Zum Fest am Sonntag kehrt ein altes Marienbild in die Pfarrei Teuschnitz zurück. Das Gemälde "Madonna mit Kind" stammt aus der Zeit vor dem Stadtbrand von 1844.
Es ist eine sehr innige Darstellung der Muttergottes und Jesus mit einer ganz eigenen Ausstrahlung - unglaublich intensiv! Ein Gemälde, dessen wunderschönes Motiv sofort anspricht und zur Stille und Andacht führt. Die Gesichter von Maria und des von ihr gehaltenen Jesuskinds sind besonders zart und weich herausgearbeitet, beide schauen den Betrachter an. Das christliche Bild "Madonna mit Kind", das zuletzt in Privatbesitz war, wird am Sonntag wieder in den Blickpunkt der Gottesdienstbesucher der Teuschnitzer Pfarrkirche rücken.
"Das Gemälde dürfte etwa 200 Jahre alt sein. Wahrscheinlich wurde es als Kirchenbild gemalt. Es wies deutliche Brandspuren auf. Ich vermute, dass diese vom großen Stadtbrand in Teuschnitz von 1844 stammen, den es wohl irgendwie überstanden hat", erzählt der bisherige Eigentümer des circa 80 mal 100 Zentimeter großen Kunstwerks, Hans Kübrich.
Das auf Leinen gemalte Bild befand sich im Besitz seiner mittlerweile verstorbenen Mutter, Kunigunde Kübrich, geborene Raab aus Teuschnitz. Nach ihrem Tod ging es zunächst an Kübrichs Schwester Adelgunde in Karlsruhe über. Als diese ebenfalls verstarb, erbte es Hans Kübrich.
"Mir hat das Bild gleich gefallen. Ich bin auch sehr stolz darauf. Deshalb ließen wir das durch Brandspuren beschädigte Bild restaurieren und auch mit einem neuen Rahmen versehen", erzählt der Zeyerner, der Nachforschungen über dessen Herkunft betrieb. Der Name des Künstlers sei leider nicht bekannt, da eine Signatur fehle. Da die Brandspuren auch den unteren Teil des Bildes betrafen, ist die Signatur möglicherweise verbrannt. Eventuell stamme das Bild von Lorenz Kaim, was vom Zeitraum her stimmen könne. Aber dies sei - so Kübrich - lediglich eine Vermutung.
Das restaurierte Gemälde, das immer noch leichte Brandspuren aufweist, hing bislang im Haus von Hans Kübrich. "Ich hänge sehr an diesem Bild. Wir haben daher auch lange überlegt, ob wir es in seine Heimat zurückgeben. Es ist uns nicht leicht gefallen, aber es war für uns einfach eine Gewissensfrage. Ich bin der Meinung, dass das Bild in die Kirche gehört, für die es ursprünglich gedacht war. Das ist die richtige Entscheidung", zeigt er sich sicher.
Hierüber zeigt sich Pfarrer Joachim Lindner sehr dankbar. Auch er verweist auf die besondere Ausstrahlung des Gemäldes. "Jesus und seine Mutter schauen den Betrachter direkt in die Augen. Das Zentrum des Bildes ist das Kind, worauf man auch als erstes schaut. Auch der Zeigefinger Marias zeigt auf das Kind", meint der Pfarrer, der sich viele Gedanken über das Bild gemacht hat und es für sich selbst deutet.
Die beiden Figuren seien - in seinen Augen - sehr weich und fließend mit einem weichen Faltenwurf der Gewänder gemalt, was eventuell einen fließenden Übergang von Mensch und Gott darstelle. So sei Jesu durch den Menschen Fleisch geworden. Vom Jesuskind gehe eine Offenheit aus - so, als ob er uns einlade. Es sitze nicht auf dem Schoss seiner Mutter, sondern sie halte und zeige ihn. "Mir kommt das fast so vor, als ob er auf ihr wie auf einem Thron sitzt, im übertragenen Sinn wie als Sitz der Weisheit", so der Pfarrer.
Die Gesichtsausdrücke der beiden deute er so, dass sie sich bewusst seien, was auf Jesus zukomme. Es sei auf jeden Fall ein Bild, bei dem man genauer hinschauen müsse. Leider hätten viele Menschen verlernt, Bilder zu sich "sprechen" und auf sich wirken zu lassen.
Dem Pfarrer ist es wichtig, dass das Bild nicht irgendwo in der Versenkung verschwindet, sondern dass es in den Blickpunkt der Kirchenbesucher rückt.
Deshalb will man es in den beiden Marienmonaten Mai und Oktober auf dem Seitenaltar unterbringen. Am kommenden Kirchweih-Sonntag wird das Bild der Pfarrgemeinde offiziell vorgestellt beziehungsweise wieder zurückgegeben.
Am Sonntagnachmittag ist ab 17 Uhr die Bevölkerung zur Kerba-Feier ins Pfarrheim geladen. Dabei geht es auch um eine Wette des Pfarrers. "Ich werde der Wetterfrosch der Teuschnitzer Wehr", gibt sich der Seelsorger geheimnisvoll. So habe die Feuerwehr mit ihm gewettet, dass man bei der Kirchweih-Kirchenparade durch drei Zentimeter hohen Schnee stapfen müsse. Der Pfarrer hielt dagegen. Sollte Lindner gewinnen, steigt die Wehr aufs das Dach des Pfarrhauses, um nachzuschauen, ob beim Kamin alles dicht sei. Sollte der Pfarrer verlieren, muss er auf der Feuerwehrleiter bis ganz nach oben gehen und im tiefsten Winter um 5 Uhr den gesamten Hof vor dem Feuerwehrhaus freischaufeln - im Talar.
Programm
Kirchweih Sonntag, 18. Oktober 2015: "Madonna mit Kind" - Ein altes Gemälde kehrt zurück,
9.45 Uhr: Kirchenparade - Zug zum Pfarrhaus, Station am Pfarrhaus und Abholung des Bildes, Zug zur Pfarrkirche und Messfeier zum Kirchweihfest, 17 Uhr, im Pfarrheim: Eröffnung der Bildergalerie "Grundgütiger" .
Kirchenjahr 2016 Papst Franziskus hat ein neues Heiliges Jahr angekündigt. Das sogenannte Jubiläum der Barmherzigkeit soll vom 8. Dezember 2015 bis zum 20. November 2016 dauern. In Teuschnitz will man die Thematik im Verlauf des Kirchenjahrs mit verschiedenen Veranstaltungen und Aktionen aufgreifen beziehungsweise umsetzen - als "Sieben Wochen der Barmherzigkeit". Und auch ein weiterer Termin steht bereits fest: Am 18. März nächsten Jahres wird der Pfarrer - nach dem großen Erfolg der diesjährigen Premiere - wieder als Fastenprediger beim Starkbierfest der Freiwilligen Feuerwehr Teuschnitz in Erscheinung treten.