Mitmachtheater im Kronacher Kulturraum

2 Min
Viel los in Lönneberga: Michl bleibt mit dem Kopf in der Suppenschüssel stecken. Fotos: Jan Koch
Viel los in Lönneberga: Michl bleibt mit dem Kopf in der Suppenschüssel stecken. Fotos: Jan Koch
Vor dem Auftritt schminken sich die Schauspielerinnen Christina Agel (Vordergrund) und Catharina Zukrigl.
Vor dem Auftritt schminken sich die Schauspielerinnen Christina Agel (Vordergrund) und Catharina Zukrigl.
 
Selbst ist der Mann: Schauspieler Andreas Richter kümmert sich gemeinsam mit seinen Kollegen selbst um die Musik.
Selbst ist der Mann: Schauspieler Andreas Richter kümmert sich gemeinsam  mit seinen Kollegen selbst um die Musik.
 
Unterstütz wurde das Ensemble gestern von Ferdinand Lang.
Unterstütz wurde das Ensemble gestern von Ferdinand Lang.
 
Vorhang auf für "Michel in der Suppenschüssel"
Vorhang auf für "Michel in der Suppenschüssel"
 
Ein echtes Drama: Nicht nur, dass Michel in der Suppenschüssel steckt, auch seine Mutter hat sich ihre Hand eingeklemmt.
Ein echtes Drama: Nicht nur, dass Michel in der Suppenschüssel steckt, auch seine Mutter hat sich ihre Hand eingeklemmt.
 
Von der Idee, die Schüssel zu zerschlagen, nimmt Michels Mutter schnell Abstand.
Von der Idee, die Schüssel zu zerschlagen, nimmt Michels Mutter schnell Abstand.
 
Dennoch ging die Schüssel kaputt. Zur Strafe sperrt Michels Vater den Jungen in den Schuppen.
Dennoch ging die Schüssel kaputt. Zur Strafe sperrt Michels Vater den Jungen in den Schuppen.
 
Der Kronacher Kulturraum war gestern voll besetzt.
Der Kronacher Kulturraum war gestern voll besetzt.
 
Plötzlich tauchte ein Dieb auf, der ein Paar Ohringe stehlen wollte, ...
Plötzlich tauchte ein Dieb auf, der ein Paar Ohringe stehlen wollte, ...
 
... aber Michel verfolgt ihn durchs Publikum und stellt ihn schließlich.
... aber Michel verfolgt ihn durchs Publikum und stellt ihn schließlich.
 
Michels letzte Tat. Der Wackelzahn von Schwester Ina...
Michels letzte Tat. Der Wackelzahn von Schwester Ina...
 
... wird mithilfe eines Fadens entfernt.
... wird mithilfe eines Fadens entfernt.
 
Zum Schluss der Vorstellung haben die Kinder den Schauspielern applaudiert.
Zum Schluss der Vorstellung haben die Kinder den Schauspielern applaudiert.
 

500 Kinder sahen gestern im Kronacher Kulturraum das Stück "Michel in der Suppenschüssel", das vom Wittener Kinder- und Jugendtheater gespielt wurde. Ziel der Schauspieler: Die Kinder sollen mitmachen.

Vor ihrem Auftritt sitzen die beiden Schauspielerinnen Christina Agel und Catharina Zukrigl in einem kleinen Zimmer, das nur wenige Meter von der Bühne des Kronacher Kulturraums entfernt ist, und schminken sich.
Die 29-jährige Christina Agel, Mitglied des vierköpfigen Tournee-Ensembles des Wittener Kinder- und Jugendtheaters, spielt seit fünf Jahren in Kinderstücken, unterbrochen nur durch einen eineinhalbjährige Babypause. Ihr macht es Spaß, für Kinder zu spielen, obwohl das nie ihr Plan war.

