Am Sonntag feierte man in Teuschnitz wieder das beliebte "Arnikafest". Bei Führungen, Vorträgen und Workshops erfuhren die Besucher Wissenswertes und Nützliches rund um die Natur.
Es duftete nach Seifen, Salben und Cremes aber auch frisch zubereiteten kulinarischen Köstlichkeiten wie Bärwurzbratwürsten, Kräuterbraten sowie Nudeln mit Wildkräuterpesto. Ein einzigartiger - von Kräutern durchzogener - Duft lag am Sonntag über dem Schulgelände und der darin 2014 neueröffneten "Arnika Akademie".
Wahre Menschenmassen wollten auch heuer beim nunmehr sechsten Arnikafest dabei sein. Für die Erwachsenen gab es interessante Führungen und lehrreiche Vorträge zu den Themen Naturmedizin, Naturkosmetik und Herstellung von Naturprodukten. Die Kinder hatten viel Spaß bei einem bunten Programm unter anderem mit Workshops, Kinderschminken, Fahrten mit dem Traktor, in der Heu-Hüpfburg und bei einem Märchen-Theater.
Viele liebevoll gestaltete Kulinarik-, Kunst- und Handwerk-Stände insbesondere mit regional hergestellten Naturprodukten verwandelten das Gelände in eine kleine Flaniermeile - mit einer Stimmung wie sie es eben nur beim "Arnikafest" gibt: einzigartig!
Eingeleitet wurde der Festtag mit einem Gottesdienst auf dem Teuschnitzer Schulgelände mit Stadtpfarrer Joachim Lindner. Hans-Peter Müller, Vorsitzender des Arnika-Vereins Teuschnitz, hieß die Gäste nach dem Mittagessen willkommen und stellte das randvoll gefüllte Programm vor. Das Fest sei nur möglich durch eine gute Zusammenarbeit und viele freiwillige Helfer. Sein Dank galt dem Team des Arnikavereins, allen weiteren Mitwirkenden und Organisatoren sowie der Stadt Teuschnitz mit ihrer Verwaltung und dem Bauhof.
Das Nachmittagsprogramm wurde von den Kindergarten-Kindern mit einer zauberhaften Vorführung - natürlich passend zum Thema des Tages - eröffnet.
"Mich darf man nicht einfach pflücken, ich stehe unter Naturschutz. Ich freue mich, dass ich hier wachsen kann und sich so viele Leute um mich kümmern", freute sich ein Junge, der in die Rolle der Arnika-Pflanze geschlüpft war. Er und weitere Mädchen und Jungen stellten verschiedene Kräuter und Pflanzen und ihre Heilwirkung vor.
Eine der wirksamsten Heilpflanzen überhaupt Natürlich durfte dabei die schöne gelbblühende Blume nicht fehlen, die als eine der wirksamsten Heilpflanzen überhaupt gilt und daher im Volksmund auch Engelskraut, Kraftwurz, Bergwohlverleih oder Wundkraut genannt wird. So helfen beispielsweise die rund 150 identifizierten pharmazeutisch-wirksamen Inhaltsstoffe der Arnika und die daraus gewonnenen ätherischen Öle etwa bei Blutergüssen, Prellungen oder Quetschungen.
In ihrem Tanz "Wie gut, dass es die Sonne gibt" dankten die Kinder der lieben Sonne dafür, dass sie die Sonnenblumen wachsen und die kleinsten Blüten blühen lässt. Sie mache allen Menschen gute Laune.
Die Sonne ließ sich am Sonntag leider kaum sehen, der guten Laune aber tat dies keinen Abbruch. In jedem Eck und in jedem Winkel gab es etwas zu entdecken und zu bestaunen: Ausstellungen zur Vermittlung von Naturwissen, Mitmachaktionen und Workshops für Groß und Klein sowie leckere Gerichte und Getränke im Teuschnitzer Natur-Kulinarium. Auf besonderen Zuspruch stießen die sehr interessanten Führungen und Vorträge. Anschaulich und in leicht verständlicher Art und Weise gaben dabei die Referenten das Wissen über die Wirkungen und richtige Anwendung der Pflanzen an Interessierte weiter. Mit Hans-Peter Müller und den Schlepperfreunden konnte man eine Fahrt zum Arnikadenkmal unternehmen.
Kreativität war bei den vielen Workshops gefragt - beispielsweise beim Filzen, der Herstellung von Seifensteinen oder Kräutersalzen, dem Anrühren von Salben und das Spinnen von Wolle mit der Spinngruppe Kronach. Zudem konnten Kräutersuiten aus Naturmaterialien gebaut werden. Hierzu wird es auch eine Ausstellung mit den von den Kindern fantasievoll gestalteten kleinen Kunstwerken geben. Sie hatten ebenso wie die Erwachsenen viel Freude an dem wieder einmal sehr gelungenen Tag, der vor allem eines bot: Naturerlebnisse der besonderen Art - und zwar in Hülle und Fülle!
Der neu entstehende Lehr- und Schaugarten In einer Führung informierten Götz Lauenstein und Oliver Plewa über den neu entstehenden Lehr- und Schaugarten, der bereits Formen angenommen hat.
