könnte es Marienweiher als Wallfahrtsort und Zentrum kirchlicher Arbeit maßgeblich voranbringen, hieß es damals. Doch derartige Überlegungen sind vom Tisch. Aktuelle Zielsetzung: Abbruch des 1898 errichteten Gebäudes.
Der Marktleugaster Gemeinderat nahm das Vorhaben in seiner jüngsten Sitzung am Montag zur Kenntnis. Weiterreichende Informationen über die Hintergründe hatte im Gremium niemand. Auch die Frage, ob ein Abbruch aus Denkmalschutzgründen überhaupt möglich ist, blieb unbeantwortet.
Denkmalschutz ist eingeschaltet Selbst Pfarrer Alard Maliszewski hat darauf aktuell noch keine Antwort. Wie er auf Anfrage erklärt, ist der Denkmalschutz von Anfang an in die Abrisspläne einbezogen worden und verfasst derzeit eine Stellungnahme dazu.
Dass das alte Pfarrhaus wohl keine Zukunft hat, ist nach seinen Worten einer Vielzahl von Umständen geschuldet. "Es ist fast unmöglich, das Haus zu sanieren", sagt der Geistliche über den baulichen Zustand des Anwesens und die damit verbundenen Kosten. Allenfalls die Hülle könne man erhalten. Im Inneren wäre wohl alles zu erneuern.
Thema Nutzung: Selbst wenn sich ein Geldgeber gefunden hätte, gäbe es keine ausreichende Nutzung für das Haus, so der Franziskanerpater. "In der ganzen Erzdiözese gibt es Gäste- und Exerzitienhäuser, die belegt sein wollen. In Marienweiher würde das Haus derzeit nur drei- bis viermal für Wallfahrten benötigt."
Kein Bau auf Verdacht Was auch Pilgerbüroleiter Jörg Schmidt bestätigt. Er hatte sich intensiv um Seminarteilnehmer bemüht, erreichte aber nicht die erforderliche Resonanz. "Auf Verdacht bauen, das geht natürlich nicht", sagt Schmidt und verweist darauf, dass auch andere Tagungshäuser damit zu tun haben, eine Kostendeckung zu erreichen.
Ob es nicht eine andere Verwendung gäbe? Eine außerkirchliche Nutzung sei angesichts der direkten Nähe zur Basilika schwierig, argumentiert Alard Maliszewski.
Ein weiterer Aspekt, der für einen Abbruch spricht, sind laut Pater Alard die laufenden Unterhaltskosten, die mit der Zustandsverschlechterung der Bausubstanz steigen.
Und was man auch nicht vergessen dürfe: Das schlichte Gebäude, das 1898 für den Gemeindepfarrer zum barocken Kirchen- und Kloster-Ensemble hinzugefügt wurde, versperrt den Blick auf die Wallfahrtsbasilika.
Philipp Hetzel, als Abteilungsleiter am Landratsamt Kulmbach auch für den Denkmalschutz zuständig, hat bisher noch keine Informationen zu dem Vorhaben. Natürlich sei auch für die Aufsichtsbehörde die Stellungnahme des Denkmalschutzes wichtig, sagt er und betont, dass nach dem bayerischen Denkmal-Atlas das gesamte Kirchen-Ensemble in Marienweiher unter Schutz steht. "Natürlich gibt es auch Einzelfallfragen."
Abbruch noch in diesem Jahr? In Marienweiher, wo sich laut Pater Alard keine Dokumente zum Thema Denkmalschutz gefunden haben, ist es unterdessen vorstellbar, dass der Abbruch des alten Pfarrhauses noch in diesem Jahr erfolgt. Eine neue Nutzung für die freiwerdenden Flächen gibt es nicht, wie der Pfarrer betont.