Schrift und Pfeile sind wieder lesbar

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Restaurator Wilhelm Keim, Hans-Jürgen Woll, Leiter der Servicestelle Kronach des Staatlichen Bauamtes Bamberg, Roland Graf, Projektleiter Ralf Holzheimer, Kreisheimatpfleger Roland Wachter und Wilhelmsthals Bürgermeisterin Susanne Grebner freuen sich über die gelungenen Restaurierung des Kilometersteins.
Restaurator Wilhelm Keim, Hans-Jürgen Woll, Leiter der Servicestelle Kronach des Staatlichen Bauamtes Bamberg, Roland Graf, Projektleiter Ralf Holzheimer, Kreisheimatpfleger Roland Wachter und Wilhelmsthals Bürgermeisterin Susanne Grebner freuen sich über die gelungenen Restaurierung des Kilometersteins.

Der historische Kilometerstein an der Staatsstraße 2200 zwischen Lahm und Effelter ist restauriert. Wilhelm Keim erhielt viel Lob für seine Arbeit.

Wenn man aus Richtung Lahm komm, steht er auf der linken Straßenseite. Der historische Kilometerstein ist wieder zu einem Schmuckstück geworden. Er weist die Entfernung nach Kronach mit 15 Kilometern, nach Lahm mit 1,3 Kilometer und nach Effelter mit 1,75 Kilometer aus.

Im Zuge der mittlerweile abgeschlossenen Ausbauarbeiten der Staatsstraße hatte die Servicestelle Kronach des zuständigen Staatlichen Bauamts Bamberg auf Anregung des ehemaligen Kreisheimatpflegers Roland Graf beziehungsweise dessen Nachfolger s Robert Wachter die Restaurierung ermöglicht.

Sandsteinsäule aus dem Jahr 1880

Bei einem kleinen Festakt zeigten sich die Verantwortlichen am Mittwoch beeindruckt von der überaus gelungenen Restaurierung der aus dem Jahr 1880 stammenden Sandsteinsäule.
Wilhelm Keim hatte sich darum gekümmert.

"Von der Schrift und von den Pfeilen war gar nichts mehr zu sehen. Die Säule war zig Mal gestrichen worden", bedauerte der Restaurator. Er hat, nach dem Entfernen der Farbe , die Originalbeschriftung freigelegt und die Schrift originalgetreu nachgearbeitet.

Zudem wies der etwa 1100 Kilogramm schwere Stein auch Beschädigungen auf, die beispielsweise von Verkehrsunfällen herrührten. Der ehemalige Kreisheimatpfleger Roland Graf freute sich sehr, dass im Landkreis Kronach von den noch vorhandenen 15 Grenzsteinen jetzt zwölf im neuen Glanz erstrahlten. Dies sei das Ergebnis von zehn Jahren Arbeit.

Der Restaurierung des Grenzsteins in Förtschendorf habe sich die dortige Kirchweih-Gesellschaft angenommen. Somit verblieben noch zwei - bei Sattelgrund und Schauberg - die "warteten".

Ein Vorzeigelandkreis

Kronach sei im Bereich Flurdenkmäler ein Vorzeigelandkreis in Bayern. "Wir sind im Landkreis absolut top", freute er sich und dankte in diesem Zusammenhang den Verantwortlichen des Bauamts, insbesondere dem Projektleiter Ralf Holzheimer, für die nun schon über viele Jahre bestehende Zusammenarbeit. Das Staatliche Bauamt zeige stets ein offenes Ohr und viel Gespür für die Belange des Umweltschutzes und des historischen Straßenmaterials.

Laut Hans-Jürgen Woll, Leiter der Servicestelle Kronach des Staatlichen Bauamtes Bamberg, habe der Stein ursprünglich auf der anderen Straßenseite gestanden. Aus Gründen der Verkehrssicherheit habe man diesen nun auf die andere Seite der Straße verlegt, hinter Schutzplanken. Straßenbau könne durchaus im Einklang mit Heimatpflege stehen.

Auch Wilhelmsthals Bürgermeisterin Susanne Grebner bedankte sich bei allen Beteiligten für die sehr gelungene Umsetzung der Maßnahme. Sie ist stolz darauf, dass im Kronachtal alle Kilometersteine erhalten werden konnten.

Bernd Graf ging auf die alten Wegemarkierungen ein. Früher seien an den Wegen sogenannte Stundensäulen und -steine aufgestellt worden, die insbesondere den Reisenden die zeitliche Angabe in Wegstunden zum nächsten größeren Ort gezeigt hätten. Eine besondere Rolle kam diesen bei der Unterhaltung der Straßen zu.

War nämlich eine Straße über eine lange Strecke reparaturbedürftig geworden, so konnten im Bedarfsfall beispielsweise die Tagelöhner von vier Stunden (alle Tagelöhner, die auf der Strecke von vier Stunden im Einsatz waren) auf eine Stunde zusammengezogen werden, um eine Stundenstrecke nach der anderen zu reinigen.

Das abrupte Ende der Stundensäulen in Bayern kam mit der Einführung des Dezimalsystems am 1. Januar 1872. Ein Ministerialentschluss ordnete eine Umarbeitung von Stundensäulen zu Kilometersäulen an, indem die alte Schrift abgearbeitet und die neue angebracht werden musste.


Aus der Geschichte - Von der Stundensäule zum Kilometerstein

Im Landkreis Kronach hat lediglich eine "vergessene" Stundensäule in der Dörfleser Ortsmitte die Zeiten überdauert. Sie trägt die Inschrift "1 Stunde von Kronach". Die Wiedererrichtung dieses historischen Straßenzeichens erfolgte im August 2005, wobei die Renovierungskosten von der örtlichen Kirchweihgesellschaft getragen wurden.
Mit der "Maß- und Gewichtsordnung für den Norddeutschen Bund" vom 17. August 1868 wurden die Länder angewiesen, das Dezimalsystem einzuführen. Als Entfernungsmaß galt in diesem Gesetz sowohl die Meile mit 7500 Meter als auch der Kilometer mit 1000 Meter.

Dies war jedoch nur von kurzer Dauer, da am 7. Dezember 1873 in Bayern die Meilenangabe ersatzlos gestrichen wurde und nur noch der Kilometer galt. Im Landkreis Kronach steht keiner dieser Meilen-/Kilometersteine, da diese hier vermutlich nicht zur Aufstellung gekommen waren.

Die am 7. Dezember 1873 beschlossene Gesetzesänderung besagte, dass in Entfernungen von je fünf Kilometern eine größere Säule errichtet werden müsse, wozu die bisherigen Stundensäulen zu verwenden seien.

Die dazwischen fallenden Kilometerpunkte würden mit neuen Steinen bezeichnet; die halben Kilometer aber mit dem bisherigen Achtelzeichen. Die Aufstellung aller Steine war auf der linken Straßenseite in Richtung der Zählung vorgeschrieben. Heute gibt es noch 15 historische Kilometersäulen im Landkreis Kronach, die durch Baumaßnahmen mehrfach geringfügig versetzt werden mussten, aber erhalten blieben.