Kronacher Kreistag will ICE-Halt in Coburg

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Hauptgeschäftsführer Siegmar Schnabel von der IHK zu Coburg präsentierte die Ergebnisse der Studie in der Sitzung des Kronacher Kreistags. Foto: Marco Meißner
Hauptgeschäftsführer Siegmar Schnabel von der IHK zu Coburg präsentierte die Ergebnisse der Studie in der Sitzung des Kronacher Kreistags. Foto: Marco Meißner

Das Tauziehen um den Stopp des ICE in der Veste-Stadt ist in vollem Gang. Doch was brächte ein Systemhalt in Coburg den Bahnfahrern aus dem Landkreis Kronach? Eine Studie zeigte in der Kreistagssitzung Potenziale und Ziele auf.

Der ICE könnte in 75 Minuten von Nürnberg nach Erfurt rauschen - wenn er Erlangen, Bamberg und Coburg links liegen lassen würde. Nur vier Minuten länger würde es dauern, wenn man zumindest Coburg außen vor lassen würde. Würde Coburg zur Haltestelle und dafür auf Bamberg und Erlangen verzichtet, würde die Fahrt hingegen 87 Minuten dauern. Zumindest wenn man den Berechnungen der Deutschen Bahn AG vertraut, die diese Zeit für zu lange hält. Eine Potenzialanalyse, die der Landkreis Kronach mit 5000 Euro unterstützt hat, kommt nun aber zu anderen Ergebnissen.

"Kronach würde unmittelbar von der neuen Situation profitieren", war sich Hauptgeschäftsführer Siegmar Schnabel von der IHK zu Coburg sicher, als er am Montagvormittag die Studie im Kronacher Kreistag präsentierte. Er sprach von einem 20-minütigen Zeitvorteil für die ICE-Nutzer aus dem Frankenwald.
Und er stellte Optimierungen des Schienenverkehrs in der Region in Aussicht, wenn das Papier Anwendung finden sollte.
Selbst wenn in Bamberg und Coburg gestoppt werden würde, hält der beauftragte Gutachter eine Fahrtzeit von 86 Minuten für realistisch. Die magische Grenze von 90 Minuten, welche die Bahn laut Schnabel als Grenzwert bei der Planung der Haltestellen anlegt, würde also nicht überschritten werden. Bisher sticht diese Trumpfkarte bei den Verantwortlichen der Bahn jedoch noch nicht. Vielmehr werden laut Schnabel Pufferzeiten aufaddiert, die das Zahlenwerk ins Wanken bringen.


Kalkulation: Fast 1200 Nutzer

"Die Bahn will sich immer mehr als Fernverkehrsmittel etablieren", erläuterte Landrat Oswald Marr (SPD), warum Schnelligkeit für das Unternehmen immer wichtiger wird. "Es kann aber nicht so weit gehen, dass man gar nicht mehr hält - dann steigt nämlich auch keiner mehr ein", richtete er einen kleinen Seitenhieb an die Bahn AG - auch mit Blick auf den bevorstehenden Wegfall des ICE-Halts in Lichtenfels. Ein Systemhalt in Coburg - gewünscht ist ein zweistündiger Takt - wäre daher aus seiner Sicht eine gute Lösung. Daneben soll der ICE weiter im einstündigen Rhythmus in Bamberg stoppen, wie Schnabel ergänzte.

Selbst ohne den Lückenschluss nach Südthüringen, der in weiteren Schritten erfolgen soll, geht die Studie von 1146 Nutzern in Coburg aus, wenn dort der Systemhalt kommen sollte. "Damit ist das Potenzial in Coburg sehr hoch. Man muss davon ausgehen, dass es sogar deutlich höher ist als in Bamberg oder Erlangen", deutete Schnabel die Zahlen des 82 000 Euro teuren Gutachtens. Er betonte aber auch, dass Coburg keinen Konkurrenzkampf mit den anderen Haltepunkten schüren wolle, sondern nur eine Verschlechterung für eine ganze Region vermieden werden solle.


Im Grundsatz sind Kreisräte für Halt in Coburg

Die Kreisräte sprachen sich grundsätzlich für den Systemhalt in Coburg aus, hinterfragten jedoch die Details. Ralf Pohl (SPD) und Klaus Löffler (CSU) machten den Erfolg von einem besseren Anschluss der Kronacher und darum des Lichtenfelser Bahnhofes nach Coburg abhängig. Dies ist nach Schnabels Auskunft in der Studie so vorgesehen. Marr forderte darüber hinaus, den Busverkehr in diesem Entwicklungsprozess nicht zu vergessen.

Carl-August Heinz (CSU) hob hervor, dass die Parkplatzsituation in Coburg unbedingt verbessert werden müsste. Auch hier stellte Schnabel entsprechende Überlegungen vor. Pohl erinnerte daran, die Nachfolgeregelungen für die Altstrecke nicht aus den Augen zu verlieren. Marr warnte dahingehend, überall "First-Class-Verbindungen" zu erwarten. Allerdings werde man alles tun, um die bestmögliche Lösung zu finden. Bernd Liebhardt (CSU) rief dazu auf, sich in der jetzigen Phase nicht im "Klein-Klein" zu verzetteln. Wenn der Halt in Coburg durchgesetzt werde, werde so viel Druck entstehen, dass die anderen Probleme auch aus dem Weg geräumt würden.