Von Chancen und Grenzen für Flüchtlinge im Markt Tettau

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Dem Unternehmer Carl-August Heinz beschenkt das Kind einer Flüchtlingsfamilie. Fotos: Veronika Schadeck
Dem Unternehmer Carl-August Heinz beschenkt das Kind einer Flüchtlingsfamilie.  Fotos: Veronika Schadeck
Die ersten drei Flüchtlinge wurden bei Heinz-Glas eingestellt. Mit im Bild: Melanie Fiedler von der Heinz-Personalabteilung und Adem Elkol (hintere Reihe, 1. und 2. von links).
Die ersten drei Flüchtlinge wurden bei Heinz-Glas eingestellt. Mit im Bild: Melanie Fiedler von der Heinz-Personalabteilung und Adem Elkol (hintere Reihe, 1. und 2. von links).
 

Carl-August Heinz hieß im Glascafé im Rahmen einer Weihnachtsfeier Flüchtlinge aus der Region willkommen. Dabei machte er auch klar, wie viele Flüchtlinge pro Jahr er in Tettau für gut integrierbar hält.

Man sah es ihm an. Es bereitete dem Präsidenten von Heinz-Glas, Carl-August Heinz, Freude Geschenke an die Flüchtlingskinder, die aus Syrien, Irak und Albanien kamen, zu verteilen. Aber auch deren Eltern überreichte er eine kleine Aufmerksamkeit. Er wolle mit dieser Feier den Flüchtlingen den Weihnachtsgedanken nahebringen. Schließlich werde Jesus auch im Koran als Prophet anerkannt, so Carl-August Heinz. Anwesend waren auch Pfarrer Jörg Zech und der Imam der türkisch-islamischen Gemeinde zu Tettau, Hakki Yasa.


Tettau nicht als Durchgangslager sehen

"Bei mir gab es so etwas nicht", meinte Adem Elkol schmunzelnd. Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende von Heinz-Glas fungierte als Dolmetscher.
Er kam vor 42 Jahren aus der Türkei nach Kleintettau und er sieht gute Chancen, dass die Integration von Flüchtlingen im Markt Tettau gelingen wird.

Davon ist auch Bürgermeister Peter Ebertsch überzeugt. Am Anfang, so erinnerte der Bürgermeister, kamen die Italiener, später die Türken, dann die Griechen, Polen und Russlanddeutschen. "Bis jetzt haben wir es geschafft." Während der Reden war immer wieder Adem Elkol gefordert, er übersetzte vom Deutschen ins Türkische, ein syrischer Flüchtling dann von der türkischen Sprache in deren Muttersprache.

Ebertsch appellierte an die Flüchtlinge, sich einzubringen, seine Gemeinde und den Landkreis Kronach nicht nur als Durchgangslager zu sehen, sondern als dauerhafte Bleibe. "Tettau hat einen gewissen Charme", sagt Ebertsch.


Im Jahr 25 Flüchtlinge einbringen

"Wir müssen es probieren, denn sonst haben wir verloren", so begründete Carl-August Heinz sein Engagement. Und er sowie die ganze Geschäftsführung von Heinz-Glas haben einiges vor. Im Dezember hat er drei Syrer in seinem Unternehmen eingestellt.

Einer davon ist Ismail Alsadim. Der 37-jährige hat in seinem Heimatland als Lehrer gearbeitet. Seine drei Kinder gehen in den Kindergarten oder in die Schule. Neben Arbeit ist für ihn das Wichtigste, rasch Deutsch zu lernen. Er sagt, er habe den festen Willen, bei Heinz-Glas seinen Mann zu stehen.

Carl-August Heinz schwebt nun vor, in den nächsten 36 Monaten jeweils 25 Flüchtlinge pro Jahr in die Arbeitswelt einzuführen und in der Region anzusiedeln. Diese werden mit ihren Familien kommen, somit könne der demografischen Entwicklung etwas entgegengewirkt werden. Das wichtigste für die Flüchtlinge ist ein Beschäftigungsverhältnis, meint der Unternehmer, denn "sonst fällt denen die Decke auf den Kopf". Und: "Sie müssen wegen von diesem Gefühl des Almosenempfängers."


Nicht vergleichbar mit der Nachkriegszeit

Carl-August Heinz, der auch in der Kommunalpolitik aktiv ist, spricht aber auch von Obergrenzen und Herausforderungen, die Vermittlung der deutschen Kultur und Sprache sowie die Bewahrung des sozialen Friedens betreffend. Mehr als 25 Flüchtlinge und Familienangehörige pro Jahr könnten sein Unternehmen und auch die Gemeinde nicht schultern. Deutlich bringt er dabei zum Ausdruck, dass die jetzige Situation nicht mit den Nachkriegsjahren gleichgesetzt werden könne.

Damals kamen Menschen mit der gleichen Religion, Kultur und Sprache. Sowohl die Einheimischen als auch die Ankömmlinge hatten die Folgen eines verlorenen Krieges zu bewältigen. Es gab keinen Verteilungskampf, "denn alle hatten nichts". Während er über seine Pläne spricht, kommt ein kleiner Junge mit seinem Geschenk, einem Heinz-Lkw zu ihm. Carl-August Heinz versucht das Spielzeug zu erklären und meint dann nachdenklich: "Ich bin gespannt was kommt, aber wir müssen handeln. Denn so stehen die Chancen wenigstens 50:50".