Kronacher Senioren schützen sich vor Trickdieben

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Polizeioberrat Willibert Lankes (links) und Rheuma-Liga-Vorsitzender Otto Degenbeck zeigen die Funktionsweise des Kastenschlosses. Das ist so sicher wie die Türkette. Foto: Friedwald Schedel
Polizeioberrat Willibert Lankes (links) und Rheuma-Liga-Vorsitzender Otto Degenbeck zeigen die Funktionsweise des Kastenschlosses. Das ist so sicher wie die Türkette.  Foto: Friedwald Schedel

Willibert Lankes gab Senioren Tipps, damit die Betrüger bei ihnen keine Chance haben. Die Maschen der oft in Banden organisierten Trickdiebe sind einfallsreich. Doch der Polizeioberrat kennt alle Tricks.

"Lassen Sie niemals Fremde in die Wohnung, vor allem nicht, wenn sie allein sind. Ist der potenzielle Täter einmal drin, haben Sie schon verloren!" Das schärfte Willibert Lankes den Mitgliedern der Kronacher Rheuma-Liga ein. Lankes ist seit 2001 Chef der Polizeiinspektion Lichtenfels und hat schon allerhand an Leichtsinn von Betrogenen erlebt. Ist das Geld einmal weg, sind die Betroffenen fassungslos.

Dabei wäre es so einfach, den Taten einen Riegel vorzuschieben. Einen Riegel im wahrsten Sinne des Wortes: in Form der altbewährten Türkette oder des in Mode gekommenen Kastenschlosses. Ein Demonstrationsobjekt hatte Lankes zum Vortrag in Fröschbrunn mitgebracht. Daran konnten die Mitglieder der Rheumaliga sehen, wie einfach diese Sicherungsmaßnahme funktioniert.
Und so ein Schloss ist gar nicht teuer.


Keinen Fremden in die Wohnung lassen

Willibert Lankes bat eindringlich darum, nicht arglos die Wohnungstür zu öffnen, wenn jemand klingelt und um Hilfe bittet. Das Glas Wasser, das jemand möchte, könne man auch durch den Spalt bei eingehängter Türkette oder eingerastetem Kastenschloss reichen. Dann werde man schnell sehen, dass der Hilfesuchende eigentlich gar nicht am Wasser interessiert sei.

Der Polizeioberrat aus Lichtenfels möchte seinen Kronacher Kollegen nicht nur wesentlich weniger Arbeit bescheren, sondern auch die möglichen Opfer aufklären, so dass es gar nicht erst zu einer Straftat kommt: "Das Wichtigste ist: eine Tat vermeiden!" Aus seiner langen Berufslaufbahn weiß Lankes, dass speziell ältere Leute auf die üblen Tricks reinfallen. Warum Senioren so oft betrogen werden? Weil sie mehr vertrauen und nicht so misstrauisch sind wie die Jüngeren.


Geldbeutel liegt offen im Einkaufswagen

Dem Polizeichef stehen die Haare zu Berge, wenn er durch einen Supermarkt geht und sieht, dass Hausfrauen ihren Geldbeutel offen im Einkaufswagen liegen haben, während sie in den Regalen stöbern. Eine einfachere Gelegenheit für einen Dieb gibt es kaum.

Der Polizeioberrat weiß auch, dass die meisten Rechtsbrecher beobachten und warten, bis sich eine günstige Gelegenheit ergibt, um an Hab und Gut der Mitmenschen zu gelangen. Viele Taten geschähen im Zusammenspiel von Täterbanden. Diese nutzten den Moment aus. Ein überquellender Briefkasten oder die Tatsache, dass Jalousien tagelang geschlossen seien, gäben den Tätern den Hinweis, dass niemand zu Hause sei und sie sich ungestört Zugang verschaffen könnten.


