Widerstand gegen geplante Windräder bei Hain

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Fünf große Windräder sind auf dem Reinberg geplant, deutet Helmut Schiffner mit der linken Hand an und zeigt mit der rechten Hand auf den Höhenzug, auf dem die Windräder errichtet werden sollen. Deren Rotoren würden bis zum oberen Bildrand ragen. Foto: Friedwald Schedel
Fünf große Windräder sind auf dem Reinberg geplant, deutet Helmut Schiffner mit der linken Hand an und zeigt mit der rechten Hand auf den Höhenzug, auf dem die Windräder errichtet werden sollen. Deren Rotoren würden bis zum oberen Bildrand ragen. Foto: Friedwald Schedel
Auf dem Reinberg sollen die Windräder entstehen. Foto: Friedwald Schedel
Auf dem Reinberg sollen die Windräder entstehen. Foto: Friedwald Schedel
 
Foto: Friedwald Schedel
Foto: Friedwald Schedel
 
Blick vom Reinberg Richtung Hain und Weides Foto: Friedwald Schedel
Blick vom Reinberg Richtung Hain und Weides Foto: Friedwald Schedel
 
Blick vom Reinberg Richtung Hain und Weides Foto: Friedwald Schedel
Blick vom Reinberg Richtung Hain und Weides Foto: Friedwald Schedel
 
Die beiden Windräder zwischen Gössersdorf und Eisenwind werden bald Geschwister bekommen. Foto: Friedwald Schedel
Die beiden Windräder zwischen Gössersdorf und Eisenwind werden bald Geschwister bekommen. Foto: Friedwald Schedel
 
Zwei rote Milane drehen ihre Runden über dem Wald am Reinberg bei Hain. Foto: Friedwald Schedel
Zwei rote Milane drehen ihre Runden über dem Wald am Reinberg bei Hain. Foto: Friedwald Schedel
 

Bei Hain (Kreis Kronach) sollen fünf Windkraftanlagen errichtet werden. Das hat Helmut Schiffner vom Schlosshof auf den Plan gerufen. Er hält die über 200 Meter hohen Bauwerke für unverantwortlich. Und er verspürt Rückenwind der Bürger.

Helmut Schiffner ist entsetzt, wenn er von seinem Anwesen, dem Schlosshof Hain, Richtung Osten zum Reinberg blickt und sich vorstellt, dass künftig fünf große Windräder aus dem hohen Baumbestand ragen werden. Über 200 Meter hoch sollen die Windräder werden. Schiffner meint, dass dadurch das Landschaftsbild nachhaltig verschandelt wird, denn die "Windmonster", wie er die Windräder nennt, seien von überall her zu sehen.

Der Küpser Marktgemeinderat und der Gemeinderat Weißenbrunn sprechen am kommenden Dienstag über die Baupläne für die fünf Windräder. Vertreter des Betreibers Stadtwerke Mannheim werden anwesend sein und den Räten Rede und Antwort stehen. Und auch Helmut Schiffner wird an der Sitzung in Küps mit Gleichgesinnten teilnehmen und eine Unterschriftenliste übergeben.
"Ich bitte alle Bürger der Gemeinden Küps und Weißenbrunn, die sich einem Protest gegen die Windkraftwerke anschließen wollen, am Freitag, 23. Mai, 18 Uhr, in den Schlosshof nach Hain zu kommen. Dort werden Unterschriftenlisten ausliegen", fordert Helmut Schiffner zum Widerstand auf.

Es gehe nicht um Politik, "sondern um unseren traumhaft schönen Lebensraum". Deshalb sei er vor 20 Jahren auch aus München in den Frankenwald gekommen. Schiffner meinte, wenn am Freitag nur fünf Leute kämen, habe er als Demokrat auch keine Probleme damit und werde das akzeptieren. Aus den vielen Gesprächen und Anrufen der vergangenen Tage sieht Schiffner jedoch einen gewaltigen Rückenwind für sein Anliegen.

Sofort ein Flugblatt verfasst

Der Küpser Bürgermeister Herbert Schneider (parteilos) verwies darauf, dass der Marktgemeinderat bei der Sitzung am 27. Mai darum gebeten werde, das gemeindliche Einvernehmen zu den Bauanträgen für die fünf Windräder zu erteilen. Man müsse die formalrechtlichen Wege beschreiten. Schneider war verwundert über den jetzigen Wirbel. Beim laufenden Verfahren habe es "noch keine Einlassung der Bürger" gegeben, auch von Helmut Schiffner nicht. Der berichtet, dass er erst am vergangenen Samstag vom Bau der Windräder erfahren habe. Sofort habe er ein Flugblatt verfasst und verbreitet. Die Ängste und Sorgen großer Teile der Bevölkerung würden einfach nicht zur Kenntnis genommen, gewaltige Windkraftwerke als putzige Windräder verharmlost.

