Kirche und Kommunalpolitik trafen sich in Neuengrün zum Gaudiwettkampf. Am Ende hatte Pater Jan Poja im Kirchweih-Wettstreit den längeren Atem gegenüber dem Zweiten Bürgermeister Jens Korn.
Das Duell Bürgermeister gegen Pfarrer hat in Neuengrün seit über 30 Jahren Tradition. Der damalige Bürgermeister von Wallenfels, Manfred Nürnberger, und der frühere Pfarrer, Dieter Scholz, hoben seinerzeit die Dorfolympiade aus der Taufe. Seitdem kämpfen der "Dorfbürgermeister" und der "Dorfpfarrer" wie Don Camillo und Peppone um den Sieg. In diesem Jahr traten Pater Jan Poja und in Vertretung Zweiter Bürgermeister Jens Korn (CSU) an.
Bürgermeister Peter Hänel (FW) ist mit einem "kaputten Knie geschlagen" und hat daher seinem Stellvertreter den Vortritt gelassen. Doch es gab noch einen anderen Grund dafür. Für Peter Hänel war dieser Kirchweihmontag in Neuengrün so etwas wie eine Abschiedsveranstaltung.
Deshalb war er auch schon um 9 Uhr in der Früh vor Ort, um zusammen mit dem Kirchweihmontagskomitee und der Blasmusik Neuengrün/Schlegelshaid den "großen Festzug" durch die Gemeinde mitzumachen.
Letzter offizieller Besuch Wehmut mischte sich in das lustige Treiben, Wehmut darüber, dass es für Hänel das letzte Mal war, dass er offiziell als Bürgermeister mitmischen konnte. Er war gerne bei den örtlichen Festen. Nicht nur in Neuengrün, sondern auch in den anderen Ortsteilen. Aber die Kirchweih dort oben war eben etwas ganz Besonderes. "Ich hab es mir nicht nehmen lassen, heute auf dem Wagen mitzufahren. Das Laufen fällt mir nach meiner Knieoperation noch sehr schwer, deshalb habe ich auch den Kampf an meinen Stellvertreter Jens Korn abgegeben", erklärte Peter Hänel und hielt sich an dem schnell von der Firma Gareis organisierten gelben Rollator fest.
Vielleicht steckte aber im Hinterkopf auch noch die Niederlage des vergangenen Jahres gegen Pater Jan Poja, als der Hänel beim "Hühner einfangen" um Längen geschlagen hatte. Wie dem auch sei, Peter Hänel musste zuschauen, wie die beiden Kontrahenten in voller Forstarbeitermontur die "Kampfarena" Dorfanger betraten: Dorfpfarrer Jan Poja, dessen polnische Herkunft im Kampf "legitim" sei, denn "es spielen auch tschechische Fußballer bei uns", wie Roland Schmidt, genannt Jack, lautstark verkündete. Und Dorfbürgermeister in Vertretung, Jens Korn.
Landwirtschaftliches Geschick war im vergangenen Jahr gefragt. Diesmal ging es in die Forstwirtschaft. "Ihr müsst drei ‚Schleifholzknüpfl' holen, jeder drei Meter lang, und sie mit dem Greifer aufladen. Jeder bekommt einen Adjutanten, damit nichts passiert.
Los geht's zum Forsteinsatz", rief Jack den beiden Männern zu, die sofort losstürmten und den ersten Baumstamm in einem Kopf an Kopf Rennen holten. Mit Hilfe von Stefan Gareis auf der einen und Georg Gareis auf der anderen Seite war technisches Geschick gefragt, um den Stamm mit dem Greifer auf den Holzwagen aufzuladen. Schon in dieser Phase erarbeitete sich Pater Jan einen kleinen Vorsprung. Den zweiten Baum hatte er als erster an Ort und Stelle.
Der letzte "Knüpfl" entscheidet Aber Jens Korn gab nicht auf und holte Zentimeter für Zentimeter auf. Der letzte "Knüpfl" musste die Entscheidung bringen. Laute Anfeuerungsrufe für Pater Jan, denn "auf dem Dorf ist der Pfarrer mehr als der Bürgermeister", peitschten ihn regelrecht zum Sieg. Jens Korn musste sich geschlagen geben.
Da nützten auch die Beschwerden nichts, dass er fünf Meter weiter hatte laufen müssen, die der Besiegte im Scherz zum Besten gab. Am Ende blieb Pater Jan auch in seinem zweiten Kampf in Neuengrün siegreich.
Für den zweiten Sieger gab es nur den gut gemeinten Hinweis von "Kampfrichter" Roland Schmidt: "Du bist eben handwerklich nicht so geschickt, dafür hast Du bestimmt andere Talente. Und bei uns auf dem Dorf steht der Pfarrer nun mal über dem Bürgermeister."
Schon vor dem "Kampf der Giganten" gab es ein Spektakel auf dem Dorfanger. Der Hahnenschlag der Kinder stand an, und Sebastian Schmidt konnte den Kinderhahn für sich verbuchen. Die Lose wurden von Glücksfee Jane gezogen, einer "Zugezogenen", der es in Neuengrün sichtlich gefiel.
Marina Schütz trat in Vertretung ihres mit Krücken "bewaffneten" Vaters zum Hahnenschlag der Erwachsenen an und traf schon mit dem ersten Schlag voll ins Schwarze, sprich den Blecheimer. Sie konnte sich über einen tollen Hahn freuen. Beim Zug durch die Gemeinde ließ sie sich richtig feiern. Der Erlös dieser Kirchweihmontags-Gaudi geht wie alle Jahre an die Pfarrgemeinde Neuengrün.