Nach dem Vollrausch die Kurve kriegen

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Caroline Reiner vom Jugendamt am Landratsamt Kronach freut sich über das ehrenamtliche Engagement von Andy Fischer (links) und Gottfried Ströhlein (rechts) für die Suchtprävention für Kinder und Jugendliche im Landkreis Kronach. Foto: Karl-heinz7 Hofmann
Caroline Reiner vom Jugendamt am Landratsamt Kronach freut sich über das ehrenamtliche Engagement von Andy Fischer (links) und Gottfried Ströhlein (rechts) für die Suchtprävention für Kinder und Jugendliche im Landkreis Kronach. Foto: Karl-heinz7 Hofmann

Stefanie Fischer, Andy Fischer und Gottfried Ströhlein möchten Jugendlichen, die mit Alkoholvergiftung in die Frankenwaldklinik eingeliefert werden mussten, Wege zeigen, ohne Alkohol durchs Leben zu gehen. Sie sind telefonisch rund um die Uhr erreichbar.

Andy Fischer, Stefanie Fischer und Gottfried Ströhlein sind die neuen ehrenamtlichen Mitarbeiter des Landratsamtes, die sich für die Suchtprävention engagieren. "Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt im Kampf gegen das Komasaufen von Jugendlichen im Landkreis Kronach", betonte Caroline Reiner vom Jugendamt am Landratsamt Kronach bei der Vorstellung der neuen Ehrenamtlichen.

"Für Eltern ist es oft eine große Überraschung, wenn sie vom Krankenhaus angerufen werden und erfahren, dass ihr minderjähriger Sohn oder ihre minderjährige Tochter wegen einer Alkoholvergiftung, im Krankenhaus gelandet ist." In einem solchen Fall ist eine intensive Beratung sowohl des Jugendlichen, wie auch der Eltern erforderlich.

Daher suchte das Landratsamt über das Präventionsprojekt "HaLT", freiwillige ehrenamtliche Mitarbeiter, die sich dieser schwierigen und sensiblen Thematik annehmen, informierte Caroline Reiner vom Jugendamt.


Stefanie Fischer, Andy Fischer und Gottfried Ströhlein verfolgen ein gemeinsames Ziel, sie möchten Kindern und Jugendlichen, die mit Alkoholvergiftung in die Frankenwaldklinik eingeliefert werden mussten, wieder auf die Füße helfen und Wege aufzeigen, ohne Alkohol durchs Leben zu gehen.

"Die Gefahr ist riesengroß, vom ersten großen Rausch zur Abhängigkeit. Deshalb ist es gut, schon beim ersten exzessiven Trinkverhalten, eine Beratung zu haben, das ist gut für betroffene Kinder und Jugendliche aber auch wichtig für die Eltern, die übrigens auch erst ihr Einverständnis zu einer Beratung geben müssen", erklärt Caroline Reiner.

"Brückenpersonen"

Wenn die Eltern ihr Einverständnis geben, kommen die "Brückenpersonen" ins Spiel. Das Präventionsprojekt HaLT verbindet nämlich Verhaltens- und Verhältnisprävention und spricht gleichzeitig Jugendliche und Erwachsene an. Das Krankenhaus informiert die sogenannten Brückenpersonen, die dann Gespräche führen, meistens noch im Krankenhaus.

Zusätzlich zu diesen Einzelberatungen für betroffene Jugendliche (und ihre Eltern) erfolgt eine Auseinandersetzung mit dem riskanten Konsumverhalten im Rahmen eines acht- bis zwölf-stündigen Gruppenangebotes. Das ist die Arbeit für die ehrenamtlichen "Brückenpersonen" oder den "suchtpräventiven Fachkräften", die an der Basis im Einsatz sind.

Andy Fischer ist hauptberuflich Bildungsreferent im erzbischöflichen Jugendamt und im Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) tätig. Schon viele Jahre arbeitet der Diplom- Sozialpädagoge ehrenamtlich in der Suchtprävention in verschiedenen Institutionen.

Vor allem über das Jugend- Kulturtreff "Struwwelpeter" und über den Suchtarbeitskreis im Landkreis Kronach wurde er auf das Präventionsprojekt "Halt" und auf die Kooperation zwischen Frankenwaldklinik und Landkreis Kronach, beziehungsweise Jugendamt am Landratsamt Kronach, aufmerksam.

Weil er die Idee, Gespräche mit Jugendlichen nach exzessivem Alkoholkonsum zu führen und auch deren Eltern einzubeziehen sehr gut findet, möchte er sich in der Präventionsarbeit verstärkt engagieren.

Gleiches gilt auch für den ehemaligen Leiter der Grundschule Weißenbrunn, Gottfried Ströhlein. Für ihn war seine fachliche psychologische wie psychotherapeutische Ausbildung eine Motivation, sich für dieses Projekt ehrenamtlich zu engagieren.

Auch für Stefanie Fischer ist ehrenamtliches Engagement seit Jahren eine Selbstverständlichkeit. Für sie war auch ihre fachliche Qualifikation aus ihrem Beruf heraus, als Bachelor of Science, "Managerin für angewandte Gesundheitswissenschaften" wo sie derzeit als Dokumentationsassistentin des Onkologischen Zentrums am Klinikum in Bayreuth tätig ist, eine Motivation. Stefanie Fischer ist seit Jahren für den Kreisjugendring ehrenamtlich tätig und auch im Jugend- und Kulturtreff "Struwwelpeter" hatte sie viel mit Jugendarbeit zu tun.

2012: 19 Alkoholvergiftungen

Die Zahlen der Frankenwaldklinik bestätigen die Notwendigkeit der Beratungsgespräche. Laut Statistik, die von Verwaltungsleiter André Naumann dargelegt wird, wurden in der Frankenwaldklinik im Jahr 2012 19 Fälle von akuter Intoxikation (Alkoholvergiftung) registriert und dies im Alter von 13 bis 17 Jahren.

Im Jahr 2013 wurden 14 Einlieferungen der gleichen Altersstruktur festgestellt. Weiterhin konnten schon im vergangenen Jahr neun Brückengespräche erfolgreich vermittelt werden. Dabei muss man aber bedenken, dass längst nicht alle Fälle eines exzessiven Alkoholkonsums in der Klinik landen.

Die drei "suchtpräventiven Fachkräfte" stehen für Telefonanrufe aus der Frankenwaldklinik über ein Bereitschaftstelefon täglich rund um die Uhr zur Verfügung.