Wilhelmsthal muss tief in die Tasche greifen

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Die neue Einleitungsgenehmigung für die Kläranlage in Gifting (im Bild) soll beantragt werden. Für eine Genehmigung in Steinberg gilt es, ein deutliches Signal ans Landratsamt zu senden. Fotos: Marco Meißner
Die neue Einleitungsgenehmigung für die Kläranlage in Gifting (im Bild) soll beantragt werden. Für eine Genehmigung in Steinberg gilt es, ein deutliches Signal ans Landratsamt zu senden. Fotos: Marco Meißner

Die Gemeinde Wilhelmsthal muss umgehend ein Vorhaben in Angriff nehmen, das über Jahre auf die lange Bank geschoben wurde. Der Kanal muss fit für die Zukunft gemacht werden. Das wird über die Jahre eine Millionensumme verschlingen.

Der Gemeinde Wilhelmsthal steht das (Ab- )Wasser zwar nicht bis zum Hals, Bürgermeisterin Susanne Grebner (SPD/FB) machte in der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend allerdings deutlich, dass akuter Handlungsbedarf in Sachen Kanal besteht. Andernfalls könnte es Probleme mit der Ausleitung des in der Kläranlage Steinberg behandelten Abwassers und Ärger mit dem Landratsamt geben.

Im Jahr 2006 habe die Gemeinde für die Weiterleitung des Wassers eine Genehmigung mit Auflagen bekommen. "Denen sind wir nicht nachgekommen", blickte Grebner auf eine "Odyssee", deren Ausgangspunkt noch weiter zurückliegt. Bereits 2001 wurden erste Untersuchungen am Abwassersystem unternommen, um es fit für die Zukunft zu machen.
Getan hat sich laut Grebner und den Vertretern des Ingenieurbüros SRP seither nichts mehr.


Beträchtliche Kosten

"Es wird nicht billig, und es wird immer akuter", sprach die Bürgermeisterin die Probleme an, die unter anderem durch zu viel Fremdwasser im Kanal entstehen. Das Landratsamt mache Druck. "Wir müssen die Sache endlich angehen", unterstrich Grebner.

Dem pflichtete Stefan Ströhlein von SRP bei. "Wasser muss als Schutzgut rein gehalten werden", ging er auf gesetzliche Vorgaben ein. Daher müsse das Einleiten von behandeltem Abwasser in Flüsse genehmigt werden. Das Eindringen von zu viel Fremdwasser ins Wilhelmsthaler Kanalnetz sei für den Erhalt dieser Genehmigung ein Problem, weil Grundwasser unnötig verschmutzt werde, die Belastung für die Anlagen steige, ein höherer Reinigungsbedarf bestehe und höhere Abgaben die Folge seien. Daher sei eine Fremdwasser-Reduzierung notwendig.

Die Frage, die sich dem Ratsgremium dabei stellt: Wie schnell und wie umfangreich sollen die Arbeiten in Angriff genommen werden? "Es ist nicht wirtschaftlich oder sinnvoll, jedes Jahr 100 000 Euro in die Hand zu nehmen und dann immer wieder von vorne anzufangen", betonte die Bürgermeisterin, dass man Nägel mit Köpfen machen und dem Landratsamt ein positives Signal geben müsse. Allerdings hatte sie ihren Blick auch auf die angespannten Finanzen der Gemeinde gerichtet. Immerhin stehen für die Gesamtmaßnahme in einem ersten Ablaufplan (2015 bis 2024) unter dem Strich über vier Millionen Euro an Kosten zu Buche.

Matthias Barnickel (SPD/FB) betonte, dass sich seine Fraktion etwas scheue, gleich 30 Kilometer Kanal befahren zu lassen. Er wollte die Maßnahme lieber in leichter verdaubare Happen aufteilen. Auch Grebner räumte ein: "Wir können jetzt nicht in fünf Jahren das aufholen, was 15 Jahre lang verschlafen wurde."


Gute Aufteilung finden

SRP-Mitarbeiter Thomas Hammerschmidt war zuversichtlich, dass das Landratsamt mit einem solchen Vorgehen leben könnte, nur sollte man nicht zu kleinteilig werden. "Man kann splitten. Man muss sich nur einig sein, was man machen will", betonte er. Seine Empfehlung war, mit den tiefer liegenden Stellen im Süden von Steinberg zu beginnen. Dort werden die größten Schäden am Kanalnetz vermutet. "Es weiß kein Mensch, was in den vergangenen 14 Jahren in den Kanälen passiert ist", stellte er mit dem Blick auf die bisher letzte Kanalbefahrung 2001 fest.

Etwas Bauchschmerzen äußerte Klaus Sesselmann (CSU), dass die Bürger angesichts der Gesamtkosten dieser Maßnahme nicht über Gebühr belastet werden sollten. Die Bürgermeisterin sah jedoch die Gefahr, dass die Aufsichtsbehörde bei einem weiteren Verzögern der Maßnahme irgendwann die Reißleine zieht und die Gemeinde zum sofortigen Handeln verpflichtet. Heinrich Förtsch (CSU) empfahl, bei der Prioritätensetzung auf das Wissen der Klärwärter zurückzugreifen. Vielleicht lasse sich die Situation entschärfen und Zeit gewinnen, wenn man sich zunächst auf die ihnen bekannten Brennpunkte stürze.

Petra Öhring (CSU) betonte, dass man dieses Projekt nicht ausschließlich an die Haushaltssituation koppeln könne, auch wenn Sparmaßnahmen an anderer Stelle für ein Vorhaben, von dem man am Ende nichts sehe, nicht populär sein dürften. "Wenn der Kanal mal nicht mehr funktioniert, ist das Geschreie noch größer", war sie überzeugt. Gleichzeitig gelte es, in München erneut auf die schwierige Situation in Wilhelmsthal hinzuweisen und weitere Unterstützung zu erbitten.

Letztlich stimmte das Gremium der Maßnahme einhellig zu, wobei der zeitliche Ablauf nochmals abgesprochen werden soll. Auch eine Speicherung und Verwaltung der Daten durch SRP wurde gebilligt. Einem Angebot des Büros, sich um die Neuerteilung einer gehobenen, wasserrechtlichen Erlaubnis für das Einleiten des behandelten Wassers aus der Kläranlage Gifting sowie von Regenwasser in die Teuschnitz zu kümmern, wurde einmütig zugestimmt.