Die Kronacher Salutschützen ließen zu Ehren des Fürstbischofs Melchior Otto den Boden beben. Unter die "Ausschüsser" mischte sich - quasi unerlaubt - auch eine Frau.
"Rumms." Der sonntägliche Kanonenschuss in der Oberen Stadt mag unterschiedliche Gefühle auslösen: Den umtriebigen Nachtschwärmer reißt er aus dem Schlaf in den Kater und einem anderen ist das Geknalle Wurscht. Dem traditionsverbunden Kronacher jedoch lässt der Kanonenschuss das Herz in der Brust hüpfen. Gestern wurde der "Ewige Jahrtag" für Melchior Otto gefeiert.
Vor 363 Jahren, am 10. Januar 1652, hatten sich die Vertreter Kronachs nach Bamberg begeben, wo sie für ihre Tapferkeit von Fürstbischof Melchior Otto reichlich belohnt wurden. Für ihre Leistungen bei der Verteidigung der Stadt erhielten sie unter anderem ein neues Stadtwappen. Seither gedenken die Kronacher ihres Gönners Melchior Otto.
Zwischen den Musketenschützen, die ihre drei Salutschüsse über den Melchior-Otto-Platz feuern, steht auch eine Frau, Marion Zwingmann. Im 17. Jahrhundert, bei der echten Cronacher Ausschuss Compagnie, wäre das nicht erlaubt gewesen. "Aber es gab auch damals Weiber, die sich wie Männer kleideten und mitkämpften. Sie wurden nur enttarnt, wenn sie verwundet wurden", erklärt Zwingmann und präpariert ihre Muskete.
Schlanke Kanone für Scharfschützen Während die historischen "Ausschüsser" an der Verteidigung Kronachs im Dreißigjährigen Krieg beteiligt waren, sind die heutigen Musketiere Repräsentanten. Mehrere tausend Kilometer im Jahr, schätzt Zwingmann, reist die Gruppe, um bei Festen und Jubiläen Schwarzpulverduft zu hinterlassen.
Etwas abseits machen Udo Ohrnberger, Jörg Werthmann und Josef Schlee die Kanone bereit. "Kanone ist das falsche Wort, richtig wäre Feldschlange", sagt Ohrnberger. Die schlanken Geschütze seien im 17. Jahrhundert etwas für Scharfschützen gewesen - um Offiziere auszuschalten. "Götz von Berlichingen hat man mit so einer die rechte Hand abgeschossen." Wenig später speit die Replik Rauch und Feuer über den Melchior-Otto-Platz.
In den Pausen zwischen den Musketensalven erinnerten Stadtvogt Hans Götz und Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein an die Verdienste der historischen Ausschusskompanie, der tapferen Weiber und der Bürgerwehr, die Kronach in früheren Zeiten schützten. Und Beiergrößlein schlug die Brücke in die Gegenwart: "Auch in der heutigen zeit brauchen wir Bürger mit festem Glauben, Willen und Mut."