Markus Limmer ärgert sich über die Genossenschaft Energie Mitwitz. Von Preisen, die angeblich nur wenig teurer als fossile Alternativen sein sollten, merkt er nichts. Geschäftsführer Sebastian Höpflinger verteidigt eine Grundgebühr.
Wenn draußen die Grade purzeln, sinkt Markus Limmers Laune mit. Der Mitwitzer ärgert sich seit 2012 immer wieder über seine Heizkosten. Damals ist er vom fossilen Gas zur nachhaltigen Nahwärme gewechselt. "Es hieß, es würde nur wenig teurer, dafür umweltfreundlicher sein", erinnert er sich. Seine Hochrechnung für 2015 steht dem entgegen: Pro Kilowattstunde Gas meint er, würde er sechs Cent zahlen, - für Nahwärme kommt er auf 20.
In einem Leserbrief richtete sich Limmer, der Hausmeister der Mitwitzer Grundschule (Montessorischule) ist, an den FT. Er wollte seinem Ärger über die Betreiber des Mitwitzer Wärmenetzes Luft machen. "Ich werde fürs Energiesparen bestraft", sagt er im persönlichen Gespräch mit dem Reporter. Nachdem er sein Heizverhalten an die - im Vergleich zum Gas - teure Nahwärme angepasst hatte, zog die Genossenschaft Energie Mitwitz die Fixkosten kräftig an.
In der Hausmeisterwohnung, die Limmer vom Schulverband Mitwitz mietet, riecht es nach Holzfeuer. Das liegt an dem Schwedenofen, der das Wohnzimmer wärmt. "Den habe ich zusätzlich angeschafft, weil ich damit billiger heizen kann", sagt er. Seine Zentralheizung nutzt er nach dem Anbieterwechsel Ende 2011 lieber mit Bedacht.
Die Rechnungen hat er aufgehoben. Sie zeigen: Im Jahr 2012 hatte Limmer etwa den gleichen Energieverbrauch wie in den Jahren zuvor als Gaskunde. Nur sollte er jetzt statt rund 1100 mehr als 2000 Euro für eine warme Wohnung zahlen. "Wie sollte ich mir das leisten?" fragt Limmer. Per Einspruch bei der Genossenschaft konnte er die Kosten auf 1950 Euro drücken.
Zu teuer für ein Hausmeistergehalt war das trotzdem. Limmer heizte nur noch, wenn unbedingt nötig, wie er sagt: Von 7.30 bis 11 Uhr und 17 bis 21 Uhr auf 21 Grad Celsius. Zusätzlich bat er seinen Vermieter um Genehmigung des Holzofens.
"So konnte ich 2013 meine Abschlagszahlungen auf einen für mich verträglichen Betrag absenken." Allerdings immer noch 1400 Euro.
Die unliebsame Grundgebühr Ende 2014 - nach einem überdurchschnittlich warmen Jahr - war Limmer endlich mit der Heizrechnung zufrieden: 923 Euro standen drauf. "Gut für mich, schlecht für die Genossenschaft", meint Limmer.
Denn als Reaktion, meint Limmer, führte die Energie Mitwitz eine Grundgebühr ein. Die hat zwar auch zur Folge, dass er weniger Geld für verbrauchte Energie zahlt. Aber das Verhältnis sei bizarr, meint Limmer. Er rechnet vor, dass er bei gleichem Verbrauch wie 2014 (923 Euro) in diesem Jahr 1594 Euro zahlen müsste. Das ergibt sich durch eine Vergünstigung der Kilowattstunde von 11,9 auf 5,36 Cent (brutto) bei Einführung einer Grundgebühr, die für Limmers Wohnung 1200 Euro beträgt.
Limmer meint: Wäre er Gaskunde geblieben, würde er beim aktuellen Gaspreis 500 Euro Heizkosten pro Jahr zahlen (bei sechs Cent pro Kilowattstunde). So fast 1600 (20 Cent pro Kilowattstunde). "Das mit günstiger Nahwärme, wie von der Genossenschaft Mitwitz angekündigt, geht doch anders, oder?", meint er.
Sebastian Höpflinger, Geschäftsführer der Genossenschaft Energie Mitwitz widerspricht Limmers Rechnung. Laufende Kosten einer Gasheizung wie Wartung, Reparaturen und Schornsteinfegen würden dabei nicht berücksichtigt. Außerdem die Lebensdauer einer Heizung für fossile Brennstoffe, die rund alle 20 Jahre erneuert werden müsse und dass diese weniger effizient sei als Nahwärme. "Auf die von Herrn Limmer berechnete Differenz komme ich nicht", sagt Höpflinger.
Zumal bleibe die Grundgebühr, die seit 2014 erhoben wird, nicht konstant.
Sie ist da, um die Finanzierung des 2011 angelegten Nahwärme-Projekts zu stabilisieren. "Wenn wir drei warme Jahre wie 2014 hätten, würde die Finanzierung ohne ein Fixum kollabieren." Das Jahr habe der Gesellschaft eine Einnahmen-Miese von 100 000 Euro beschert. Die Gebühr soll alle fünf Jahre verringert werden - im Verhältnis zur sinkenden Zinslast. Wenn das 4,2-Millionen-Heizprojekt in grob 20 Jahren abbezahlt sei, so Höpflinger, würden gar drastisch weniger Kosten für die Verbraucher anfallen. Eine neue Heizung würde zudem nie wieder fällig. "Aber davon profitiert Herr Limmer nicht, da er nicht Hauseigentümer ist", sagt Höpflinger.
Er kritisiert zudem Limmers Zuheizen per Holzofen: Wenn das alle 120 Nutzer der Nahwärme so machen würden, müsste nämlich die Grundgebühr weiter steigen.
Energie Mitwitz Gründung Das Biomasseheizwerk in Mitwitz ist seit 2011 in Betrieb.
Reichweite Über das Nahwärmenetz von rund 8,2 km Länge werden in Mitwitz 120 Liegenschaften mit umweltfreundlicher Wärme, die aus Hackschnitzel gewonnen wird, versorgt.
Nutzen Das Heizwerk soll hohe CO2-Einsparung erzielen und um 20-25 Prozent effizienter als andere Heizformen sein.
Hier sollten mal die Leute gefragt werden die die Kalkulation angegeben haben, hier wurden ja mit Zahlen rum geschmissen ohne jeglicher Realität. Irgendwann holt einem diese wieder ein, nur Schade das diese Herren keine Verantwortung tragen. Herr Limmer sollte vielleicht mal auf Hr. Degelmann zugehen vielleicht hat dieser wieder einen genialen Einfall!!! Interessant diese Entwicklung, fast überall bei den Bioenergiedörfern herrscht unfrieden bzgl. Kostenentwicklung. Sind das überhaupt Bioenergiedörfer???