Auszüge aus Polizeiakten

Willibert Lankes hatte einige Auszüge aus Polizeiakten mitgebracht - mit Zustimmung der Opfer selbstverständlich. Da wehrte sich eine Seniorin vor einer Kirche heftig gegen einen Handtaschenraub und wurde dabei schwer verletzt. Die Beute: zwei Euro Einleggeld und das Gebetbuch. Sein Fazit: "Verteidigen Sie niemals geringe Werte! Ist es das wert, seine Gesundheit und sein Leben zu riskieren?" Weil er schon bei den Seniorinnen war, erzählte er die Geschichte von einer Rollator schiebenden Frau, die nachts zum Geldabheben zur Bank ging. Ein fast wehrloses Opfer also. "Für einen potenziellen Täter ist das ein gefundenes Fressen. Das ist wie bei einem Krokodil, das an der Wassertränke wartet, bis ein durstiges Zebra kommt." Sein Rat: "Gehen Sie nie allein an den Geldautomaten, vor allem nicht außerhalb der Geschäftszeiten!"

Willibert Lankes beantwortete auch die Frage, was zu tun sei, wenn man Zeuge einer Straftat werde. Keinesfalls solle man sich selbst in Gefahr bringen, sondern über Notruf die Tat schildern und eine Täterbeschreibung abgeben. Aber bitte umgehend. Lankes erzählte von einer Frau, die nachts einen Autoknacker am Werk sah, sich schlafen legte, am nächsten Morgen die Polizei anrief und eine sehr gute Täterbeschreibung abgab. Nachts wollte sie die Beamten nicht wecken ...


Die üblen Tricks der Betrüger

Polizeioberrat Willibert Lankes weist auf die gängigsten Tricks hin, mit denen zwielichtige Gestalten an Geld und Wertgegenstände ihrer Opfer kommen wollen:

1. Der Wasser-Trick: Jemand bittet an der Wohnungstür um einen Schluck Wasser. Wer da aufmacht, kann sicher sein, dass später nicht nur Wasser weg ist.

2. Der Monteur-Trick: Meist zwei Leute in Monteur-Klamotten wollen etwas ablesen oder nachschauen. Während der eine den die Wohnung Öffnenden ablenkt und in Gespräche verwickelt, durchwühlt der zweite die Wohnung.

3. Jemand gibt sich an der Wohnung mit einem gefälschten Ausweis als Polizist aus. Dann gilt: Über Notruf 110 immer bestätigen lassen, dass der "Kollege" auch echt ist. Kein echter Polizist ist über diese Nachprüfung böse.

4. Der Kleinkind-Trick: Eine junge Frau (meist südländischen Aussehens) mit einem Kind auf dem Arm bittet darum, das Kind wickeln zu dürfen. Wenn die Tür aufgeht, kommen sicher noch weitere Personen hinter Frau und Kind in die Wohnung.

4.Der Zettel-Trick: Jemand hält dem Opfer auf der Straße einen Zettel oder einen Karton mit irgendeiner Mitleids-Story vor die Brust. Unter dem Karton suchen flinke Finger in der Kleidung des Betroffenen nach der Geldbörse.

5.Der Beschmutz-Trick: Jemand stolpert und schüttet dem Opfer eine Flüssigkeit auf die Kleidung, bedauert dies sehr und beim geflissentlichen Abwischen sucht der Trickdieb nach der Brieftasche.

6.Der Schock-Anruf: Jemand ruft an und sagt, ein naher Verwandter des Angerufenen sei schwer verunglückt und benötige eine Spezialoperation, die viel Geld koste. In wenigen Minuten werde ein Gewährsmann Bargeld abholen.

7. Der Falschgeld-Trick: Es klingeln angebliche Kriminalbeamte, die nach Falschgeld suchen müssen. Natürlich werden sie im Portemonnaie des Betroffenen fündig und nehmen die angeblichen "Blüten" sofort mit, um sie angeblich umzutauschen.

8.Der Geldwechsel-Trick: Auf der Straße wird man angesprochen, ob man schnell etwas Kleingeld wechseln könnte. Ist die Geldbörse auf, greift jemand blitzschnell rein und verschwindet - oder das Opfer wird mit mehrmaligem Hin- und Herwechseln betrogen.

9.Der Gewinn-Trick: Das Opfer erhält die Mitteilung, dass es eine hohe Summe gewonnen habe. Damit diese ausgezahlt werden könne, müsse zuerst die Notargebühr überwiesen werden. Das angegebene Konto befindet sich - das kann man an der neuen IBAN-Nummer erkennen - jedoch in Bulgarien oder sonstwo in Osteuropa.