Mit 22 Jahren der eigene Chef

2 Min
Auch nach fünf Wochen ist das Wort Chef für ihn ungewohnt. Er ist erst 22 Jahre und hat doch den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt: Sebastian Zeis. Foto: Veronika Schadeck
Auch nach fünf Wochen ist das Wort Chef für ihn ungewohnt. Er ist erst 22 Jahre und hat doch den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt: Sebastian Zeis. Foto: Veronika Schadeck

Sebastian Zeis hat vor fünf Wochen den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und eine Bäckerei übernommen.

Von wegen, junge Menschen scheuen sich, Verantwortung zu übernehmen. Wenn andere in seinem Alter nach Mitternacht noch mit Freunden unterwegs sind, beginnt für Sebastian Zeis der Arbeitstag. Der 22-Jährige hat vor fünf Wochen die Traditionsbäckerei Oesterlein in Kronach übernommen.

In der Backstube herrscht gegen 8 Uhr reger Betrieb. Es duftet nach frischem Brot. Die Teiglinge für die "Schwarzela" werden in den Ofen geschoben. Die Sahnetorte wird verziert. Im Laden stehen Kunden. Man sieht es Sebastian Zeis nicht an, dass er bereits seit 2 Uhr früh auf den Beinen ist.

Seit fünf Wochen ist der junge Mann nicht nur sein eigener, sondern auch der Chef von elf Mitarbeitern. "Es hört sich immer noch komisch an, das Wort Chef", sagt er schmunzelnd und beginnt zu erzählen. Die vergangenen Wochen seien anstrengend gewesen. Er habe sich erst an das neue Umfeld, die neuen Aufgaben gewöhnen müssen.
Schließlich komme es nicht so oft im Leben vor, dass man Vorgesetzter wird.

Der junge Bäckermeister versucht seine Gefühlswelt zu beschreiben: "Ich habe mich riesig gefreut, gleichzeitig war ich aber auch unsicher." Er habe sich mit Fragen beschäftigt wie "Wie werden mich die Mitarbeiter akzeptieren? Wie komme ich bei den Kunden und den Kronachern an?"

Seine neuen Aufgaben sieht er mit Herausforderungen verbunden. So will er die Traditionsbäckerei Oesterlein weiterhin auf Kurs zu halten und den Spagat zwischen Chef und Kollege in seinem Team schaffen.
Sebastian Zeis kommt aus Arnstein bei Weismain, ist in einer Landwirtschaft aufgewachsen. Als er in der siebten Klasse ein Praktikum in einer Bäckerei absolvierte, stand sein Berufswunsch fest. "Ich will Bäcker werden."


Meisterschule bei München

Dass man aus Wasser, Mehl, Hefe und weiteren Rohstoffen so viele Backwaren schaffen kann, davon ist er immer noch begeistert. "Das Bäckereihandwerk macht einfach Spaß." Mit Eifer absolvierte er eine Lehre, anschließend folgte die Meisterschule in Lochham bei München. In der Meisterschule sei er durch einen Lehrer auch auf die Bäckerei Oesterlein, welche 2013 zu den besten Bäckereien Deutschlands gehörte, aufmerksam gemacht worden. Es wurde mir erklärt, dass dort ein Nachfolger gesucht wird.

Mittlerweile duzen sich Sebastian Zeis und der frühere Inhaber. Der junge Bäckermeister ist seinem erfahrenen Vorgänger sehr dankbar, denn Georg Oesterlein hat aufgrund seiner Kontakte so manche Türen geöffnet. Auch in der Backstube steht er noch mit Rat und Tat zur Seite. Und das sei wichtig, so Zeis. Schließlich wolle er die Rezepturen der alteingesessenen Bäckerei übernehmen. Auch das Biosiegel soll weitergeführt werden. Der junge Mann ist immer noch fasziniert, dass Georg Oesterlein all seine Rohstoffe, die er für das Brotbacken benötigt, unmittelbar aus der Region bezieht. "Ich habe so etwas vorher nicht gekannt."

Zusätzlich will der junge Mann aber auch neue Wege gehen und neue Kreationen und Leckereien anbieten. Zudem will er der Bäckerei nach Weihnachten ein neues Ambiente verleihen. Denn dort, wo jetzt noch der Laden untergebracht ist, soll ein kleines, aber feines Café entstehen.

Dankbar ist er, dass ihm bei der Bewältigung der bürokratischen Anforderungen seine Cousine und auch Georg Oesterlein zur Seite stehen. Sukzessive übernimmt Zeis jetzt auch mehr Aufgaben im kaufmännischen Bereich.
Dass er als junger Mensch aufgrund seiner Arbeitszeiten und seiner Verantwortung als Selbstständiger etwas verpassen könnte, die Befürchtung hat er nicht. Denn für ihn ist die eigene Bäckerei nicht nur ein Job, sondern eine Berufung. "Hier kann ich meine eigenen Ideen umsetzen."

Dankbar ist Sebastian Zeis auch seinem Team und seinen Eltern, die ihn unterstützen. Letztere seien zwar am Anfang von seiner Entscheidung, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen und eine Bäckerei zu übernehmen, nicht begeistert gewesen. "Aber jetzt sind sie dabei."

Ein bisschen bedauert er, dass es mit dem Existenzgründerzuschuss nicht geklappt hat. Denn, um diesen zu bekommen, hätte im Umkreis von 50 Kilometern kein Angebot als Bäcker vorhanden sein dürfen. Aber was soll's: "Wir haben es auch so geschafft."