Michael Bittermann und Christian Kotschenreuther bewältigten beim 10. Thüringen-Ultra die längste Strecke von etwa 160 Kilometern.
Wer schon einmal einen Marathon gelaufen ist, weiß um die intensive Vorbereitung, um diese rund 42 Kilometer lange Strecke absolvieren zu können. Aber vier Marathons hintereinander an einem Tag? Dieser Herausforderung können sich nur wenige stellen. "Schon ein 100-Kilometer-Lauf ist heftig. Aber zwischen 100 und 160 Kilometern liegen nochmals Welten", weiß Michael Bittermann. "100 Meilen sind schon verdammt lang."
Zusammen mit Christian Kotschenreuther aus Neufang nahm der 44-jährige Friesener vor kurzem am 10. Thüringen-Ultra teil. Während Bittermann vor mehreren Jahren schon etliche Ultra-Distanzen bewältigt hatte, unter anderem einen 200-Kilometer-Lauf im Jahr 2009, war es für den 31-jährigen Neufanger der erste offizielle Lauf über eine solch lange Distanz.
Erfahrung mit anderen Ausdauersportarten hat er gleichwohl, und zwar beim Triathlon.
Immerhin hat er, von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, schon viermal die Ironman-Distanz (3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren, 42,2 km Laufen ) gemeistert.
Beide bereiteten sich gemeinsam auf diesen Thüringen-Ultra in der Nähe von Eisenach vor und waren auch bis Kilometer 95 gemeinsam unterwegs. Die restliche Strecke bewältigten sie jeder für sich. Michael Bittermann erreichte das Ziel in Fröttstätt nach 21:16:50 Stunden, was Platz 4 in seiner Altersklasse M45 und Platz 10 in der Gesamtwertung bedeutete. Christian Kotschenreuther benötigte 23:52:30 Stunden. Das bedeutete Platz 3 bei den Senioren M30.
Zum Vergleich: Der überlegene Sieger Peter Flock gewann in einer Zeit von 17:27 Stunden und hatte im Ziel über eine Stunde Vorsprung. Bei guten Witterungsbedingungen erreichten 76 der 107 gestarteten Männer und Frauen das Ziel. Michael Bittermann: "Die Zeit ist da unwichtig.
Da geht's nur darum, überhaupt durchzukommen."
Die Anforderungen waren immens. 160 Kilometer überwiegend auf Forstwegen mit Schotter und Steinen und 3100 Höhenmetern im Thüringer Wald verlangten den Ultrasportlern alles ab. Da werden kleine Problemchen schnell zu Riesenproblemen, nicht nur bei den beiden Frankenwäldern. Christian Kotschenreuther hatte viele Blasen an den Füßen und auch sonst Probleme in den Beinen und wollte kurz vor der 100-Kilometer-Marke aufgeben, doch dann biss er auf die Zähne und kämpfte sich ins Ziel.
Auch Michael Bittermann, der in Straßenlaufschuhen unterwegs war ("das würde ich nicht mehr machen"), musste mit Schmerzen in den Oberschenkeln und den Füßen kämpfen, doch er hielt ebenfalls durch.
Intensive Vorbereitung
Im letzten halben Jahr hatten beide intensiv für diese 100 Meilen trainiert.
Fast jedes Wochenende standen Strecken von 35 bis 42 Kilometer (also fast ein Marathon) auf dem Programm. Meist liefen beide nachts oder frühmorgens, wobei sie sich gegenseitig motivieren konnten. Das Training wurde so bis auf 130 Kilometer pro Woche gesteigert. "In der Zeit bleibt natürlich im Privatleben vieles liegen. Daher müssen wir uns bei unseren Frauen bedanken, dass sie das alles so akzeptiert haben", sagt Bittermann.
Los ging der 100-Meilen-Lauf für beide am späten Nachmittag. Vorgabe war, zwischen 4 und 7 Uhr in der Nacht einen Verpflegungspunkt bei Kilometer 70 zu erreichen, was beide ohne Probleme schafften. Sie waren mit Stirnlampen unterwegs; hilfreich war auch, dass die Strecke auf GPS gespeichert und im Wald durch Bänder beleuchet war.
"Das Wetter war nahezu perfekt: tagsüber nicht zu warm und nachts nicht zu kalt", so Michael Bittermann.
Auch auf die richtige Verpflegung mit genügend Flüssigkeit, Salz und Energieriegeln hatten beide geachtet. Dabei zahlte sich die intensive Vorbereitung aus, denn da muss jeder Läufer im Vorfeld herausfinden, was er zum Beispiel an Essen verträgt und was nicht. Und er muss das für ihn richtige Tempo laufen und nicht zu schnell beginnen, denn die Gefahr ist groß, dass man das am Ende büßt.
"Es ist daher vor allem auch eine Kopfsache, um nach einer solchen Distanz das Ziel überhaupt zu erreichen", weiß Michael Bittermann. Gut 21 Stunden lang war er ununterbrochen auf den Beinen, Christian Kotschenreuther fast einen ganzen Tag lang, ehe beide endlich im Ziel waren.
Während der Friesener jetzt erst einmal eine Pause einlegen wird, hat sich Kotschenreuther schon das nächste Ziel gesteckt.
"Der 100-Meilen-Lauf war für mich auch die Generalprobe für den Double Ultra Triathlon in Emsdetten (Münster) nächstes Jahr, für den ich mich bereits angemeldet habe", blickt der Neufanger voraus. Bei der einzigen Veranstaltung dieser Art in Deutschland stehen dann 7,6 Kilometer Schwimmen, 360 Kilometer auf dem Rad und zum Abschluss ein Lauf über 84,4 Kilometer auf dem Programm. Dann wird er wohl wieder einen kompletten Tag unterwegs sein.