In diese "Schiene bin ich eher zufällig reingerutscht", gibt die 29-Jährige zu. "Ich bin 1,86 Meter groß und habe deswegen wenige Rollen bekommen", erklärt Christina Agel. Im Kindertheater sei das ein Vorteil, da sie so meist die Erwachsenen spielen könne, weil sie größer ist als ihre Schauspielkolleginnen.
In "Michel in der Suppenschüssel" verkörpert sie deshalb Michels Mutter und die Magd Lina.

Ein geübter Griff zur Wimperntusche und nur wenige Pudertupfer später kann es für sie, Catharina Zukrigl (Michl) und ihre Kollegen Steffen Essigbeck (Michels Vater, Michels Schwester, Dieb) und Andreas Richter (Knecht Alfred, Arzt) losgehen. Rund 550 Kinder rutschen im Saal schon ungeduldig auf ihren Stühlen umher, bis Andreas Richter endlich den Vorhang öffnet und das Theaterstück tatsächlich beginnt.

Michl verfolgt den Dieb

"Pschschsch", zischt es durch den Saal, allerdings bleiben die Kinder nicht lange ruhig. 70 Minuten geben die Schauspieler alles: Michel bleibt mit dem Kopf gleich zweimal in der Suppenschüssel stecken und sitzt seine Strafe schnitzend im Schuppen der Familie Svensson ab. Die Kinder sind begeistert, lachen und rufen, besonders dann, wenn sie mitmachen dürfen. So zum Beispiel, als Michels Mutter ihren Jungen sucht, der sich unter dem Esstisch versteckt. "Da unter dem Tisch versteck sich Michel", schreit ein Junge, der von seinem Platz aufgesprungen ist und mit der rechten Hand auf die Bühne zeigt.

Darum gehe es beim Kindertheater: Ums Mitmachen. Andreas Richter gefällt das: "Solche Szenen sind ein inszenatorisches Mittel", sagt der 48-Jährige. "Die meisten Kinder wollen eben keine Geheimnisse behalten", weswegen sie als Schauspieler mit dem Rufen der Kinder umgehen können müssen. Besonders schwierig hatte es Steffen Essigbeck: Der 27-Jährige wurde in seiner dritten Rolle als Dieb von Michel durchs Publikum unter den lauten "Michel, Michel, Michel"-Rufen der Kinder verfolgt.

Sie ließen keinen Zweifel daran, dass sie von dem Dieb wenig hielten: "Die Kinder haben mich richtig festgehalten, damit Michel mich kriegt", sagt er. Aber das solle bei einem Mitmach-Theater auch so sein, schließlich hätten die Kinder ihn wieder losgelassen, dass er weiterspielen konnte. "Ich finde, so etwas macht mega viel Spaß", betont Essigbeck.

Sich an die Kindheit erinnern

Nachdem der Vorhang gefallen ist, sitzen die vier Schauspieler in ihrem Umkleideraum. Christina Agel ist zufrieden mit dem Auftritt. "Das war ganz herrlich, die Kinder haben geklatscht und es gab sogar Szenenapplaus", sagt sie. Das sei nicht immer so, überhaupt müssten sie sich als Schauspieler für die Kinder richtig ins Zeug legen: "Wenn man ein Kind verkörpert, ist es wichtig, dass man sich an seine eigene Kindheit zurückerinnert und wirklich spielt wie ein Kind und nicht wie ein Erwachsener, der nur ein Kind spielt." Dabei könne auch Unvorhergesehenes passieren: "Es haben schon Kinder zu weinen angefangen, als das Licht ausging", sagt Christina Agel. "Oder ein Kind rennt einfach auf die Bühne", fügt Andreas Richter hinzu.

Das ist gestern aber nicht passiert. Die vier sind gespannt, wie es bei ihren nächsten Auftritten sein wird. Ausruhen können sie sich nicht, schon morgen Abend geht es weiter in Richtung Bodensee. Die Weihnachtszeit sei eben die Hauptsaison.