Loewe baut erneut Personal ab: die Hintergründe

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Der Kronacher Fernsehhersteller teilte am Montag seinen Beschäftigten mit, dass weitere 150 Mitarbeiter zum Monatsende gehen müssen. Die Belegschaft reagierte geschockt. Bis Mitte Oktober muss ein Investor gefunden werden, sonst droht die Insolvenz.

Damit hatte keiner gerechnet. Als am Montagnachmittag die Loewe-Mitarbeiter von der Geschäftsführung zu einer Infoveranstaltung im Nachklang zur Internationalen Funkausstellung (IFA) geladen wurden, glaubten viele, dass es positive Nachrichten geben könnte. Schließlich wird beim gebeutelten Kronacher Fernsehhersteller seit Wochen ein Investor mit Sehnsucht erwartet.

Doch dann verkündete Vorstandsvorsitzender Matthias Harsch etwas anderes: Zur Rettung des Gesamtunternehmens sei ein weiterer Personalabbau um rund 150 Mitarbeiter zum 1. Oktober unumgänglich. Harsch sprach von einer "wesentlichen Voraussetzung für den Einstieg eines Investors und damit den Erhalt des gesamten Unternehmens". Ziel sei es, "den Personalabbau möglichst sozialverträglich umzusetzen".

Wie dieser Abbau von Mitarbeitern konkret aussehen soll, diese Antwort blieb Harsch am Montag schuldig. Für eine Stellungnahme stand er nicht zur Verfügung.

Betriebsratsvorsitzende Karin Wachter sprach von einer "heiklen Situation". "Wir stehen alle mit dem Rücken zur Wand", sagte sie. Im Moment hätte der Betriebsrat noch gar nicht zugestimmt. Jetzt gebe es erst einmal Gespräche. Aber Wachter machte zugleich deutlich, dass der Spielraum des Gremiums gering ist: "Was sollen wir machen. Wenn wir nicht zustimmen, sind womöglich alle Arbeitsplätze in Gefahr", sagte sie. Es sei klar, dass ein Investor das Unternehmen mit den jetzigen Geschäftszahlen nicht weiterführen wolle.


180 Mitarbeiter sind schon weg

Das Problem: In zwei Wochen sollen 150 Beschäftigte in Kronach ihren Arbeitsplatz räumen - möglichst sozialverträglich. Doch das wird wohl schwer möglich sein, gibt auch die Betriebsratsvorsitzende zu Bedenken. Schließlich hatte Loewe bereits zum 1. April 180 Mitarbeiter entlassen. Sozialverträgliche Maßnahmen wie natürliche Fluktuation oder vorzeitiger Ruhestand sind da längst ausgereizt."Die Mitarbeiter sind absolut geschockt", berichtete Wachter. Die Erwartungshaltung nach der IFA sei ganz anders gewesen.

Wenigstens besteht zum jetzigen Zeitpunkt im Unternehmen noch große Hoffnung, doch noch den überlebenswichtigen Investor in den nächsten Wochen präsentieren zu können. Man stehe zurzeit in Verhandlungen mit zehn potenziellen Investoren, die ernsthaftes und langfristiges Interesse formuliert hätten, hieß es in der veröffentlichten Pressemitteilung. "Wir nehmen uns für die Investorensuche die notwendige Zeit", den richtigen zu finden, wird Harsch darin zitiert. Viel Zeit bleibt ihm jetzt nicht mehr. Bis Mitte Oktober muss ein Investor gefunden werden, sonst droht die Insolvenz.

Um so einen Fall abzuwenden, hatten Horst Seehofer und seine bayerische Staatsregierung vor fünf Wochen Loewe eine Staatsbürgschaft in Aussicht gestellt - unter der Bedingung, dass ein zukunftsfähiges Konzept und ein Investor gefunden werden.

Der für den Wahlkreis zuständige Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach (CSU) zeigte sich enttäuscht von der Entscheidung der Geschäftsführung. "Aus meiner Sicht muss die Frage erlaubt sein, ob der Freistaat Bayern die Staatsbürgschaft abgeben kann und es dann parallel doch zu einem massiven Arbeitsplatzverlust kommt. So etwas ergibt keinen Sinn", sagte Michelbach. Loewe beschäftigt derzeit noch 800 Mitarbeiter.