Die Gäste bekamen dabei schon einmal einen Vorgeschmack auf das, was schon bald in Teuschnitz "grünt und blüht".
Ein lebendiger Lehr- und Schaugarten soll es werden - ein Freizeitgelände für Teuschnitz und den ganzen Landkreis, der von den Bürgern rege genutzt wird. Hierfür sorgen Ausbuchtungen für Sitzgelegenheiten, eingestreute Rasenflächen, ein Wasserbereich als Kernstück, Kräuter über Kräuter aber auch Blühpflanzen. Arnika-Netzwerkmanager Oliver Plewa sowie der verantwortliche Landschaftsarchitekt Götz Lauenstein informierten über die ersten Überlegungen bis zum jetzigen Sachstand. Dabei machten sie schon mal - gleich in doppelter Bedeutung - "Appetit" auf Kräuter und mehr.
"Gesundheit und Natur" "Hintergrund war, dass Teuschnitz mit dem Rücken zur Wand stand und im Laufe der letzten Jahre sehr viele Arbeitsplätze verloren hat", so Plewa über die hinter dem Projekt Arnika-Akademie stehende Idee. Die Rennsteiggemeinden hätten auf Basis einer ISEK-Studie (Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept) jeweils ein Leitbild erarbeitet, um vorhandenes Potenzial zu nutzen. Da man in Teuschnitz über das größte Vorkommen an Arnika im gesamten deutschen Mittelgebirgsraum sowie über weitere rund 50 Heilkräuter direkt vor der Haustür verfüge, habe man sich das Leitbild ,Gesundheit und Natur' gegeben". Nach viel ehrenamtlicher Arbeit habe man eine stattliche Summe Fördermittel erhalten - auch für den Lehr- und Schaugarten. Das Projekt sei auch weiterhin auf Ehrenamtliche angewiesen, aber allein im Ehrenamt nicht mehr machbar.
"Es braucht Kümmerer", erklärte Plewa. Der - seit März 2014 in Diensten der Stadt Teuschnitz stehende - Arnikastadt-Netzwerkmanager erläuterte sein Aufgabengebiet vom Knüpfen von Netzwerken und Finden von Verbündeten über die Koordination von Arbeits- und Projektgruppen bis zur Projektplanung und Management des Kräutergartens. Mittlerweise habe sich die Anzahl der mitwirkenden Ehrenamtlichen auf nunmehr 40 verdoppelt. "Wir wollen das alte Heilwissen sanft vermarkten und damit neue Arbeitsplätze schaffen. Die Arnika-Akademie ist sicherlich kein Alleinmittel. Wir werden auch keine 500 Arbeitsplätze schaffen können", gab er sich realistisch. Aber man könne den Stein ins Rollen bringen.
Sonnenexponierte Lage Landschaftsarchitekt Götz Lauenstein von der Firma Droll und Lauenstein Coburg bezeichnete das Gelände als sehr interessant.
Der Hang eigne sich aufgrund seiner sonnenexponierten Lage sehr gut für die Anlage des Gartens. Kräuter spielen derzeit in der Gartengestaltung eine große Rolle. Man spreche dabei vom "New German Garden Style" - robust, pflegeleicht und möglichst natürlich gewachsen. Die Pflanzen würden in einen Staudengarten bewusst gesetzt, aber wirkten möglichst natürlich. Der in gewundener Form angelegte Lehr- und Schaugarten sei in Teilbereiche angelegt, wobei die Bereiche dem menschlichen Körper zugeordnet seien - innere und äußere Organe, entsprechend der Heilwirkungen der Pflanzen für das jeweilige Organ.
Einen Teilbereich der Böden werde man trocken gestalten. "Hier werden sich die Pflanzen nur langsam entwickeln, da muss man Geduld mitbringen." Diese würden auch nicht gedüngt. "Wenn man sie düngt oder verwöhnt, gehen die Pflanzen kaputt", so Lauenstein.
Er hoffte, dass man im Juli 2016 schon mehr sehen könne. Die Sitzgelegenheiten erhalten eine Mauer aus Thüringer Schiefer. Eventuell erfolge 2016 noch ein zweiter Bauanschnitt - beispielsweise eine Bedachung oder ein Laubengang im hinteren Bereich. Man bemühe sich derzeit um eine entsprechende Förderung.
Laut Plewa werde man Kräuter mit Zierstauden mischen. "Wir wollen nicht alles mit Kräutern vollpflanzen und wir wollen auch keinen botanischen Garten kreieren", betonte er. Man sei dabei weiter auf ehrenamtliche Hilfe angewiesen - so insbesondere auch durch die gegründete Lehr- und Schaugartengruppe, bei der auch weitere Interessierte gerne dazu stoßen und mitwirken könnten. Durch einen Gehweg vom Rathaus zum Garten entstehe eine Anbindung beziehungsweise Verbindungsachse zur Teuschnitzer Innenstadt. Ziel sei ein lebendiger Garten, der rege genutzt wird. Sicher zeigte sich Plewa: "So etwas gibt es hier nirgends weiter, nur bei uns."