Kronacher Weinexperte: So finden Sie gute Tropfen für die kalten Tage

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Achim Brettel stellt einige Weine vor, die für eine große Zielgruppe zugänglich sind. Foto: Marco Meißner
Achim Brettel stellt einige Weine vor, die für eine große Zielgruppe zugänglich sind. Foto: Marco Meißner

Wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen sinken, genießen viele den Feierabend bei einem guten Tropfen. Wir zeigen, worauf bei der Wahl eines Weins zu achten ist.

Achim Brettels Griff geht zielstrebig ins Regal. Er holt eine Flasche italienischen Rotwein heraus. Den beschreibt er als "vollmundig", als "weich" und mit "einem samtigen Geschmack". Der 59-jährige Ingenieur für Getränketechnologie und Weinakademiker weiß, wovon er spricht. Bereits in dritter Generation führt er seinen Mitwitzer Weinhof. Er kennt die Trends und gibt unseren Lesern Tipps mit auf den Weg, damit der Weingenuss nicht zum Reinfall wird.

Frankenwein hat guten Ruf

Wenn ein Weißwein serviert werden soll, dann ist laut Brettel in unserer Region sehr oft ein Frankenwein angesagt. Der genieße hierzulande einen guten Ruf und verspreche ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

"Man sagt, dass Franken das innovativste der 13 deutschen Anbaugebiete ist", stellt Brettel fest. Mit der Generation der jungen fränkischen Winzer habe die Qualität der Frankenweine noch einmal zugelegt. "Diese Weine sind fruchtig, frisch - und vielfältig." Die Rebsorte Müller-Thurgau erlebe ihre Renaissance, der klassische Silvaner sei seit über 300 Jahren in Franken zu Hause und Reben wie Burgunder oder Sauvignon Blanc hätten sich ebenfalls etabliert.

Blick auf südliche Anbaugebiete

Bei seiner aktuellen Empfehlung für einen winterlichen Rotwein verlässt der Fachmann jedoch die heimische Region und auch Deutschland. "Bei den Rotweinen ist es so, dass viele doch mehr Reife und Sonne benötigen", erklärt er. In diesem Punkt hätten südlichere Gefilde wie Spanien, Italien oder Frankreich eben einen Vorteil. Und was ist heuer geschmacklich gefragt? "Sanfte, vollmundige Rotweine liegen im Trend, gerade auch, wenn es um einen Wein für die Herbst-Winter-Zeit geht."

Ein guter Wein muss dabei nicht unbedingt teuer sein, wie Brettel feststellt. Bloß auf einen günstigen Preis zu schauen, kann aber auch ein Sparen an der Qualität bedeuten. Ab einer Größenordnung von etwa 4,50 Euro darf der Kunde einen guten Wein erwarten, so der Fachmann. "Die Brot- und Butterweine", also die stark nachgefragten in seinem Geschäft, "bewegen sich im Bereich von etwa vier bis acht Euro". Das seien Weine, die auch abseits besonderer Ereignisse gerne mal aufgetischt würden. Und die waren heuer besonders gefragt. Denn zu Corona-Zeiten sei durchaus das eine oder andere Glas mehr bei den Kunden eingeschenkt worden, um sich den Urlaub auf der heimischen Terrasse ein bisschen idyllischer zu gestalten.

Zwei Empfehlungen

Achim Brettel gibt je einen Tipp für Weiß- und Rotweine mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis und einer breiten Zielgruppe. Weißwein: Hier empfiehlt der Fachmann einen "Bürgerspital Würzburg". Der Cuvée aus Weiß- und Grauburgunder ist geschmacklich fruchtig und frisch und entfaltet eine dezente Säure. Dieser Wein lasse sich sehr universell einsetzen, er finde geschmacklich eine große Schnittmenge unter den Weingenießern. Auch sein Duft sei nicht so intensiv und somit weniger polarisierend als bei anderen Rebsorten. Brettel beschreibt den Duft als "dezent-würziges Aroma". Rotwein: Hier greift Brettel zu einem "Rosso Passo Collezione" aus der Gardasee-Region in Italien. Dieser wird aus den Sorten Sangiovese und Merlot hergestellt. Der Wein duftet nach Waldbeeren und roten Früchten und erhält durch seine Lagerung in Holzfässern einen samtigen, weichen Geschmack.

