Der Kronacher gilt als ein Märtyrer des 20. Jahrhunderts. Der damals 23 Jahre alte Offizier wurde am 29. November 1944 hingerichtet.
29. November 1944, 11 Uhr: Anklam im heutigen Mecklenburg-Vorpommern, in der Nähe eines Wehrmachtsgefängnisses. Ein junger Offizier der Wehrmacht wird hingerichtet: Matthias Kaiser, gerade 23 Jahre alt.
Einer der Gründe für das Todesurteil ist seine Entscheidung, die Front im Osten um zwei Kilometer zurück zu verlegen, um seine Kameraden bei den Rückzugsgefechten zu schonen. Außerdem war er zwei Tage in den Wirren der Gefechte von seiner Einheit getrennt.
Gläubig in den Tod gegangen Der Pfarrer, der ihm in den letzten Stunden des Lebens beistand, bezeugte später in einem Brief an die Eltern, mit welch gläubiger Haltung ihr Sohn in den Tod gegangen ist. Aufgrund seines Glaubensbekenntnisses in dieser Extremsituation wird Matthias Kaiser zu den Märtyrern des 20.
Jahrhunderts gezählt.
Schon in den Briefen, die er aus dem Gefängnis in Anklam an seine Eltern oder andere Bekannte geschrieben hat, kam immer wieder sein Glaube zum Ausdruck. Ein Wort vor allem ist in Erinnerung geblieben. Es steht auf seinem Sterbebild: "Ich habe den Sprung ins Ungewisse gewagt, weil ich glaube, dass mich der Herr mit beiden Armen auffangen wird."
Kurz nach seiner Verurteilung schrieb er, dass ihn "allein der Blick zum Gekreuzigten" vor unüberlegten Schritten abgehalten habe. Er habe die Angst aber schließlich überwunden, weil er glauben konnte, dass ihn Gott nicht fallen lassen würde. Aus seinen Briefen und dem Zeugnis des Anklamer Pfarrers geht hervor, dass er auch im Gefängnis regelmäßig gebetet hatte.
Matthias Kaiser wurde am 28. Juni 1921 in Kronach geboren und ist heute Vorbild für viele angehende Priester. Am 29.
November 1944 wurde er von den Nationalsozialisten wegen angeblicher "Feigheit vor dem Feind" hingerichtet - er wollte Priester werden und machte aus seinen christlichen Ansichten gegenüber dem Naziregime keinen Hehl. Seit 1941 kämpfte er als Soldat an der Ostfront und wurde bis zum Leutnant befördert.
Was führte zu dem harten Urteil? Was führte nun dazu, dass ein nicht zuletzt wegen seiner Tapferkeit zum Offizier beförderter Soldat, der an der Ostfront drei Mal verwundet wurde, so hart verurteilt wurde?
Am 19. Juli 1944 musste Matthias Kaiser nach seiner Rückkehr aus dem Lazarett nach einem Unterkiefersteckschuss eine ihm fremde Kompanie des Jägerregiments 42 übernehmen. Seine Einheit erlitt bei den Rückzugskämpfen im Raum Ostrow erhebliche Verluste.
Als die Russen bei hereinbrechender Dunkelheit mit überlegenen Kräften angriffen, konnte Kaisers Kompanie den Angriff nicht abwehren und wich zwei Kilometer zurück. Hier konnte der Gegner zum Stehen gebracht werden. Zwei Tage später musste sich die Einheit erneut zurückziehen.
In dem Durcheinander verlor Matthias Kaiser den Anschluss an seine Einheit und meldete sich kurz darauf als versprengter Offizier in Riga und fuhr am Tag darauf zu seinem Regiment zurück. In beiden Fällen wurde dem jungen Offizier "Feigheit vor dem Feind" vorgeworfen. Die Anklage beantragte fünf Jahre Zuchthaus.
Am 21. September 1944 verurteilte ein Feldgericht Matthias Kaiser nach nur zehn Minuten Beratung völlig unerwartet zum Tod. Es war die Zeit nach dem 20. Juli, dem Attentat auf Adolf Hitler.
Er hatte sich Feinde gemacht Seine Schwester Lore erinnerte sich Jahrzehnte später, dass ihr Bruder Matthias nicht viel übrig hatte für das Naziregime. Seiner Einberufung ist er wohl aus Pflichtbewusstsein und Verantwortungsbewusstsein heraus gefolgt. Damals wünschte er sich ein Kreuz, das mit den griechischen Buchstaben "Phos" und "Zoe" beschriftet war: "Licht" und "Leben". Matthias Kaiser trug dieses Kreuz bis zu seinem Tod.
Vom Bamberger Jugendseelsorger Jupp Schneider - von ihm hatte er auch dieses Kreuz - war Matthias Kaiser zu seinem Engagement für Christus ermutigt und bestärkt worden. Schließlich wurde der junge Kronacher immer überzeugter, Pfarrer werden zu wollen. Und er machte keinen Hehl aus seiner christlichen Einstellung.
Matthias Kaiser wurde hingerichtet, weil er sich aufgrund seiner christlichen Überzeugung Feinde geschaffen hatte.
Dies unterstreicht der "Kreis junger Missionare" (KIM). "Matthias Kaiser hat sich im Rosenkranzgebet auf Jesu Lebens- und Leidensweg eingelassen", meint heute Pfarrer Johannes Haas. Mit seinem Kreuz "Licht und Leben" zog Matthias Kaiser in den Krieg, mit diesem Kreuz schritt er zu seiner Hinrichtung.
Gedenkstätte in Burg Feuerstein KIM ist eine Jugendbewegung für Berufungen in der Kirche. Das Kreuz von Matthias Kaiser wurde nach seinem Tod zunächst von seiner Familie aufbewahrt. Als Grundstein der Kirche von "Burg Feuerstein" hat das "Licht-und-Leben"-Kreuz nach dem Vorbild von Matthias Kaiser einen Platz gefunden - als Mahnzeichen für alle Opfer von Gewalt und Unterdrückung. Heute ist das Kreuz von Matthias Kaiser Symbol für die KIM-Bewegung.
Das Opfer des jungen Kro nachers war und ist für viele angehende Priester beispielhaft.
Matthias Kaiser wird sogar mit dem Missionar Marcel Callo verglichen, der wegen seiner christlichen Überzeugung im KZ Mauthausen starb und der 1987 selig gesprochen wurde. Beide haben nicht nur das Geburtsjahr gemeinsam, sondern auch Gesinnung und ihr gläubiges Sterben.
In Burg Feuerstein hat ihm die Kirche eine Gedenkstätte gewidmet. Die Stadt Kronach hat vor einigen Jahren immerhin eine kleinere Straße nach diesem sicherlich ganz großen Sohn benannt - nach ganz vielen Jahren.
Vor einigen Jahren weihte Erzbischof Ludwig Schick in Burgebrach das "Matthias-Kaiser-Haus". Junge Menschen sollen hier Berufung erfahren, auch als Beispiel für christlich-geschwisterliche Kirchen. Träger ist der "Matthias-Kaiser-Verein", der das Haus vom evangelischen Laurentius-Verein übernommen hatte.
Immer wieder kamen Kronacher nach Anklam, um am Grab von Matthias Kaiser Blumen niederzulegen. Bei den Friedhofsgärtnern genügt allein die Frage nach dem Grab, um sofort dorthin geführt zu werden. Matthias Kaiser ist auch noch sieben Jahrzehnte später selbst für Menschen, die ihn nie kennen lernten, ein leuchtendes Vorbild.