Sechsköpfige Familie aus Franken mit tragischem Schicksal
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Sandra Hackenberg
Salama Hasan (von links) muss nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes Malik für ihre fünf Kinder stark sein: Yousef (1), Karla (3), Demet (6) und Jan (10). Nicht mit auf dem Foto ist die älteste Tochter (12). Foto: Sandra Hackenberg
Das Ehepaar Hasan aus Kronach fährt mit seinen fünf Kindern auf der B505, als ein entgegenkommender Mercedes plötzlich in ihr Auto rast. Von einer Sekunde auf die andere steht die Familie ohne Vater da.
Auf dem Fernseher im Wohnzimmer läuft ein Zeichentrickfilm. Während die Kinder auf dem Teppichboden spielen, bereitet ihre Mutter in der Küche das Abendessen vor. Es ist eine Szene, wie sie in jeder Familie vorkommen könnte. Doch dass Yousef, Karla und Demet so lebhaft miteinander balgen, ist ein kleines Wunder. Noch nicht einmal zwei Monate ist er her, jener verhängnisvolle Samstag, an dem sie alle dem Tod näher waren als dem Leben.
Die Sonne strahlt an diesem Herbstnachmittag. Familie Hasan aus Kronach fährt zu siebt auf der Bundesstraße 505 zwischen Pommersfelden und Hirschaid, Vater Malik sitzt am Steuer seines Nissans. Sie wollen Verwandte in Aschaffenburg besuchen. Doch ankommen werden sie dort nicht.
Keine Erinnerung an Unfall
"Ich habe mit den Kindern hinten gesessen", beschreibt Salama Hasan das letzte Bild, das sie im Kopf hat vor dem Augenblick, der ihr Leben für immer verändert hat. Den entgegenkommenden Mercedes, der plötzlich ausschert und in ihr Auto rast, sieht sie nicht kommen. "Das Nächste, das ich weiß: Ich bin aufgewacht, weil meine Kinder ,Mutter, Mutter‘ gerufen haben."
Die 31-Jährige wird allmählich wach, weiß zunächst nicht, was passiert ist. "Dann habe ich meinen Mann gesehen und ihn stöhnen hören." Salama Hasans Erinnerungen sind bis heute bruchstückenhaft: "Wie man ihn aus dem Auto raus geholt hat, habe ich nicht mitbekommen."
Zeit zum Trauern bleibt Salama Hasan aber nicht. Die Sorge um ihre fünf Kinder ist größer: "Karla war am Arm und am Bein verletzt und hatte eine lebensgefährliche Kopfverletzung." Beide Beine ihres sieben Jahre alten Sohnes Yousef sind gebrochen. Die Bauchorgane des zehnjährigen Jan haben sich verschoben, das Schlüsselbein von Demet (6) ist gebrochen.
Auch die 31-Jährige hat schwere Verletzungen. Ihr Fuß ist gebrochen, sie wird operiert. Lange sei unklar gewesen, ob er sogar amputiert werden muss. Besonders tragisch: "Einen Tag nach dem Unfall ist meine Mutter in Syrien gestorben", erzählt Salama Hasan. "Sie hatte ein schwaches Herz und dachte, dass ich mein Bein verliere. Das hat sie nicht überlebt." Während die junge Witwe noch im Krankenhaus liegt, wird ihr Mann in Syrien beerdigt.