Das Ehepaar Kestel ist viel zu Fuß unterwegs. Die beiden Stockheimer vermissen dabei Möglichkeiten zum Ausruhen. Auch Ziele zum Einkehren gebe es an den Strecken im Haßlachtal zu wenige.
Wenn Heidrun und Siegfried Kestel von ihren Wanderungen durch die heimische Flur erzählen, spürt der Zuhörer das Herzblut. In einer Region wie dem Frankenwald zu leben, ist für die beiden daher ideal. Schließlich hat man sich hier auch touristisch auf die Fahnen geschrieben, eine Qualitäts-Wan derregion zu werden. Auf dem dahin Weg müsste nach Ansicht des Stockheimer Ehepaars aber noch ein Defizit beseitigt werden.
"Am Sonntag gibt es an den Wanderstrecken wenige Möglichkeiten zum Einkehren", stellt Siegfried Kestel fest. Das gehöre für viele Wanderer aber zu einer Tour dazu. "Das fehlt. Das sind wir von unseren Touren in Südtirol gewöhnt", sagt der Wanderer. Seine Frau ergänzt: "Die Leute brauchen beim Wandern auch ein Ziel." Selbst wenn man sich aus dem Rucksack versorge, mangele es an Unterstellmöglichkeiten, die eine Rast zulassen und im Sommer Schutz vor der Hitze bieten.
"Wenn die Sonne hoch steht, sehen wir deshalb zu, dass wir in den Wald kommen", stellt Heidrun Kestel fest. Weite Teile ihrer Wanderstrecken rund um Stockheim, Welitsch und Größau lägen in der prallen Sonne.
Kein Papierkorb, keine Bank! Oftmals fehle es sogar an den einfachsten Dingen - wie einer Ruhebank oder einem Mülleimer am Wegesrand. Dabei gebe es in der Gegend so schöne Aussichtspunkte, an denen sich ein Pavillon für eine Rast anbiete, sagt sie. Ihr Blick geht von Wolfersdorf aus in Richtung Posseck. Dort habe ein Sturm vor einigen Jahren eine Schneise in den bewaldeten Hang geschlagen, die eine wundervolle Aussicht ermögliche. Da würde sie sich eine Stätte zum Ausruhen wünschen.
Mancherorts halten die Kestels zudem eine bessere Pflege der Wege und der Landschaft für nötig.
"Früher haben die Bauern viel sauber gemacht", stellt Siegfried Kestel fest. "Und wenn ich Touristen haben will, kann ich das Zeug nicht einfach rumliegen lassen."
Frankenwaldverein hat dort keinen Ortsverein Karl Schoger ist nicht verwundert, dass das Ehepaar Kestel im Stockheim-Pressiger Raum von Defiziten für Wanderer spricht. Der Hauptwanderwart des Frankenwaldvereins kann sich diese Probleme auch erklären. "Dort haben wir keine Ortsgruppe", erklärt er. Gerne würde er diesen weißen Fleck auf der Landkarte des Frankenwaldvereins tilgen, doch dafür müssten sich vor Ort Interessenten finden.
Der Frankenwaldverein kümmere sich vielerorts in der Region um den Zustand der Wanderwege. Gerade vor dem Hintergrund des Projekts "Wanderbares Deutschland" habe sich da schon viel getan. Auch Ruhebänke stelle der Verein immer wieder mal auf.
Doch das sei in erster Linie eine Aufgabe der Kommunen. Ebenso wie das Anlegen und instand halten von Wanderwegen, gerade dort wo der Frankenwaldverein nicht mit einer Ortsgruppe vertreten ist. Also auch in der Stockheimer und Pressiger Flur.
Naherholung noch wichtiger als Tourismus-Aspekt Stockheims Bürgermeister Rainer Detsch (FW) freut sich deswegen über die Anregung der Kestels. Was die Gastronomie betreffe, könne die Gemeinde keinen Einfluss nehmen. Wenn es aber um fehlende Möglichkeiten zum Rasten gehe oder Wege, die in schlechtem Zustand seien, sei er froh über Hinweise aus der Bevölkerung.
"Wir sind dabei, das Ganze zu überplanen", geht das Gemeindeoberhaupt ebenfalls auf das Projekt "Wanderbares Deutschland" ein. Mit Pressig zusammen habe man bereits eine Karte der Rundwanderwege im größeren Umfeld der beiden Gemeinden erstellt.
Diese werde auch sehr gut angenommen. Vor allem mit dem Förderverein Bergbaugeschichte kümmere man sich unmittelbar um die Wege. Ein neuer Wanderweg werde in diesem Zuge angelegt. Er werde "Im Kohlenwald" heißen.
Detsch betont aber, dass die Gemeinde ihre Bemühungen für die Wanderer gar nicht so deutlich am Faktor "Tourismus" aufhängen will. "In erster Linie geht es uns um die Naherholung für die Menschen vor Ort. Und wenn dann touristisch noch etwas dazukommt, haben wir schon viel erreicht", erklärt der Bürgermeister.
Aus diesem Grund brauche es Verbesserungsvorschläge aus der Bevölkerung. Detsch stellt fest: "Damit rennt man offene Türen bei uns ein.
Wir sind für solche Informationen dankbar - aber damit wir etwas unternehmen können, müssen sie auch an uns herangetragen werden."
Im konkreten Fall will der Bürgermeister prüfen lassen, ob sich ein Platz für eine Rast im Schatten am Wunschort der Kestels einrichten lässt. Das hänge zunächst einmal davon ab, ob es sich um gemeindlichen oder privaten Boden handele. Gegebenenfalls müsse man eben mit dem Besitzer sprechen. An einer Bank werde es aber sicher nicht scheitern, verspricht Detsch.