Was es noch über Wein zu wissen gibt

Die Farbe Es ist ganz einfach: Es gibt nur weiß oder rot. Selbst ein Rosé-Wein ist nur ein speziell gekelterter Rotwein. Daneben gibt es auch rote Trauben, die zu Weißwein gemacht werden. Rotwein erhält seine Farbe aus der Traubenschale. Wer gerne weiße und rote Trauben gemischt haben möchte, greift zum Rotling. Die Güteklassen Speziell in Deutschland wird hier sehr genau differenziert. Ganz unten steht die Qualitätsstufe "Deutscher Wein" oder "Tafelwein". Dieser Wein muss aus deutschen Anbaugebieten mit hier zugelassenen Rebsorten stammen. Eine Stufe darüber kommt der "Landwein". Er steht für Weine mit einer geschützten geografischen Angabe. Dann folgt der "Qualitätswein" - geprüft und aus einem der 13 deutschen Anbaugebiete. Es folgen schließlich die Qualitätsweine mit Prädikaten, sogenannte "Prädikatsweine". Es gibt folgende Prädikate - in aufsteigender Reihenfolge des Mostgewichts (gemessen in Grad Oechsle): Kabinett (reife Trauben, mäßiger Alkoholgehalt), Spätlese (etwas später gelesen, feine Frucht), Auslese (edler Wein aus ausschließlich vollreifen Trauben mit kleinem Anteil überreifer Beeren), Beerenauslese (aus überreifen, edelfaulen Beeren, über Jahrzehnte lagerfähig), Trockenbeerenauslese (höchstes Mostgewicht, süß und honigartig, aus rosinenartig eingeschrumpften, edelfaulen Beeren, extrem alterungsfähig).

Der Eiswein wird aus vollreifen, am Rebstock gefrorenen Trauben gewonnen. Bei der Lese im Weinberg muss eine Temperatur von mindestens minus sieben Grad herrschen. Eiswein hat das Mindestmostgewicht einer Beerenauslese. Süß oder trocken? Um den Geschmack eines Weines zu beschreiben, gibt es drei Begriffe: trocken, halbtrocken und lieblich. Es hängt vom Zuckergehalt der Trauben ab, um welchen Wein es sich handelt. Und dies wiederum ist davon abhängig, wie lange die Traube am Rebstock hing und wie viel Sonne sie dabei abbekommen hat. Wenn Trauben aus einem warmen, sonnenreichen Jahr spät gelesen werden, haben sie also schon mal die Tendenz, lieblicher zu sein. Am Ende ist für die Einteilung der Restzucker in Gramm pro Liter entscheidend, der nach dem gesamten Herstellungsprozess im Wein verbleibt. Hat der fertige Wein mehr als 18 Gramm pro Liter Restzucker, spricht man von lieblich. Zwischen 18 und neun Gramm erhält er die Bezeichnung halbtrocken. Trockene Weine dürfen höchstens neun Gramm Restzucker pro Liter aufweisen. Die Rebsorte Weltweit gibt es an die 10  000 Rebsorten - alle mit ganz speziellen Geschmacksnoten. In Franken wird bevorzugt Weißwein angebaut, angeführt von den Sorten Müller-Thurgau, Silvaner und Bacchus. Unter den Rotweinen dominieren hier Spätburgunder, Domina und Dornfelder. Weltweit gesehen ist die alte Rotweinrebe Cabernet Sauvignon die meistangebaute, gefolgt von Merlot (ebenfalls rot). In Deutschland steht an der Spitze dagegen ein Weißwein: Ein Viertel der heimischen Weinberge sind mit Riesling bestockt. Platz zwei belegt der Müller-Thurgau. Die Lage Die Weinlage auf dem Etikett beschreibt den geografischen Anbauort der Trauben eines Weines. Es gibt in Deutschland 13 gesetzlich definierte Anbaugebiete - zum Beispiel Franken oder Rheinhessen. Zur genaueren Bestimmung wird weiter unterteilt in Bereiche und Großlagen. Kleinste Einheit ist die sogenannte Einzellage, davon gibt es in Deutschland rund 2600. Sie bezeichnet eine bestimmte Rebfläche, die mindestens fünf Hektar groß sein muss. Beispiele: Würzburger Stein oder Casteller Schlossberg. Kork oder Schraubverschluss? Früher war Kork ein Qualitätsmerkmal. Inzwischen ist das anders. Unter einem Schraubverschluss kann sich heute ein hervorragend schmeckender Wein verbergen, der garantiert nicht korkt. Zwar entfällt das Ritual des Entkorkens, dafür lässt sich die Flasche leicht öffnen - und auch wieder verschließen, sollte der Wein nicht aufgebraucht sein.

Allerdings setzt die Herstellung eines Alu-Schraubverschlusses 24-mal mehr Kohlendioxid frei als der Naturkork, der der Natur nützt und hilft.