Hammermühle: Ein Stadion mit tiefen Wurzeln

2 Min
Zunächst war die Hammermühle nur ein Sportplatz. Vor knapp 70 Jahren wurde die Naturtribüne angelegt. Fotos: Martin Kreklau
Zunächst war die Hammermühle nur ein Sportplatz. Vor knapp 70 Jahren wurde die Naturtribüne angelegt.  Fotos: Martin Kreklau
 
 
Bereits in der Saison 1971/1972 spielte der FC Kronach in der Bayernliga, stieg aber, obwohl der Klub eine überragende Hinrunde gespielt hatte, sofort wieder ab.
Bereits in der Saison 1971/1972 spielte der FC Kronach in der Bayernliga, stieg aber, obwohl der Klub eine überragende Hinrunde gespielt hatte, sofort wieder ab.
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Schon 1927 entstand das Sportgelände an der Hammermühle. Aus der langen Geschichte ragen die Spielzeiten in der Bayernliga Ende der 1980er-Jahre heraus.

Eine Allee nebst kleinem Bachlauf weist dem Besucher den Weg zum Hammermühl-Stadion des FC Kronach 08. Könnten die alten, mit Moos bewachsenen Bäume sprechen, hätten sie sicher einige spannende Fußball-Geschichten zu erzählen, die sich hier im Süden der Stadt zugetragen haben.

Einer, der viele dieser Geschichten selbst erlebt hat, ist Klaus Uwira, einst Spieler und heute geschäftsführender Vorsitzender des FCK. "Ich bin eine alte Ikone", sagt der 52-Jährige über sich selbst, aber nicht angeberisch, vielmehr trifft diese Bezeichnung auf jeden Spieler zu, der zum Stamm der Bayernliga-Mannschaft von 1987/88 gehörte. Es war die erfolgreichste Zeit des FC Kronach: In der damals dritthöchsten Spielklasse trafen die Oberfranken auf Teams wie den TSV 1860 München, den FC Augsburg, Jahn Regensburg oder die SpVgg Unterhaching.


Große Unterschiede

Schon bei der Vorbereitung wurde der Unterschied zu den anderen Mannschaften deutlich: "Für die Etablierten ging es zum Trainingslager nach Gran Canaria, nach Mallorca oder in die Türkei. Wir sind nach Kleinthiemitz gefahren, einem kleinen Ort 20 Kilometer von Kronach entfernt", sagt Uwira. Dort hatten die FC-Kicker mit schlechtem Wetter zu kämpfen. Der Platz, auf dem die Mannschaft trainieren sollte, war überflutet. "Wir sind daraufhin auf irgendeine Wiese ausgewichen, bis schließlich der Bauer kam und uns von seinem Acker vertrieben hat", erzählt Uwira.

Obwohl die Vorbereitung damals ins Wasser gefallen ist, spielten die Kronacher eine akzeptable Saison und schafften in einem nervenaufreibenden Abstiegsduell am letzten Spieltag gegen Heidingsfeld sogar den direkten Klassenerhalt. Uwira stand auf dem Feld, steuerte in dieser Saison 17 Treffer bei.

An eines erinnert er sich besonders gern: "Der Weg vom Sportheim auf den Platz war legendär", sagt er. Einen Spielertunnel gab es nicht, stattdessen eine Menschentraube aus Fans. "Die haben uns abgeklatscht und uns auf die Schulter geklopft, auch nach dem Spiel, wenn es mal nicht so gut gelaufen ist." Man habe nie das Gefühl gehabt, die Fans seien wütend gewesen. "Die wussten, dass wir Amateure sind. Wir haben nicht immer gut gespielt, aber wenn ein Gegner stärker war, sind wir über den Kampf gekommen." Das hätten ihnen die Fans hoch angerechnet.

Überhaupt, sagt Uwira, sei damals eine ganz andere Zeit gewesen , in der der Fußball eine größere Rolle gespielt hat: "Wenn wir im Trainingsanzug durch die Stadt gelaufen sind, wurden wir ständig angesprochen." Die Leute wollten wissen, wie das letzte Spiel gelaufen ist, wann das nächste Spiel stattfindet, wie die Aufstellung ist. Die Fußballer waren kleine Stars in ihrem Ort und das hatte auch einen Grund: "Damals kamen alle Spieler aus Kronach und der näheren Umgebung. Jeder hat jeden gekannt. Es war keine zusammengekaufte Truppe, sondern eine Art Kronacher Auswahl-Mannschaft, mit der sich die Fans identifizieren konnten."


Fast volles Haus gegen die Löwen

Uwira steht an der Südseite des Platzes und wirft einen Blick auf die Naturtribüne des Hammermühl-Stadions und die "FCK-Loge", die in den Fels eingelassen ist. Gegen den TSV 1860 München waren 4200 Besucher hier. Uwira schüttelt den Kopf: "Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Es war einmalig." Heute sind es im Schnitt knapp 70 Besucher, die sich die Kreisliga-Partien des FC Kronach ansehen. Doch Uwira will keine "Früher-war-alles-besser"-Gefühle aufkommen lassen. Was er am meisten am FC Kronach schätzt, hatte früher wie heute Bestand: "Wir haben ein sehr familiäres Verhältnis im Verein, jeder steht für den anderen ein, alle packen an, wenn es etwas zu tun gibt." Und das sei mehr als eine Worthülse. Auch das Stadion habe über die Zeit sein Flair behalten: "Es ist toll, wenn man die Stufen hinuntersteigt und den Wald riechen und den Fluss hören kann", sagt Uwira. Der FC Kronach ist für ihn ein schlafender Tiger. Und in der Hammermühle "wurde Geschichte geschrieben. Das spürt man noch heute."