Ein Bus mit Menschen aus neun Nationen ist am Dienstagabend in Kulmbach angekommen. Unter den 51 Flüchtlingen sind 18 Kinder, sogar ein Säugling. Das BRK und der Landkreis haben die Menschen in der Dreifachturnhalle untergebracht. Wie viele bleiben und wer seine Reise fortsetzt, entscheidet sich bald.
Sie sind dankbar für ein Stockbett. Dankbar für eine Dusche, Stofftier und Malblock für ihre Kinder, ein warmes Mittagessen, gespendet von der Geschwister-Gummi-Stiftung. Die Menschen in der Dreifachturnhalle der Realschule haben fast nicht - und doch bedeutet es ihnen ein großes Glück auf Erden, hier sein zu können: Sie sind in Deutschland, in "very good Germany", gelandet. In Sicherheit nach allen Fährnissen auf der Flucht. In einem Bus erreichten die 51 Frauen, Männer und Kinder (darunter ein Säugling) am Dienstag um 22.40 Uhr Kulmbach und eine für sie fremde Welt. Sie waren über Ungarn und München gekommen.
Wieder einmal schnell musste es gehen, die Menschen aus Syrien, Irak, Iran, Eritrea und weiteren fünf Ländern zu beherbergen, zu versorgen, auch zu umsorgen mit Zuwendung und Trost. "Wir kommen dank unserer Organisation mittlerweile mit einer Vorlaufzeit von drei Stunden aus, um auf solche Situationen reagieren zu können", sagt BRK-Kreisgeschäftsführer Jürgen Dippold.
Die Regierung von Oberfranken hatte dem Landratsamt in Kulmbach mitgeteilt, dass ein Bus mit Asylsuchenden, die am Münchner Bahnhof warteten, in der Nacht ankommen wird. Ohne den üblichen Zwischenstopp in Bayreuth.
"Das heißt: Auch die Erstregistrierung ging über uns", berichtet Justiziarin Kathrin Limmer. Da das jüngst vom BRK erworbene ehemalige Postgebäude noch nicht bezugsfertig ist, kamen die Flüchtlinge kurzfristig in der Dreifachturnhalle unter. Zeitliche Probleme mit dem nahen Schulbeginn sieht Schulleiterin Monika Hild nicht: "Es sind ja noch 14 Tage, und selbst wenn bis dahin noch hilfsbedürftige Menschen hier untergebracht sind: Der Sportunterricht lässt sich zu der Jahreszeit auch noch sehr gut im Freien halten."
Die ganze Familie in einem Boot
Bereits am Mittwoch soll sich entscheiden, für welche der Ankömmlinge die Reise weitergeht in ein anderes Bundesland. Mohammed aus Syrien ist nicht so wichtig, wo er in Deutschland landet. Er ist froh, es überhaupt ins gelobte Land Germany geschafft zu haben. Mit Frau und vier Kindern hat er die Strapazen auf sich genommen; mehr als 20 Tage lang war er unterwegs. Für die Überfahrt mit dem Schlauchboot musste er - nur für sich - 1300 Dollar berappen. Auf seinem Handy zeigt er Bilder von einer schaukelnden Fahrt mit ungewissem Ausgang. Mit leuchtenden Augen erzählt er von der Hilfsbereitschaft der Menschen in München. "Hungary not good" verweist er im Gegensatz dazu auf die weniger menschenwürdigen Umstände in Budapest, von wo aus der Zug nach Bayern führte.
"Wer sieht, welche Gefahren diese Menschen auf sich nehmen, der weiß: Das ist nackte Angst ums Überleben, die sie zu uns führt." Für OB Henry Schramm sei es deswegen keine Frage, dass Kulmbach den Flüchtlingen helfen muss. "Wir können ihnen das Gefühl von Sicherheit geben, das ist schon viel wert." Die Kulmbacher Bürger zeigten sich äußerst gastfreundlich, und das, was die haupt- und ehrenamtlichen Helfer leisteten, könne gar nicht genug gewürdigt werden.
Schramm betonte, die neue BRK-Unterkunft im ehemaligen Postgebäude werde vom Bauamt unter die Lupe genommen und schnellstmöglich bezugsfertig gemacht. Dort finden bis zu 200 Flüchtlinge Platz. Man müsse angesichts der unabwägbaren Entwicklungen in den Krisengebieten für weitere Ströme gewappnet sein.