Politiker haben die Qual der Wahl

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Schokolade oder Apfel? Eine Frage, die sich Politiker häufig stellen werden, da sie nicht immer in Ruhe am Tisch essen. Foto: Hendrik Steffens
Schokolade oder Apfel? Eine Frage, die sich Politiker häufig stellen werden, da sie nicht immer in Ruhe am Tisch essen. Foto: Hendrik Steffens

Mehr denn je zählen Fitness und Schlanksein, vor allem in Repräsentationsfunktionen. Solche haben die Rathauschefs. Wir haben in einigen Gemeinden des Landkreises nachgehakt und die "Lebensweise Bürgermeister" erfragt.

Kannten sie den Begriff "Lebensweise Bürgermeister"? Damit beschreibt Egon Herrmann die Unregelmäßigkeit und sehr begrenzte Planbarkeit im Alltag eines Kommunenchefs. Auch aufs Essen und die Ernährung bezogen, müssen die Politiker flexibel sein. Das befeuert mangelnde Fitness und Übergewicht - in einer Zeit, in der agiles Auftreten und Äußerlichkeiten wichtig sind wie nie.

Schokolade oder Apfel? Joggen oder Beine hochlegen? Helmut Kohl oder Barack Obama? Während sich viele Politiker vor 30 Jahren gehen ließen, ist das heute die Ausnahme. Auf Bundesebene zumindest. Aber Lokal? Wir haben nachgefragt.

Fit im Kopf statt schlanker Taille

Von Äußerlichkeiten auf die Fitness eines Menschen - oder gar dessen Kompetenzen - zu schließen, das hält Weißenbrunns Bürgermeister Egon Herrmann für Unsinn.
"Bei gleichem Essverhalten und gleicher Bewegung neigt der eine zum Dicksein und der andere bleibt ewig bei 60 Kilo", spricht er körperliche Veranlagung an, die niemand beeinflussen kann. Lieber solle im Fokus stehen, wie fit und schlank ein Politiker im Kopf sei statt an der Taille.

Ein natürlicher Feind des Gürtels von Gemeindeoberhäuptern ist die Unregelmäßigkeit. Das bestätigt auch Herrmann. Bürgermeister sei man sieben Tage die Woche. Mittags um eins ebenso wie nachts um zwei - auch da klingele sein Handy manchmal. "Lebensweise Bürgermeister" nennt er seinen Rhythmus.

Der lässt freilich keine geregelten drei Mahlzeiten am Tag zu. Eher hier und da einen Happen. Übersicht? Fehlanzeige. Weißenbrunns Bürgermeister nimmt sich allerdings bewusst zurück, wenn es um Buffets und Bankette bei den Veranstaltungen geht, zu denen er geladen wird. "Wenn man immer alles äße, dann würde man platzen." Herrmann fastet regelmäßig. Und wenn zwischen Terminen Zeit bleibt, dann läuft er, macht Nordic Walking oder radelt. Für die Linie - und weil Bewegung nicht nur körperlich in Form, sondern auch fit und schlank im Kopf hält.

Des Bürgermeisters Marathon

Wenn vor der abendlichen Ratssitzung noch etwas Zeit ist, schnürt Norbert Gräbner seine Turnschuhe. "Eine halbe Stunde locker joggen" geht er dann. Je nach Tagesverfassung und Strecke macht er dann seine sechs Kilometer voll - vielleicht auch mehr. An die große Glocke hängt er es nicht, aber Gräbner ist schon mehrere Marathons gelaufen, unter anderem in Berlin. Die "magische Grenze" von vier Stunden, die für den ambitionierten Läufer gilt, hat er dabei regelmäßig unterboten. Mal waren es 3:45 Stunden, beim letzten vor einigen Jahren immerhin noch 3:59. "Da ging es mir nur darum, gesund ins Ziel zu kommen" , erinnert sich Gräbner. Stolze Leistung.

Die Fastenzeit will Gräbner nutzen, um ein bisschen weniger oder zumindest bewusster zu essen. "Meine Frau kocht zum Glück sehr ausgewogen und gesund." Aber seit er Bürgermeister ist, räumt Gräbner ein, sei ihm schon ein kleines Bäuchlein gewachsen.

Für Peter Ebertsch ist klar: Wer "den Eindruck eines Machers" unterstreichen will, sollte fit sein. "Das fängt schon beim Aussteigen aus dem Auto an", sagt er und lacht. Dass er zackig genug sei, werde ihm häufig attestiert. Außerdem schätze man ihn - trotz seines lichten Haars - meist jünger als seine 54 Jahre.

Inspiration der "Körperwelten"

Der Tettauer Bürgermeister wirkt ganz zufrieden mit seiner Erscheinung und Kondition. Obwohl seine Frau manchmal schimpfe, "dass ich die Bewegung vernachlässige". Die Gründe sind die gleichen wie bei den Kollegen: ungeregelte Arbeitszeiten, Abend- und Wochenendtermine - und häufig kulinarische Verlockungen.
Im Urlaub im Spreewald, da fahre er auch mal stundenlang Rad oder Kanu, meint Ebertsch. Dazu bleibe im Alltag wenig Zeit. An langen Sommertagen allerdings mehr als im Tettauer Winter. Und das will Ebertsch heuer nutzen: Den Reporter lädt er für Mitte des Jahres zu einem ausgiebigen Lauf am Rennsteig ein.

Bei der Wilhelmsthaler Bürgermeisterin Susanne Grebner hat ein Besuch der "Körperwelten" Eindruck hinterlassen. Die Nürnberger Ausstellung befasst sich unter dem Titel "Eine Herzenssache" mit dem menschlichen Organismus und will Impulse für das Gesundheitsverhalten der Besucher setzen. Obwohl man die Wilhelmsthalerin getrost zur Kategorie der fitten Frauen zählen kann: "Das hat mich in meiner Meinung bestärkt, dass ich mal wieder mehr tun müsste", sagt Grebner und lacht.

Hund Elvis soll auch davon profitieren, wenn die Bürgermeisterein wie geplant drei Mal die Woche ein Stündchen schnell gehen wird. "Man muss nicht täglich zum Fitness gehen", findet sie. "Einfach ein bisschen bewusster sein", meint Susanne Grebner.