Am Samstag lädt die Kronacher Patchwork- und Quiltgruppe zu ihrer Schau in die Synagoge. Es ist die dritte Ausstellung der kreativen Gruppe, die erneut textile Kostbarkeiten zeigt. Titel: "Am Anfang war der Stoff - Quilt und Bibel". Die Vernissage beginnt um 11 Uhr.
Gott schuf Licht und Land, Tag und Nacht, Meere, Wälder und Blumen, Sonne, Mond und Sterne, Tiere und schließlich auch den Menschen. Danach sah er, "dass alles sehr gut war". Es gibt wohl keine eindrucksvollere Geschichte als die der Schöpfung. Wie die Schöpfungswerke in ein Schema von sieben Tagen eingeordnet ist, so stellt sie auch die Kronacher Patchwork- und Quiltgruppe auf ihrem großen Wandbehang in sieben Teilen dar: nach dem Anfangschaos entsteht Licht, dann sprießt Grün aus der Erde, Blumen und Wälder wachsen, Tiere bevölkern Meer und Land - und schließlich erscheint der Mensch.
Das wunderschöne Gemeinschaftswerk ist der Mittelpunkt der dritten Ausstellung der seit 2002 bestehenden Gruppe.
Nach 2006, als textile Objekte nach keltischen Vorbildern ausgestellt waren, und 2011, als es in "Farbklänge" um die Bedeutung und Wirkung von Farben ging, trägt die jetzige Ausstellung den Titel "Am Anfang war der Stoff - Quilt und Bibel". Neben der Darstellung der Schöpfungsgeschichte sind auch weitere kunstvoll gearbeitete Handarbeiten der kreativen Damen zu sehen, die allesamt einen christlichen Hintergrund haben. Zu ihrer Leidenschaft fürs Quilten und Patchworken kam Brigitte Gesell über ihr Textildesign in Münchberg. Die freie Textilkünstlerin fand einige Frauen, die sich ebenfalls für diese besondere Form der Handarbeit begeisterten. So gründete sie 2002 mit Christa Hofmann die Kronacher Patchwork- und Qiltgruppe.
Im Laufe der Jahre sind einige Neuzugänge hinzugekommen; die meisten der Mitglieder aber sind schon von Anfang an dabei.
"Die Gruppe trifft sich einmal die Woche im evangelischen Gemeindehaus", erzählt Gesell und verweist auf den großen dreiteiligen Gemeinschaftsquilt, der die Wand des Saals ziert. Bei den Treffen sammle man neue Ideen, man tausche Erfahrungen aus und natürlich werde auch gearbeitet - jeder für sich an eigenen Kunstwerken oder auch zusammen wie bei der Schöpfungsgeschichte. Die Idee dafür hatte Christina Sammet. "Wir wollen damit unseren Beitrag zum Lutherjahr leisten und auch zum 500. Geburtstag von Lucas Cranach des Jüngeren, der ja auch in Kronach groß gefeiert wird", erklärt Sammet.
Im Juni 2013 machten sich die Damen ans Werk und trugen erste Ideen zusammen. Man recherchierte beispielsweise übers Internet, beratschlagte und bezog auch Dekanin Dorothea Richter mit ein.
Schließlich einigte man sich darauf, das Werk in sieben Teilen - also einzelnen Bahnen - zu gestalten, entsprechend der sieben Tage der Schöpfungsgeschichte. "Es war ein langer Prozess, wir sind erst jetzt fertiggeworden", räumt Gesell ein.
Begonnen haben die Damen mit den Stoffen, die sie allesamt selbst eingefärbt haben. Für den Hintergrund mit den Elementen habe man genäht und gequiltet. Bestimmte Formen wie Bäume, Pflanzen, Tiere und Menschen spritzten sie mit einer Schablone auf. "Es war uns sehr wichtig, dass sich das harmonisch einfügt", bekunden die Frauen.
Wie die Frauen verraten, gibt es eine große Szene mit Patchwork-Gilden und Vereinen, die große Ausstellungen, Patchwork-Tage, Mitgliedertreffen und Versammlungen organisieren. Beim Patchworken gebe es zwei verschiedene Richtungen: Das traditionelle mit festen Mustern und das freie Patchworken, das mehr in die künstlerische Richtung gehe.
Der Zulauf und das Interesse seien sehr groß. Insbesondere junge Leute wollten wieder nähen lernen, was auch Katjana Österlein bestätigt. "Junge Frauen nähen wieder. Das ist ein echter Boom",, freut sie sich.
Die Damen sind offen für neue Mitglieder. Das für sie Schönste an ihrem Hobby sei, Gedanken kreativ umzusetzen und zugleich noch Platz für eigene Interpretationen zu lassen - so auch bei der Schöpfungsgeschichte. Was mit dem Gemeinschaftswerk nach der Ausstellung passiert, ist noch offen. Keinesfalls möchten die Damen, dass dieses in einem Schrank verschwindet. Vielmehr könnten sie sich vorstellen, den Quilt vielleicht zugunsten eines guten Zwecks zu verkaufen, damit dieses dann - gut sichtbar - beispielsweise die Wände eines öffentlichen Gebäudes zieren und von den Kunden betrachtet werden könnte.
Wer sich selbst ein Bild von den kreativen Arbeiten machen möchte, ist herzlich zur Vernissage eingeladen. Die musikalische Umrahmung liegt in Händen von Philipp Sammet am Schlagzeug. Anschließend kann die Ausstellung bis 27. September besucht werden.
Zur Quilt-Ausstellung
Quilten (englisch quilt: "Steppdecke", "steppen") ist eine uralte Handarbeitstechnik, bei der gefütterte Decken hergestellt werden, die sich beispielsweise aber auch als Wandteppich eignen. Es wird dabei mit drei Lagen gearbeitet, wobei die oberste Stoffschicht aus Patchwork besteht. Dann folgen die Füllung - heute meist aus Vlies - und eine untere Stofflage.
Das Zusammennähen der Schichten mit kleinen Stichen, durch die wiederum zusätzliche Linien und Muster entstehen, wird als Quilten bezeichnet.
Ausstellung Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag: 14 Uhr bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag: 11 Uhr bis 17 Uhr, Begleitprogramm: 20. September, 19.30 Uhr: Kammermusik-Konzert mit Peter Rosenberg (1. Konzertmeister der Bamberger Symphoniker) und Studenten der Musikhochschule Klausenburg, 26.09.2015, 19.30 Uhr: Jiddische Lieder mit Silvan und Eva Wagner
Mitglieder der Gruppe: Brigitte Gesell, Baagi Grimme, Maria Hausmann, Christa Hofmann, Christiane Hofmann, Ulrike Hümmer, Adriana Leen, Katjana Österlein, Marianne Pistor, Christina Sammet, Inge Schubert, Monika Strohmer.