Kronacher erzählen vom ersten Wochenende mit Ausgangsbeschränkungen

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Auch am Montag wirkte die Kronacher Innenstadt wie leer gefegt. Die Menschen verhalten sich allem Anschein nach diszipliniert. Foto: Marco Meißner
Auch am Montag wirkte die Kronacher Innenstadt wie leer gefegt. Die Menschen verhalten sich allem Anschein nach diszipliniert. Foto: Marco Meißner

Die Bürger im Kreis Kronach arrangieren sich mit den Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie. Das ist gerade für Kinder nicht immer einfach.

Leere Straßen, verwaiste Plätze und geschlossene Geschäfte. Mit den Ausgangsbeschränkungen hat die Corona-Krise am Wochenende endgültig auch den Landkreis Kronach und den Alltag seiner Bewohner gepackt.

Selbst dort, wo wochentags noch unvernünftig reger Betrieb in der Kreisstadt herrschte, kehrte ab Samstag Ruhe ein. Die Bürger scheinen sich mit den staatlichen Vorgaben zu arrangieren. Das ist nicht immer einfach, aber eben notwendig, wie auch die Ziegelerdenerin Carina Lang meint.

Menschen hätten früher reagieren sollen

Die Mutter einer sechsjährigen Tochter stellt fest: "Wer jetzt schimpft, der hätte vielleicht letzte Woche nicht mit seinen Kindern auf den Spielplatz oder den Marienplatz gesollt." Die nun ergriffenen Maßnahmen seien auf jeden Fall vernünftig. Leicht umzusetzen seien sie freilich nicht. Schon gar nicht, wenn sie mit Kind, Hunden, Sport und den gewohnten sozialen Kontakten auf die Reihe gebracht werden müssen. Selbst kleine Alltagsfreuden wie ein Besuch in der Eisdiele seien ja nicht mehr machbar, sagt Lang. "Wir mussten praktisch alle Aktivitäten auf null runterfahren."

Für Carina Lang und ihre Familie fühlt sich die Zeit in den eigenen vier Wänden inzwischen sehr anstrengend an. "Wir sind ja schon fast eine Woche zu Hause", erzählt die Privatkunden-Bezirksleiterin bei der R+V-Versicherung von der Arbeit im Homeoffice. Da kann einem schon die Decke auf den Kopf fallen. Vor allem ihrer sechsjährigen Tochter Luana.

Für ein Kind keine einfache Situation

Nachdem die Kleine in der vergangenen Woche wenigstens noch Kontakt zu den Nachbarskindern gehabt habe, falle es ihr nun schwer, keine Spielkameraden mehr zu treffen. Auch Oma und Opa können nicht mehr einfach so besucht werden.

Deshalb gilt es für die Langs, im Rahmen des Möglichen aktiv zu bleiben. Der Spaziergang mit den Hunden, Spaß im Garten und sogar mal ein Picknick im Wald sorgten in den vergangenen Tagen für Abwechslung im Freien. "Und drinnen wird gemalt, gespielt und Hausaufgaben werden gemacht", erzählt Carina Lang. Die Versorgung mit dem Schulmaterial für die Erstklässlerin funktioniere sehr gut.

Jetzt hofft Carina Lang nur, dass die Leute vernünftig bleiben und die Beschränkungen Wirkung zeigen. Schließlich will keiner aus der Familie länger zu Hause auf heißen Kohlen sitzen als nötig.

Wie andere das Wochenende erlebten

Ingo Cesaro (Lyriker): "Ich hab's tatsächlich geschafft, das ganze Wochenende zu arbeiten", erklärt der Dichter und Kunstvermittler Ingo Cesaro, dass er mit einem Mailart-Projekt vollauf beschäftigt war. "Da mussten Briefe geschrieben und Sachen verpackt werden und und und ...". Außerdem hat er rund 40 Anfragen wegen einer Ausstellung bekommen. Von daher "war ich voll mit Arbeit eingedeckt. Aber eine Stunde habe ich mir mit meiner Frau genommen, um am Kreuzberg zu spazieren". Ohne die Corona-Krise wäre er zu dieser Zeit viel unterwegs. Diese Termine in ganz Deutschland fallen nun aus. Aber so bietet sich ihm auch öfter die Chance, Bekannte mal am Telefon mit einem Gedicht aufzumuntern.

Gerhard Anders (Pressesprecher der Kronacher Polizei): Für den Pressesprecher der Polizeiinspektion Kronach bedeutete das Wochenende einen Schritt auf die andere Seite der Medaille. In der Freizeit ging es nicht um die Kontrolle der Ausgangsbeschränkungen, sondern darum, sie selbst einzuhalten. "Ich hatte kein Problem damit", stellt er fest. Er habe das Glück, ein recht großes Grundstück zu haben, "und da ist natürlich entsprechend viel Gartenarbeit zu erledigen". Es zog ihn aber auch zum Spazieren in den Wald. "Da kann man mal den Kopf frei kriegen. Da gibt's mal nicht das Thema Corona", sagt er. Doch auch in seinem Umfeld verhalten sich die Menschen vernünftig, denn "ich habe kaum Autos oder Fußgänger getroffen".

Peter Ebertsch (Bürgermeister von Tettau): Auf die Frage, wie er das erste Wochenende mit Ausgangsbeschränkungen absolviert hat, antwortet Ebertsch: "Im Endeffekt mit dem Notwendigsten; ich bin zum Einkaufen, dann war ich daheim." Dort habe er viel telefoniert, um gerade auch im Familienkreis die Kontakte aufrecht zu erhalten. Auch ein Spaziergang gehört für ihn fest zum Tagesablauf - um fit für die Arbeit zu bleiben. Dass die Vorgaben für den Alltag der Bürger verschärft wurden, hat Ebertsch nicht überrascht. In der vergangenen Woche hätten doch noch zu viele das Thema nicht ernst genug genommen. Jetzt halte sich aber der Großteil an die Auflagen. "Und die Menschen sind sehr hilfsbereit", freut er sich.