Auf dem Fernseher im Wohnzimmer läuft ein Zeichentrickfilm. Während die Kinder auf dem Teppichboden spielen, bereitet ihre Mutter in der Küche das Abendessen vor. Es ist eine Szene, wie sie in jeder Familie vorkommen könnte. Doch dass Yousef, Karla und Demet so lebhaft miteinander balgen, ist ein kleines Wunder. Noch nicht einmal zwei Monate ist er her, jener verhängnisvolle Samstag, an dem sie alle dem Tod näher waren als dem Leben.
Die Sonne strahlt an diesem Herbstnachmittag. Familie Hasan aus Kronach fährt zu siebt auf der Bundesstraße 505 zwischen Pommersfelden und Hirschaid, Vater Malik sitzt am Steuer seines Nissans. Sie wollen Verwandte in Aschaffenburg besuchen. Doch ankommen werden sie dort nicht.
Keine Erinnerung an Unfall
"Ich habe mit den Kindern hinten gesessen", beschreibt Salama Hasan das letzte Bild, das sie im Kopf hat vor dem Augenblick, der ihr Leben für immer verändert hat. Den entgegenkommenden Mercedes, der plötzlich ausschert und in ihr Auto rast, sieht sie nicht kommen. "Das Nächste, das ich weiß: Ich bin aufgewacht, weil meine Kinder ,Mutter, Mutter‘ gerufen haben."
Die 31-Jährige wird allmählich wach, weiß zunächst nicht, was passiert ist. "Dann habe ich meinen Mann gesehen und ihn stöhnen hören." Salama Hasans Erinnerungen sind bis heute bruchstückenhaft: "Wie man ihn aus dem Auto raus geholt hat, habe ich nicht mitbekommen."