Unterricht in Kronach: Wenn sich der Lehrer per E-Mail meldet

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Unterricht zu Hause bedeutet nicht, dass die Schüler eine ruhige Kugel schieben können. Das weiß auch die Neuntklässlerin Maria Löffler. Foto: Alexander Löffler
Unterricht zu Hause bedeutet nicht, dass die Schüler eine ruhige Kugel schieben können. Das weiß auch die Neuntklässlerin Maria Löffler. Foto: Alexander Löffler

Die Schüler im Kreis Kronach müssen sich in Zeiten der Corona-Pandemie an neue Unterrichtsformen gewöhnen. Das stellt auch die Lehrer vor Herausforderungen.

Die Schultasche wird nicht gepackt, das Pausenbrot nicht geschmiert, und die Schulglocken läuten nicht. Trotzdem haben Tausende Schüler im Frankenwald auch in Zeiten der Corona-Pandemie Unterricht. Ihr Zuhause wird zum Klassenzimmer. Statt zum Stift greifen sie zur Maus.

Eine dieser Schülerinnen ist Maria Löffler aus Wellesberg. Sie besucht am Frankenwald-Gymnasium (FWG) in Kronach in die 9. Klasse und bekommt ihre Arbeitsaufträge hauptsächlich per E-Mail übermittelt. "Manche Lehrer senden die Sachen aber auch über den Schulmanager." Während einige das Material für drei Wochen verschicken, erhält sie von anderen Lehrern jede Woche neue Aufgaben. Letzteres ist ihr lieber: "Da fällt es leichter, sich die Arbeit einzuteilen."

Vor- und Nachteile

Dass es insgesamt zu wenige Inhalte sind, die durch die derzeitige Lernsituation vermittelt werden, glaubt sie nicht. Aber wer nicht so gute Noten hat, für den könnte es ihrer Meinung nach trotzdem schwierig sein, alles zu verstehen. Als Beispiel dafür nennt sie Chemie: "Wir mussten im Buch zehn Seiten durchlesen und blau markierte Merksätze rausschreiben. Wenn man dabei überhaupt keine zusätzliche Erklärung erhält, ist es schon nicht so einfach." Deshalb hofft sie darauf, dass viele Sachen noch einmal durchgegangen werden, sobald der Unterricht in der Schule wieder stattfinden kann. Für die aktuelle Situation hat Maria dennoch Verständnis. "Es geht momentan einfach nicht anders. Aber ungewohnt ist es schon."

Der FWG-Achtklässler Dominic Meißner ist von der jetzigen Situation hin- und hergerissen. Einerseits lässt sich zu Hause der Tag besser einteilen, wenn es keinen festen Stundenplan gibt, andererseits ist der Stoff ohne Lehrer und Klassenkameraden stellenweise schwerer zu verstehen. Da fehlt ihm einfach der Austausch. Und wochenlang die Mitschüler nicht zu treffen, sorge manchmal sogar für Langeweile. Über die Lernplattform Mebis sei es zeitweilig problematisch gewesen, an die Aufgaben heranzukommen; sie war gerade in den ersten Tagen hoffnungslos überlastet. Mit E-Mails habe es aber tadellos geklappt. Und die Lehrer hätten "zum größten Teil ganz gut Kontakt gehalten", lobt der 14-Jährige seine Ansprechpartner.

Ein Lob, dass seine Klassenlehrerin Katharina Gödel gerne hören wird. Denn auch für die Lehrkräfte ist die aktuelle Situation eine ganz besondere Herausforderung. Sie mussten schnell reagieren sowie Mittel und Wege finden, um den Unterricht aus der Distanz am Laufen zu halten.

Positve Reaktionen

"Ich habe gute Reaktionen bekommen. Die Schüler schicken mir Antworten teilweise sogar unaufgefordert zu", stellt die Deutsch- und Religionslehrerin fest, dass es am Engagement auch abseits des Klassenzimmers selten mangelt. "Der Großteil der Schüler ist bemüht, die Aufgaben umzusetzen, die ich ihnen gebe." Diese Situation bedeute aber auch, dass die Eigenverantwortung der jungen Leute noch stärker gefordert sei.

So gut der Unterricht in digitalen Bahnen auch funktioniert, vermisst Katharina Gödel jedoch einen wichtigen Aspekt ihrer Arbeit: "Unser Beruf lebt vom Kontakt und Austausch mit den Schülern. In der Klasse kann ich besser auf Fragen reagieren und oft schon an den Gesichtsausdrücken etwas ablesen. Das fällt jetzt weg."

Passenden Weg wählen

Schulleiter Harald Weichert versucht, den Lehrkräften in dieser Zeit mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Doch das geht nur bis zu einem bestimmten Punkt. "Ich habe den Fernunterricht etwas umrissen und habe Tipps gegeben. Aber dann ging es in die Eigeninitiative des jeweiligen Lehrers über", erklärt er, dass jede Lehrkraft selbst die für ihren Unterricht am besten geeigneten Mittel wählen müsse. Für den Englischunterricht in der 7. Klasse entschied er selbst sich beispielsweise für eine kombinierte Mail- und Cloudlösung, um den Unterrichtsstoff an die Schüler zu bringen. "Das klappt ganz gut."

Wichtig ist für ihn bei der Wahl der Mittel aber auch die Situation bei den Schülern zu Hause. "Ich denke, man muss sehr unterscheiden, wie die Situation in den jeweiligen Familien ist", betont er. Sei es die Betreuung der Jugendlichen, sei es die technische Ausstattung - es gebe zum Teil große Unterschiede. Ebenso müssten die Lehrkräfte beachten, dass die Affinität der Schüler zum Computer und zum Tastentippen in der 5. Klasse noch viel geringer ausgeprägt ist als beispielsweise in der Oberstufe.

Skeptisch gegenüber Plattformen

Skeptisch war Weichert von Anfang an, wenn es darum ging, digitale Unterrichtsplattformen wie Mebis zu nutzen. Wie die Schüler bestätigten, war diese Skepsis berechtigt. Der Schulleiter hatte richtig vermutet, dass die Serverleistung dem plötzlichen Ansturm kaum gewachsen sein dürften.

Nach rund zwei Wochen kann aber auch Weichert ein positives Fazit der aktuellen Ausnahmesituation ziehen. "Ich habe sehr viel Lobendes gehört", freut er sich über die Unterstützung der Schule aus den Reihen der Eltern und Schüler. Die Zahl der negativen Äußerungen habe sich doch in Grenzen gehalten.