Lärm je nach Windrichtung

"Die Investoren aus Mannheim werden reich, die Häuslebauer aus Küps und Weißenbrunn werden arm", sprach Schiffner die hohen Subventionen für die Windräder und den eventuellen Wertverlust für die Wohnanwesen an. Schiffner wartet auch auf eine Antwort, was mit den Roten Milanen passiert, die regelmäßig über dem Reinberg kreisen. Diese Greifvögel stehen auf der Roten Liste.

Ein weiterer Aspekt ist die Lärmbelästigung durch die Windräder. Je nach Windrichtung werden die Bürger aus Wildenberg (Südwind), Hain (Ostwind), Kirchlein (Südwestwind), Schimmendorf (Südostwind) oder Kirchleus (Westwind) ein Surren hören. Schiffner befürchtet tinnitusartige Beschwerden.

Der Weißenbrunner Bürgermeister Egon Herrmann (SPD), auf dessen Gebiet zwei der fünf Hainer Windräder stehen sollen, verwies darauf, dass der Gemeinderat einstimmige Beschlüsse gefasst und sich für regenerative Energien ausgesprochen habe. Gössersdorf sei das erste Energiedorf im Landkreis mit Freiflächenanlagen und Windrädern gewesen. Bürgermeister Herrmann informierte, dass die Anfahrt der Baufahrzeuge und Schwertransporte zu den Bauplätzen der fünf Windräder von Kirchleus aus erfolgen werde.

Die fünf Windräder, die bei Hain auf dem Reinberg entstehen sollen, haben gigantische Ausmaße. Darüber informierte der Bauherr, die MVV Energie AG aus Mannheim. Nach dem aktuellen Stand der Planungen sind fünf Windkraftanlagen vom Typ GE-2.5-120 vorgesehen. Diese Riesen haben eine Nabenhöhe von 139 Metern und eine Nennleistung von zweieinhalb Megawatt. Mit den Rotoren zusammen ist eine solche Anlage über 200 Meter hoch. Der Windpark könnte Strom für knapp 10 000 Haushalte erzeugen.

Die Anlagen befinden sich innerhalb der Windvorrangfläche "Hain-Ost", die vom Regionalen Planungsverband Oberfranken-West ausgewiesen ist. "Die im bayerischen Windatlas empfohlenen Siedlungsabstände werden an allen Stellen deutlich überschritten", führte Kerstin Westrup von der Konzernkommunikation der MVV Energie AG an, dass der Abstand mindestens 870 Meter, meistens über einen Kilometer beträgt.


Abstand zu den Häusern

Und in der Tat: Der Abstand zwischen dem Schlosshof Hain und dem nächstgelegenen Windrad beträgt etwa eineinhalb Kilometer. Die anderen Windräder sind noch weiter entfernt. Solche Windriesen brauchen ein solides Fundament. "Die erforderlichen Fundamente der Anlagen haben einen Durchmesser von etwa 20 Metern und eine Stärke von etwa 3,2 Metern", berichtete Kerstin Westrup. Das ergibt eine Masse von gut 1000 Kubikmetern Stahlbeton und ein Gewicht von knapp 2500 Tonnen - pro Fundament jedes Windrads. Die Untersuchungen zur Windhöffigkeit am Reinberg sollen eine Viertelmillion Euro gekostet haben.

Forstdirektor Michael Schneider vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Stadtsteinach bestätigte, dass der noch zu bauende Zufahrtsweg eine Breite von acht Metern haben soll. Nach den Bauarbeiten soll er wieder zurückgebaut werden, weil er viel breiter ist als bei einem Forstweg nötig. "Das wäre für einen Forstweg sehr üppig", meinte Michael Schneider. Zahlreiche Nadelbäume müssen gefällt werden, nach den bisherigen Planungen auch einige alte Eichen.


Anfahrt von Schimmendorf aus

Der neu zu bauende Erschließungsweg beginnt am Samelstein bei Schimmendorf. Dort stoßen sieben Fuhren aufeinander. Der neue Weg wird vom Samelstein bis zum ersten Windrad knapp zwei Kilometer lang sein. Vom ersten bis zum fünften Windrad sind es noch einmal etwa eineinhalb Kilometer. Bei den jetzigen Wegen im Wald handelt es sich zurzeit auch nur um mäßig befestigte Fuhren. Die Waldbesitzer werden sich über die verbesserte Abfuhrmöglichkeit aus dem Wald freuen. Die neue Erschließungsstraße durchschneidet aber das größte zusammenhängende Waldgebiet in dieser Gegend.