"Todesstoß" nach 20 Jahren: Löhlein aus Neuenreuth ist insolvent

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Werner Löhleins Unternehmen Hausbau Löhlein ist in die Insolvenz gerutscht. Er hofft, dass seine Kunden trotzdem versorgt sind. Foto: Hendrik Steffens
Werner Löhleins Unternehmen Hausbau Löhlein ist in die Insolvenz gerutscht. Er hofft, dass seine Kunden trotzdem versorgt sind.  Foto: Hendrik Steffens

Das Neuenreuther Unternehmen Hausbau Löhlein GmbH ist insolvent. Das hatte nicht nur mit einer schlechten Auftragslage in 2014 zu tun. Sondern wohl auch mit einer Sozialkasse, die wenig Rücksicht nahm.

Eigentlich wollte Werner Löhlein in diesem Jahr feiern. Das 20-jährige Bestehen seines Familienunternehmens Hausbau Löhlein, in das er "alles Herzblut gesteckt" hat. Daraus wird nichts. Am Montag vor drei Wochen erfuhr der Neuenreuther Unternehmer, dass seine Firmenkonten gepfändet wurden. Diese Woche meldete er Insolvenz an. Die Rechtmäßigkeit der Kontensperrung zweifelt Löhlein nicht an. Er beklagt aber die Art, wie sein Gläubiger, die Sozialkasse Soka-Bau, ihn behandelt hat.

Die Kasse gab den Todesstoß

Die ersten Worte, die Löhlein gegenüber dem Reporter findet, gelten seinen Kunden. "Ich habe ihnen mein Ehrenwort gegeben, dass ich ihre Objekte fertig baue", sagt er. Er hofft, dass er das während der Insolvenz leisten darf.

Der 66-Jährige kennt die Attribute, die oft mit insolventen Unternehmern verbunden werden: windige Typen ohne Moral.
Aber Derartiges dürfe man ihm nicht unterstellen, beschwört Löhlein. Man könne seine Subunternehmer und seine Lieferanten fragen - er habe immer pünktlich gezahlt. Und wenn es in einem schweren Jahr doch mal Schwierigkeiten gab, "dann hat man sich immer geeinigt. Niemand ist leer ausgegangen", sagt der 66-Jährige.

2014 war so ein schwieriges Kapitel. Während in besseren Jahren zwei oder zweieinhalb Millionen umgesetzt wurden, war es in 2014 vielleicht eine Million, schätzt Löhlein. Davon mussten Material und Dienstleister, Betriebskosten und fünf Mitarbeiter bezahlt werden. Trotzdem, "das hätten wir irgendwie gepackt", meint er. Den "Todesstoß", den Ruck in die Insolvenz, habe er der Soka-Bau zu verdanken, meint Löhlein.

Die Soka-Bau ist eine Einrichtung mehrerer Tarifvertragsparteien der Bauwirtschaft. Die Beiträge in die Sozialkasse Soka-Bau werden von den Arbeitgebern erbracht, die durch den Tarifvertrag am Sozialkassenverfahren der Bauwirtschaft beteiligt sind. Die Beitragshöhe berechnet sich als Prozentsatz der Bruttolohnsumme von Arbeitnehmern. Der Satz liegt bei rund zwanzig Prozent.

Ratenzahlung wurde abgelehnt

Strittig war allerdings oftmals, wer in den Geltungsbereich des Tarifvertrags fällt und dementsprechend verpflichtend Beiträge an die Soka-Bau leisten muss: "Zur Einzahlung verpflichtet sind grundsätzlich alle Betriebe, die ausschließlich Bautätigkeiten erbringen", sagte ein Sprecher der Kasse. Betriebe, deren Nebentätigkeiten im Baubereich liegen, blieben beitragsfrei, solange sie nicht mindestens 50 Prozent ihrer Arbeitszeit mit Bautätigkeiten verbringen.

Mit einer Baustellenkontrolle begann für Löhlein das teure Missverständnis. "Ein Mitarbeiter des Hauptzollamts hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich gar nicht zahlungspflichtig sei", erinnert er sich. Sein Betrieb erfülle nicht die erforderlichen Kriterien. Daraufhin stellte Löhlein die Zahlungen ein.

Es folgten Mahnungen der Soka-Bau und mehrere Gerichtsverfahren, die Löhlein verlor. Letztendlich sollte der Neuenreuther Unternehmer eine beträchtliche Summe nachzahlen, Anfang November ließ die Sozialkasse das Konto pfänden.

Werner Löhlein hatte rund drei Wochen Zeit, die volle Summe zu begleichen. "Ich habe mehrfach Ratenzahlung angeboten. Aber das wurde abgeblockt", sagt er. Generell sei die Kommunikation sehr schwierig gewesen. Am 24. November sah er sich gezwungen, den Insolvenzantrag zu stellen.

Die Richterin des zuständigen Arbeitsgerichts in Wiesbaden hatte zuvor klar zugunsten der Kasse geurteilt. Und der Zollbeamte, der Löhlein von den Zahlungen an die Sozialkasse abgeraten hatte, demnach falsch beraten. Die Kasse sei - laut richterlichem Beschluss - auch damit im Recht, dass sie die Ratenzahlung abgelehnt habe, meint Löhlein. "Das hat meiner Firma den Todesstoß gegeben."

Individuelles Verfahren

Der Sprecher der Soka-Bau verwies auf die klaren Zahlungsregelungen, die für Bauunternehmer gelten. "Die Vorgaben sind auf unserer Homepage im Detail nachzulesen", so der Sprecher. Für Nachfragen von Unternehmerseite gebe es Service-Mitarbeiter, die in Einzelfällen beraten. Zum Einzelfall mit dem Unternehmer aus dem Kreis Kronach konnte er keine genaue Auskunft geben.

Bis die Forderungen der Soka-Bau erfüllt sind, wird nun ein Insolvenzverwalter das Unternehmen Hausbau Löhlein GmbH weiterführen, wie Sprecher Christian Pfab vom zuständigen Coburger Amtsgericht mitteilte. Der Insolvenzantrag sei am 25. November eingegangen. In der Regel nimmt ein Insolvenzverwalter nach wenigen Tagen den Dienst auf.

Die Dauer eines Insolvenzverfahrens allerdings kann "stark schwanken", sagte Pfab. Es habe schon Verfahren gegeben, die mit einem Verhandlungstag beendet wurden und andere, die sich beträchtlich länger hinzogen. Es gibt zudem unterschiedliche Arten von Insolvenzverfahren, sodass eine genaue Spezifizierung derzeit noch nicht möglich ist.

Ausstände, die Kunden noch bei der Firma aus Neuenreuth haben, fließen in die Insolvenzmasse. Weitere Unternehmen, die von einer Privatperson - neben der insolventen Firma - betrieben werden, bleiben von einer Insolvenz meist unberührt.