Warum wird Rotwein aus großen Gläsern mit einer weiten Öffnung getrunken? Und wie beeinflussen Farbe und Verschluss der Flasche die Qualität des Weins? Weinakademiker Achim Brettel berichtet.
Wer ein gutes Glas Wein zu schätzen weiß, dürfte in Achim Brettels Reich große Augen bekommen: Im Verkaufsbereich ist es angenehm kühl, beleuchtet wird der Raum mit den lachsfarbenen Wänden durch helle Deckenlampen.
Schließlich sollen für die Flaschen in den davorstehenden, an die zwei Meter hohen Regalen, beste Lagerbedingungen herrschen. Denn von denen hat der Weinakademiker einige. Guter Wein ist anspruchsvoll, er hätte es gerne kühl und dunkel. Experten geben Tipps, wie Wein zu Hause gelagert werden sollten.
Wein-Experte aus Oberfranken: 1500 Sorten im Angebot
Und so unterschiedlich die Farben der Flaschen sind, so unterschiedlich sind auch Brettels Vorräte. In seinem gleichnamigen Weinhof, den der Diplomingenieur für Getränketechnologie seit 1967 in dritter Generation betreibt, verkauft er rund 1500 verschiedene Weinsorten. Besonders gefragt sind derzeit Sommerweine. Für diese sei "ein junger Jahrgang mit moderatem Alkoholgehalt und ein fruchtiger Geschmack" charakteristisch, verrät Brettel. Zu den Sommerweinen zählen leichte Weiß-Rotlinge und Roséweine. Letzterer wird im Gegensatz zum Weißwein aus roten Trauben hergestellt. "Beim Rotling werden weiße und rote Trauben zusammen gekeltert."
Wein-Akademiker gibt Tipps und Infos zu Kühlung, Lagerung und Co. von Weinen
1. Die richtige Serviertemperatur
Ein Sommerwein soll eine erfrischende Wirkung haben und wird erfahrungsgemäß eher zum "puren Genuss" als zur Lagerung gekauft. "Entscheidend ist die richtige Serviertemperatur, die zwischen acht und zehn Grad liegen sollte", erklärt der 58-Jährige. Für den Fall, dass der Wein schnell gekühlt werden muss, rät er, diesen in eine Schale mit kaltem Wasser, Eis und Salz zu legen. "Das Eis taut durch das Salz schneller auf." Auch kleine Kühltaschen- und Manschetten sind eine gute Alternative. Auch wir haben einen genialen Trick parat, wie man Weißwein kühlen kann, ohne das Getränk zu verwässern.
2. Welche Glasgröße für welchen Wein?
Für einen Sommerwein sind kleinere Gläser mit einer weniger großen Öffnung ausreichend. Anders sieht es bei schwereren Rotweinen aus, die vor allem im Winter getrunken werden: "Damit der Wein atmen kann, sollte die Flasche mindestens eine Stunde vor dem Trinken geöffnet werden", empfiehlt Brettel. Durch den Kontakt mit Sauerstoff entfalte sich das Bouquet des Weins besser. Deshalb werde Rotwein auch aus Gläsern mit einer größeren Öffnung getrunken und vorher im Glas geschwenkt.
3. Was sagt die Flaschenfarbe aus?
Die Farbe der Weinflaschen ist sowohl für das Marketing als auch für die Haltbarkeit entscheidend: Wein in dunklem Glas hält länger. "Besonders UV-Licht kann die Qualität des Weines negativ beeinflussen. Die Ausnahme sind Roséweine, die meist in weiße Flaschen abgefüllt werden, weil sie zum schnellen Verbrauch bestimmt sind", sagt Brettel.
4. Korken oder Schraubverschluss: Was für den Drehverschluss spricht
Der Verschluss der Flasche beeinflusst die Reifung und Haltbarkeit des Weins. "Ein Korken ist porös, weshalb Sauerstoff in die Flasche gelangt und der Wein altert." Der Schraubverschluss ist seiner Meinung nach die einfachste Art, eine Weinflasche zu verschließen. "Er ist vollkommen dicht und lässt sich ohne Hilfsmittel öffnen und wieder schließen". Er schätzt, dass mittlerweile 90 Prozent der in Deutschland produzierten Weine in eine Flasche mit Drehverschluss gefüllt werden: "Durch den Verschluss lässt sich nicht auf die Qualität des Weins schließen. Auch in Franken werden Weine für 30 Euro pro Flasche mit einem Drehverschluss versehen."