Das Team des Kronacher Standesamtes bemerkt, dass sich der Zeitgeist auch auf die Eheschließungen in der Kreisstadt auswirkt. Nicht nur ein besonderer Tag sorgte 2018 dafür, dass die Standesbeamten viel zu tun hatten.
                           
          
           
   
          Der Bräutigam als Ritter, die Braut als holde Jungfer, der Mann in Krachlederner, die Frau im Dirndl, was früher oft als formaler Akt ganz nüchtern abgehandelt wurde, hat heute einen völlig anderen Charakter - die standesamtliche Hochzeit. Sie wird immer mehr zu einem echten Festereignis für die Paare. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum in der Kreisstadt die Zahl der Trauungen steigt. 
       
Der Leiter des Kronacher Standesamtes, Harald Suffa-Blinzler, und sein Team stellen fest, dass sich die Trauungen über die vergangenen Jahre spürbar gewandelt haben. Gleiches gilt für die Arbeit der Standesbeamten. "Der Trend geht dahin, dass Eheschließungen immer öfter nachmittags gewünscht werden", erklärt Suffa-Blinzler. Und an den Wochenenden geht es mitunter richtig rund. 
Der 18.8.18 war ein Renner
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"Wir haben einen Plan, wann wer Dienst hat", erzählt er, wie er sich die Eheschließungen mit seinem Stellvertreter Matthias Schedel und dem Standesbeamten Markus Grünbeck aufteilt. Trotzdem sind einige "Stoßzeiten" ein echter Kraftakt für das Trio, zuletzt beispielsweise der 18.8.18. "Da waren es acht Hochzeiten. Und es wären sicher noch mehr geworden, aber irgendwann sind die Kapazitäten erschöpft", erzählt er von einem Trauungsreigen, der von 9 bis 16 Uhr gedauert hat. Um trotzdem jede einzelne Eheschließung in einem würdigen und feierlichen Rahmen zu halten, wurden nicht noch mehr Termine vergeben. "Wir wollen die Paare ja nicht einfach durchschleusen."
Matthias Schedel fällt auf, dass die Gesellschaften immer größer werden. Gerade bei den Eheschließungen an den Samstagen sei gut und gerne jede zweite Hochzeitsgesellschaft über 50 Personen stark. "Viele Geschiedene heiraten erneut", nennt Schedel einen Grund dafür. Weil diese Paare nicht mehr vor den Altar treten dürfen, finde die große Party eben im Zuge der standesamtlichen Hochzeit statt. 
Die Prinzen werden ein richtiges Ehepaar
Gerade der "gigantische Sommer" 2018 habe sich dafür angeboten, die Möglichkeiten zu nutzen, welche die Kreisstadt inzwischen geschaffen hat. Längst heißt standesamtliche Trauung nicht mehr zwingend, in einem antiquierten Amtszimmer ja zu sagen. Ein Ehemagnet ist die Festung Rosenberg. Sie lockt nicht nur Einheimische zur Hochzeit unter freiem Himmel an. "Manche Paare haben sich beim Spaziergang auf der Festung kennen gelernt oder sind beim Freischießen zusammengekommen", sagt Schedel. Deshalb würden neben den Kronachern auch Weggezogene oder sogar Fremde gerne das Ambiente der historischen Altstadt und ihres Bollwerks für die Eheschließung nutzen. 
Geheiratet wird dann möglichst so, wie es sich die Verliebten wünschen: ganz im Stillen oder mit vielen Gästen, klassisch gekleidet, in einer Tracht oder auch in historischen Kostümen. So lange die Hochzeit ihren würdigen Rahmen behält, versucht das Standesamt-Team seine Möglichkeiten auszuschöpfen. 
Auf den Weg ihrer "Schützlinge" in den Hafen der Ehe müssen die drei Standesbeamten manchmal auch Klippen umschiffen. "Es gibt Eheschließungen mit ein oder zwei Dolmetschern", erzählt Markus Grünbeck, dass in der Kreisstadt bei der Trauung und schon bei den Vorbereitungen heutzutage immer wieder ein internationales Flair durchs Standesamt weht. "Wir haben jeden Tag mit ausländischem Recht zu tun, ob bei Eheschließungen, Geburten oder Sterbefällen", erklärt Suffa-Blinzler. Und mit der Hilfe von Gebärdendolmetschern wurden ebenfalls schon Ehen besiegelt.