Durch personelle Ausfälle wurde der Tourenplan bereits im vergangenen Jahr geändert. Im Norden sieht man sich dadurch benachteiligt. Auch Sicht des zuständigen Sachbearbeiters haben sich die Veränderungen bewährt.
Wie kann der Winterdienst am Rennsteig optimal organisiert werden? Wie können Verkehrsbehinderungen bei Schneefällen und Glatteis minimiert werden? Wie kann die Sicherheit der Bürger und Pendler am besten gewährleistet werden? Wenn es um die Antworten geht, gibt es unterschiedliche Meinungen. Dies zeigte sich auch am Montag, als dieses Thema im Kreistag behandelt wurde.
Konkret geht es darum, dass im vergangenen Jahr der Winterdienst geändert wurde, weil Mitarbeiter krankheitsbedingt längere Zeit ausgefallen sind. Aus diesem Grunde wurde ein Räumfahrzeug von Ludwigsstadt nach Birkach "versetzt". Es sollte eine Ausnahme für ein Jahr sein. Wie von einigen Kreisräten zu erfahren war, sei damals versprochen worden, das Fahrzeug im Winter 2015/16 wiederum im Norden des Landkreises zu stationieren.
Doch daraus wird nun nichts.
Für die Tettauer Ärzte Ines Pechtold und Michael Müller ist diese Entscheidung nicht nachvollziehbar. Die beiden sind die einzigen Ärzte, die derzeit am Rennsteig Notdienste fahren. Und das ist in den Wintermonaten bei Schneefällen und Glatteis besonders anstrengend und natürlich auch gefährlich, berichtet Ines Pechtold. Sie erinnert an den ersten Advent 2015. Die Straßen am Rennsteig waren rutschig und mit Schnee bedeckt. Sie hatte Einsätze in Pressig, anschließend wurde sie nach Ludwigsstadt gerufen. Erst nach rund 90 Minuten sei ihr ein Räumfahrzeug begegnet, erzählt sie: "Das kann nicht sein."
Sie spricht von einem Druck, schnellstmöglich beim Patienten zu sein, denn im Notfall könne jede Sekunde über die Folgen einer Krankheit entscheiden.
Gleichzeitig stehe die Angst im Raum, die Geschwindigkeit zu erhöhen und damit eventuell Verkehrsteilnehmer zu gefährden. Rettungsdienste hätten die gleichen Probleme, und Pechtold ist sich sicher, dass unter diesen Voraussetzungen die vorgeschriebenen Rettungszeiten nicht eingehalten werden können.
Auch der Tettauer Bürgermeister Peter Ebertsch (BfT) kann die Entscheidung, das Räumfahrzeug in Birkach stehen zu lassen, nicht nachvollziehen. "Das gehört dahin, wo es gebraucht wird, um bei eintretenden Schneefällen schnell reagieren zu können." Teilweise könnten sich die Bürger im Landkreis-Süden nicht vorstellen, dass am Rennsteig bereits Schneechaos herrscht, während ab Rothenkirchen ganz andere Bedingungen vorliegen.
Für Ebertsch steht fest, dass der Winterdienst besser funktioniert habe, als das Fahrzeug im Norden untergebracht war.
Zeitgenaue Lieferung wichtig
Unternehmer Carl-August Heinz kann ebenfalls nicht nachvollziehen, dass die organisatorischen und personellen Möglichkeiten für einen guten Winterdienst im nördlichen Landkreis nicht ausgeschöpft werden. Es sei Fakt, dass es am Rennsteig früher und demnach auch mehr als im südlichen Landkreis schneie. Unstrittig sollte sein, so betont er, dass die Zufahrten zu den Krankenhäusern und Schulen gesichert werden müssen. Nicht zu vernachlässigen sei die Industrie. Diese seien auf stundengenaue Belieferungen angewiesen, um ihren hohen Leistungsstandard zu halten.
Dies sei im Winter nur dann zu gewährleisten, wenn die Räum- und Streufahrten schnell erfolgen und gegebenenfalls in einem relativ kurzen Zyklus wiederholt werden können. "Das ist bei der derzeitigen Organisation nicht gewährleistet", ist Heinz überzeugt und spricht von regelmäßig quer stehenden Lkw am Rennsteig. Grundsätzlich dürften Menschenleben nicht aufs Spiel gesetzt werden.
Auch Kreisrat Gerhard Rentsch (CSU) kann die Entscheidung nicht nachvollziehen. Es wäre besser, wenn ein Fahrer aus dem Norden kommen würde und mit einem Räumfahrzeug von dort aus starten könnte. Auf Grund der unterschiedlichen Schneemassen durch die Höhenunterschiede steht für Rentsch fest: "Es macht Sinn, am Rennsteig mit dem Streudienst zu beginnen."
Macht keinen Sinn
"Die Kooperation mit dem Staatlichen Bauamt hat sich seit 2009 bewährt", sagt der
Leiter des Tiefbauamtes am Landratsamt, Gunther Dressel. Er spricht von Mitarbeiterausfällen und davon, dass es keinen Sinn mache, die Fahrer, die in der Mitte beziehungsweise im Süden des Landkreises wohnen, vor Dienstbeginn erst nach Ludwigsstadt zu schicken. "Was bringt es, wenn die Fahrer des Winterdienstes morgens um 2.30 Uhr auf der zu räumenden Straße stecken bleiben?" Leerzeiten gibt es aus seiner Sicht nicht. Früher startete demnach das Räumfahrzeug von Ludwigsstadt aus Richtung Süden. Seit dem vergangenen Jahr werde das Fahrzeug auf einer anderen Route eingesetzt. Für den Norden habe nun dafür ein Unternehmen aus Rothenkirchen den Winterdienst übernommen. Bei Bedarf werde direkt von dort aus in Richtung Norden gestartet, was zu einer Verbesserung der Situation führen sollte. Außerdem gebe es im Norden sowie im Süden sogenannte "Späher", die Meldungen an das Straßenbauamt bezüglich notwendiger Einsätze machen. Einer davon sitzt in Windheim: "Er ist also vor Ort", versteht Dressel die Aufregung nicht.