Auch im Kulmbacher Verein Tough Monks, dem etwa 20 passionierte Hindernis-Läufer angehören, herrscht Unmut. Vor allem die Art und Weise der Kommunikation des Veranstalters wird kritisiert. "Das ist ein zweifelhaftes Geschäftsgebaren. Da gibt es viele kleinere Veranstalter, die das besser und fairer lösen. Die Methode ,friss oder stirb´ ist nicht fair. In den USA haben alle Teilnehmer einen 100-Prozent-Gutschein bekommen", teilt der Verein mit.
Droht dem Veranstalter die Pleite?
27 Spartan-Rennen in West- und Südeuropa wollte die Firma "XChange" heuer durchführen, bislang mussten alle Termine wegen Corona abgesagt werden. Doch die rund 100 000 Teilnehmer haben längst ihre Startgebühren in meist dreistelliger Höhe gezahlt. Trotz der Millionen-Einnahmen droht die Veranstaltungs-Agentur mit Sitz in Liechtenstein auf ihrer Internetseite unverhohlen mit der Pleite. Man habe natürlich für die Unzufriedenheit vieler Spartaner Verständnis, liest man da, doch stehe die Zukunft der Firma und fast 100 Mitarbeitern auf der Kippe. "Wir tun das nicht aus Gewinnmaximierung", beteuert der Veranstalter. Man habe "in den letzten Wochen viel gekämpft, zahlreiche Konzepte geschrieben und kostenintensive Anstrengungen unternommen, Spartan 2020 doch noch realisieren zu können".
Eine volle Kostenerstattung "würde uns zwar dieses Jahr nicht ruinieren, aber uns mit großer Sicherheit die Geschäftsgrundlage für 2021 und Folgejahre nehmen. Wir brauchen diese 30 Prozent nicht, um unsere eigenen Taschen zu füllen, sondern eine seriöse Planungssicherheit und somit die Zukunft von Spartan zu sichern (...). Nehmt also nächstes Jahr eine Freundin oder einen Freund mit, dann habt ihr keinerlei Verlust." Nur mit der Gutscheinlösung könne man "Spartan-Rennen in Europa retten", liest man auf der Internetseite. "XChange"-Geschäftsführer Benjamin Höhler war nicht zu erreichen.
Martin Stübinger überzeugt die Argumentation nicht: "Das ist so, wie wenn ich einen Gutschein bei einem Steakhaus habe und der Wirt sagt, ich kriege die restlichen 30 Prozent nur, wenn ich einen weiteren Gast mitbringe."
"Es geht ums Überleben"
Christian Stephan vom Ausrichter "Plan B" wirbt dennoch um Verständnis: "Für uns Veranstaltungsagenturen geht es in der Corona-Krise ums Überleben. Ich kann nur hoffen, dass viele Sportler Verständnis haben, denn die Alternative ist die Insolvenz und keine Rennen in nächster Zeit mehr."
Die Bundesregierung hat auf die Covid19-Pandemie mit Gesetzesänderungen reagiert. So gilt seit 20. Mai 2020, dass Anbieter von Kultur-, Sport- oder sonstigen Freizeitveranstaltungen Gutscheine für Corona bedingte Absagen und Schließungen ausgeben dürfen statt Geld zurückzuzahlen. Wir fragten Julia Zeller von der Verbraucherzentrale Bayern, ob die 70-Prozent-Gutschein-Lösung des Spartan-Race-Veranstalters rechtens ist.
Interview
Frau Zeller, haben nicht auch die Spartaner Anspruch auf einen 100-Prozent-Gutschein?
Der Gutschein muss in voller Höhe der Teilnehmer-Gebühr ausgestellt werden. Eine Splittung der Beträge sieht das Gesetz nicht vor. Zudem muss der Veranstalter den Betrag auszahlen, sofern der Gutschein nicht bis Ende 2021 eingelöst wurde.
Die Gesetzgebung im BGB lässt sich auch nicht durch Klauseln in den Geschäftsbedingungen aufheben?
Grundsätzlich kann man in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen vertragliche Regelungen vereinbaren. Diese dürfen den Verbraucher jedoch nicht unangemessen benachteiligen und müssen mit den wesentlichen gesetzlichen Regelungen im Einklang stehen. Es ist jedoch nicht möglich, gesetzlich festgeschriebene Regelungen komplett auszuhebeln.
Muss der Veranstalter den Betrag auch erstatten, wenn der Sportler den Gutschein bis Ende 2021 nicht einlösen will oder kann, etwa wegen einer Verletzung oder Krankheit?
Den Sportlern steht es frei, die Gutscheine einzulösen oder Ende 2021 die Rückzahlung zu verlangen. Ein Pflicht, die Gutscheine einzulösen gibt es nicht. Kann oder möchte der Sportler an einem möglichen Ersatztermin nicht an dem Rennen teilnehmen, darf dies nicht zu seinen Lasten gehen. Die Gründe sind hierbei unerheblich.
Ohne wirtschaftliches Überleben werden alle Spartaner in die Röhre sehen.
Vorabkasse hatte schon immer ein erhöhtes Risiko.
Stellt sich noch die Frage ob die Stadt die 100.000 Euro Lizenzgebühr auch schon bezahlt hat? Wenn ja, wie wird das geregelt? Warum wurde darüber nicht berichtet?
Ohne Worte,
Und kein Kommentar dazu