Außerdem hat der Markt Pressig Sorge um die Trinkwasserqualität der Gemeinde. Gülle und andere Verunreinigungen könnten durch Undichtigkeiten ins Erdreich und damit ins Grundwasser gelangen. Der Welitscher Brunnen steht unweit des Bauernhofs. Der neue Stall würde in Teilen im Wasserschutzgebiet der Zone 3 liegen.
Politische Entscheidung benötigt
"Es gibt gute Gründe für, aber auch gute Gründe gegen den Stall an diesem Platz. Der eigentliche Skandal ist, dass der Landwirt schon so lange auf eine Aussage wartet", sagt Baumgärtner, der sich pro Kuhstall ausspricht. "Wenn jeder Stall so gebaut wäre, wäre das gut für unser Grundwasser. Wer Regionalität und Tierwohl möchte, muss sich darum kümmern, dass so ein Stall gebaut wird", kritisiert der Abgeordnete.
Eine klare Aussage des Pressiger Gemeinderates vermisst der MdL - und spielt auf eine Abstimmung des Bau- und Umweltausschusses im Februar 2016 an. Die Räte stimmten mit einer Ausnahme (Wolfgang Förtsch/SPD) dem Stallbau zu - äußerten gleichzeitig aber Bedenken dagegen und gaben diese an das Landratsamt weiter. Baumgärtner: "Entweder man ist dafür oder dagegen."
Das Landratsamt, von dem Bauamt und Sachgebiet Wasserrecht in Pressig waren, hat bislang noch keine Entscheidung getroffen. Immer wieder gab es Eingaben von Fachbehörden und Interessengruppen.
Zum Ergebnis der Sitzung am Freitag sagt Baumgärtner: "Es gibt rechtlich die Möglichkeit, den Kuhstall zu bauen." Dies sei Konsens gewesen.
Engmaschige Wasserkontrollen
Der Abgeordnete geht nun von einer zügigen Genehmigung des Landratsamts aus. Mit einer von der LGL vorgebrachten Auflage: Es soll engmaschige Kontrollen des Grundwassers im Stallumgriff geben. "Wer das zahlt, ist der einzige noch offene Punkt", sagt Baumgärtner, der die Kosten der Kontrollen auf 3000 Euro pro Jahr beziffert. Er sieht die Kommune in der Pflicht. "Man hätte die Kontrollen schon für den alten Stall gebraucht." Zeitlich, so Baumgärtner, sei es möglich, dass die Genehmigung unter dem Weihnachtsbaum liegt.
Bürgermeister Hans Pietz (FW) äußert sich nach dem Treffen im Rathaus knapp: "Das dringendste Anliegen der Gemeinde ist: Die Qualität des Wassers im Brunnen Welitsch darf sich nicht verschlechtern. Außerdem wollen wir keine finanziellen Nachteile haben."
Baumgärtners CSU-Kollege Reinhold Heinlein, der im Pressiger Gemeinderat sitzt und Sitzungsteilnehmer war, lobt die Landwirtsfamilie: "Sie haben schon im Vorfeld alle Anforderungen erfüllt." Heinlein erinnert an eine zusätzliche Folie, die unter dem Stall eingelegt werden soll, um Versickern von Gülle ins Erdreich aufzuhalten. Er findet: "In Welitsch war früher jedes dritte Haus ein Bauernhof. Wenn es in so einem landwirtschaftlich geprägten Ort nicht möglich ist, einen Stall zu bauen, dann weiß ich auch nicht mehr.
Kommentar von unserem Redaktionsmitglied Andreas Schmitt: Überall Baumgärtner
Rufen Sie doch mal beim Abgeordneten an. Diesen Satz hören wir bei unseren Recherchen immer wieder - von Privatpersonen oder Kommunalpolitikern. Ob Rewe-Neubau in Kronach oder Förderzusagen für notwendige Sanierungen beim Wasserzweckverband Frankenwaldgruppe (FWG) - um nur zwei Beispiele zu nennen: Es gibt kaum ein Thema im Kreis Kronach, an dem Jürgen Baumgärtner nicht irgendwie beteiligt ist. Gerade festgefahrene Projekte wie der Stallbau Welitsch scheinen sein Steckenpferd zu sein.
Zwar vergaloppiert sich der 45-Jährige manchmal - Stichwort Nationalpark. Und mit seinem von sich überzeugtem Auftreten wird nicht jeder warm. Aber: Baumgärtner setzt sich wie für seine politischen Ziele ein und scheut dabei überhaupt keinen Konflikt. Zu bewerten ist das zweischneidig: Positiv, dass er als Abgeordneter so nah an der Lokalpolitik dran ist. Und negativ, dass es die Hilfe von außen so oft braucht.
Traurig, dass einem heimischen Landwirt solche Steine in den Weg gelegt werden.
Zumal ja auch bei uns im Kreis Kronach immer mehr einen auf Bio und Regional machen...“es muss vom Landwirt nebenan kommen...!“
Letztlich alles nur Scharade und Heuchlerei!
Wie mit dem Atomstrom. Die eigenen Anlagen abschalten und „vorbildlich“ auf landschaftszerstörende Windkraftanlagen setzen und dann aber von den Nachbarländern Strom aus AKWs zukaufen.
Die Menscheit wird immer dümmer!