Wenn es irgendwelche Fest gibt, ist auch Horst Frenzel nicht weit. Mit seinem Leierkasten sammelt er seit vielen Jahren Spenden für soziale Zwecke. Auch beim Kronacher Weihnachsmarkt ist der 82-Jährige wieder mit von der Partie.
"Hallo, Herr Weihnachtsmann", sagt ein Besucher auf dem Weihnachtsmarkt des Kronacher BRK-Seniorenhauses. Er zückt seinen Geldbeutel und wirft etwas Kleingeld in das Körbchen von Horst Frenzel. Normalerweise würde der junggebliebene 82-Jährige nun zum Dank seinen Zylinderhut heben, den er während des Jahres immer trägt, wenn er mit seinem Leierkasten unterwegs ist. Doch heute hat Horst Frenzel sein Nikolaus-Gewand an. Dazu gehört natürlich auch ein weißer Bart, der etwas unter seinem Mund angebracht ist. "Damit ich mit den Leuten reden kann", erklärt der Weihnachtsmann, der mit seinem Instrument schon in vielen Städten und auf unzähligen Veranstaltungen alte Weisen erklingen ließ und noch immer lässt.
Der freundliche Spender erntet von ihm nicht nur ein strahlendes Lächeln, sondern auch ein von Herzen kommendes "Besten Dank". Es wird ein wenig geredet, über dies und das, über Gott und die Welt. Horst Frenzel lässt schöne Grüße ausrichten, dann geht der andere Mann weiter.
Eine typische Situation, denn der "Leierkasten-Mann" ist - wie er selbst sagt - so bekannt wie der sprichwörtlich bunte Hund. Und das ist auch kein Wunder. Im kommenden Jahr werden es drei Jahrzehnte, dass der Kronacher mit dem Leierkasten für die Lebenshilfe, aber auch für andere wohltätige Zwecke - wie jüngst für die Katastrophenopfer auf den Philippinen - Geld sammelt.
"Mein Instrument ist der Leierkasten - ein Kasten, auf dem man leiert", erklärt der charmante Senior. Sein von ihm knallgelb angemalter Leierkasten steht auf einem lilafarbenen Kinderwagengestell. Denn mobil muss Horst Frenzel auf alle Fälle sein.
"Überall komme ich aber nicht mehr hin. Ich fahre nur noch mit dem Omnibus, da geht das Gestell mit dem Leierkasten gut rein. Früher war ich auch mit der Bahn unterwegs, aber das geht jetzt nicht mehr", sagt er fast entschuldigend.
Leierkasten war ein Fundstück Bei dem Leierkasten, der erst wieder von ihm eine frische Farbe erhalten hat, handelt es sich um ein Fundstück. "Mein Sohn hat ihn vor mehr als 30 Jahren in einer Scheune gefunden. Er war kaputt, und auch der Holzwurm war drin. Mein Sohn hat ihn mir gegeben und gemeint, damit ich etwas zu tun habe", erinnert sich der rüstige Senior. Damals habe der Leierkasten so um die zwei Zentner gewogen, was an dem riesigen Gehäuse gelegen habe. "Das Holz war zwei Zentimeter dick. Ich habe dann einen anderen Aufsatz darauf gebaut. Jetzt wiegt er knapp einen Zentner."
Frenzel hat sechs Kinder, zwei Söhne und vier Töchter. Eine seiner Töchter ist behindert und wird in der Lebenshilfe betreut - daher der Bezug zu dieser Einrichtung, die Horst Frenzel sehr schätzt. Als er mit dem Sammeln begonnen hat, war seine Tochter 18, jetzt ist sie 47 Jahre alt. Noch immer sieht man beide des Öfteren beim gemeinsamen Spaziergang. Die Ehefrau von Horst Frenzel starb bereits vor 22 Jahren. Seit ihrem Tod hat der Kronacher seine Sammeltätigkeit noch verstärkt, was ihm vorher auf Grund der Krankheit seiner Ehefrau nicht so möglich war.
Auf die Frage, ob es denn nicht anstrengend ist, stundenlang die Kurbel zu drehen, sagt er: "Das macht mir Spaß. Ich bin gerne unter den Leuten. Es ist doch besser, ich bin hier und sammele für die Lebenshilfe, als wenn ich zu Hause rumsitze. Außerdem kommen zu mir immer hübsche Damen", verrät er mit einem entwaffnenden Lächeln. Er gesteht, dass er sogar schon einmal in Ausübung seines Dienstes einen Heiratsantrag bekommen habe.
Zeit für ein kurzes Gespräch müsse immer sein. "Ich denke, dass die Leute gerne spenden. Die kennen mich ja und sie wissen, dass das nicht für mich ist."
Ehrensache, dass Horst Frenzel auch auf dem Kronacher Weihnachtsmarkt vertreten sein wird. "Ich habe es ja nicht weit." Wenn das Wetter einigermaßen mitspielt, will er an allen vier Wochenenden dabei sein.