Weihnachtsmarkt: Abschied aus der Oberen Stadt

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Zurück zu den Wurzeln: Die Obere Stadt wird in diesem Jahr keine Rolle mehr für den Kronacher Weihnachtsmarkt spielen. Die Konzentration liegt wieder auf dem Marienplatz. Foto: Fuhrmann(Archiv
Zurück zu den Wurzeln: Die Obere Stadt wird in diesem Jahr keine Rolle mehr für den Kronacher Weihnachtsmarkt spielen. Die Konzentration liegt wieder auf dem Marienplatz. Foto: Fuhrmann(Archiv
Paul Schnell
Paul Schnell
 

Die "Kronacher Weihnacht am Rosenturm" wird dieses Jahr nicht bis hinauf in die Obere Stadt führen. Der Grund: negative Reaktionen der Besucher.

Von weihnachtlicher Entspannung ist noch nichts zu spüren. Kein Wunder. Warum sollte es bei den Vorbereitungen eines Weihnachtsmarkts auch ruhiger zugehen, als in privaten Wohnzimmern vor dem anstehenden Besuch der Verwandten an Heiligabend? Erst fließt der Schweiß, dann der Glühwein. Noch lagern zahlreiche hellbraune Holzwände auf den Pflastersteinen des Marienplatzes und warten darauf, von den ehrenamtlichen Helfern zu schmucken Hütten zusammengesetzt zu werden. "Bis Mitte der Woche sollen die Hütten stehen", sagt Paul Schnell, Vorsitzender des Vereins "kronach.er.leben". Zusammen mit seinem Stellvertreter Steffen Mahr ist er für die Organisation des Aufbaus zuständig. "Ich mehr in der Theorie, Steffen in der Praxis", sagt der 64-Jährige und lacht.
Los geht es am 25. November.


Weniger Unterstützung

Zum zweiten Mal organisiert der Verein heuer die "Kronacher Weihnacht am Rosenturm", nachdem sich die Aktionsgemeinschaft zurückgezogen hatte. Die Erfahrungen des vergangenen Jahres flossen nun auch in die Planungen ein, so Schnell. Zwar sei vieles deutlich besser gelaufen als zunächst angenommen, doch "man weiß halt erst so richtig, wie es geht, wenn man schon einmal eine Runde gedreht hat".

Eine der gezogenen Lehren: Die Obere Stadt ist aus dem Konzept verschwunden. Wohl zur großen Enttäuschung des Stadtrats. "Wir haben versucht, die Besucher über entsprechende Beleuchtung und Aktionen hoch zu führen. Aber das ist eine relativ zugige Ecke, der Besucher verweilt da offenbar nicht gerne", erklärt Schnell. "Es hat leider nicht funktioniert."

Doch das hat Folgen. Denn die Unterstützungssumme von 10 000 Euro gab es von der Stadt vergangenes Jahr nur unter der Voraussetzung, die Obere Stadt in den Weihnachtsmarkt zu integrieren. Nun muss der Verein mit 3000 Euro weniger auskommen. Schnell, der im Hauptberuf Geschäftsführer der Weka ist, hatte kurz nach der Gründung des Vereins im Januar 2015 noch gehofft, ohne Extra-Zahlungen auskommen zu können. "Das war aber utopisch", räumt er ein. "Ohne Subventionen geht es nicht." Wenn der Weihnachtsmarkt in Vollkostenrechnung organisiert werden müsste, sei an einen Weihnachtsmakt in Kronach nicht zu denken. "Ich bin den vielen ehrenamtlichen Helfern daher sehr dankbar", betont Schnell.

Elf große und zwölf kleinere Hütten gilt es, in den kommenden Tagen aufzubauen. Genutzt werden sie teilweise sogar von mehreren Mietern, sogenannten Firanten. Denn diese bleiben nicht immer vom ersten bis zum letzten Adventswochenende. "Wir haben versucht, bei der Auswahl eine vernünftige Mischung zu finden", erklärt Schnell. Es solle ja schließlich ein Weihnachts- und nicht nur ein Ess- und Trinkmarkt sein.


Großes Spektrum

Sechs Speise-, ein Süßwaren- und sieben Getränkestände warten auf die Besucher. "Ohne Essen und Trinken geht es nicht, aber mit Ständen, die Holzhandwerk oder Strickware anbieten sowie einer Imkerei mit Wachsprodukten decken wir ein großes Spektrum ab", sagt der 64-Jährige. Wem gerade diese Stände am Herzen liegen, kommt wohl vor allem am zweiten Adventswochenende auf seine Kosten, wenn die "Kunstvolle Weihnacht" Interessierte wieder in die Kühlenzpassage lockt. Präsentiert werden dort ebenso weihnachtliche Dekorationen aus Glas, Keramik und Metall wie Lichtobjekte, Holzarbeiten oder individuell hergestellter Schmuck.
Fester Austragungsort sind auch auch heuer der Rosenturm und die anliegenden Zwingerteile. Neben einem Photobooth (mobiler Fotostudio-Aufbau), der weihnachtliche Schnappschüsse garantieren soll, warten dort zwei Verkaufshütten und der bereits aus dem Vorjahr bekannte Märchenwald.

Gerade der prägnante Rosenturm soll erneut eine besondere Rolle spielen - als Kerze. "Die Rückwand strahlen wir grün an und den Turm rot. So bekommen wir dann hoffentlich einen Adventskranz mit einer Kerze zu sehen", erklärt der Vorsitzende. Das hätte zwar auch schon vor zwölf Monaten der Fall sein sollen, doch mit dem Ergebnis war Schnell weniger zufrieden. Der Grund: zu große Schattenbildung. Zudem vermischte sich das rote Licht teilweise mit dem grünen. Das soll nun dank verbesserter Lichttechnik anders werden. Zu den Füßen des historischen Gemäuers ist außerdem die Bühne geplant, auf der neben Theaterstücken auch musikalische Auftritte von zahlreichen Bands geplant sind.


Neue Öffnungszeiten

Geändert haben sich auch die Öffnungszeiten: Freitags und sonntags darf nun von 14 bis 22 Uhr über den Markt geschlendert werden, samstags sogar schon ab 12 Uhr - auch am letzten Adventswochenende.
Weil Heiligabend auf einen Samstag fällt, wird der Markt am 22. und 23. Dezember geöffnet sein. "Es haben sich einige beschwert, dass wir in den Tagen vor Heiligabend nicht geöffnet hatten", erzählt Schnell. "Für viele gehört es offenbar dazu, auf dem Weihnachtsmarkt noch eine Wurst zu essen, wenn sie in der Stadt sind". Jetzt soll dem vorweihnachtlichen Stress in den eigenen vier Wänden auf dem Weihnachtsmarkt noch einmal entkommen werden dürfen.