Das Portal und das historische Wappen des Kirchleins litten stark unter Witterungseinflüssen. Die Sparkassenstiftung Kronach finanzierte die Renovierungskosten in Höhe von 2130,10 Euro.
Die Bindung der heimischen Bevölkerung zu "ihrer" Kreuzbergkapelle hoch über der Stadt ist stark. Mit ihrer so idyllischen Lage wirkt sie wie eine Oase der Ruhe und des Friedens. Leider nagte an dem spirituellen Schatzkästchen der Zahn der Zeit. Insbesondere das Portal und das Wappen im Eingangsbereich waren in Mitleidenschaft gezogen. Auf Initiative von Stiftungsrat Bernd Liebhardt beschloss die Sparkassenstiftung Kronach die komplette Kostenübernahme für die dringend notwendige Restaurierung des Kleinods. "Das Wappen mit seinen vier Turnierhelmen wie auch das Portal wiesen große Schäden auf", erklärte Restaurator Wilhelm Keim, der die Arbeiten im Auftrag der Kirchenverwaltung St. Johannes Kronach ausgeführt hatte.
Einer der Turnierhelme habe nahezu komplett gefehlt; auch beim Kirchenportal waren einzelne Elemente weggebrochen.
"Der Glaube versetzt Berge"
Für die Rekonstruktion hatte der Restaurator im Vorfeld ein Maßnahmenkonzept erstellt. Die Maßnahmen sollten originalgetreu erfolgen und den Bestand sichern, sich aber zugleich in einem vernünftigen finanziellen Rahmen bewegen. Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Klaus-Jürgen Scherr - zugleich Mitglied des Stiftungsvorstands - zeigte sich bei der Spendenübergabe sehr angetan vom sakralen Bauwerk wie auch der "gelungenen Sanierung". "Der Glaube versetzt Berge", meinte Wolfgang Beiergrößlein. Dieser freute sich gleich in mehrfacher Funktion - so als Vorsitzender des Stiftungsrats und des Stiftungsvorstands wie auch als Kronacher Bürgermeister - über die Maßnahme; lebten wir doch in einer sehr glaubensstarken Region.
Nicht nur die Stiftung, sondern auch die Sparkasse als regional verwurzelte Bank sei sich ihrer hohen und auf Nachhaltigkeit angelegten gesellschaftlichen Verantwortung bewusst, meinte Liebhardt.
Laut Kirchenpfleger Wolfgang Simon sowie Kirchenverwaltungsmitglied Thomas Beierwaltes sei die Anregung vom Kreisheimatpfleger Robert Wachter ausgegangen. "Die gesamte Frontseite weist Schäden auf, gerade auch durch den Efeubewuchs", bedauerte Simon. Die Renovierung der gesamten Frontseite wäre aber die weitaus teurere Alternative gewesen. Aber auch die jetzige Maßnahme hätte man selbst nicht schultern können. Da die Kapelle ein wahres Kleinod sei, sei ihr Erhalt sehr wichtig. Mit einem herzlichen Vergelt´s Gott bedankte sich Regionaldekan Thomas Teuchgräber bei der Sparkassenstiftung.
Kleinod mit baugeschichtlichen Rätseln
Kronach — Bei der offiziellen Spendenübergabe gab Kreisheimatpfleger Robert Wachter einen Einblick in die bewegte Geschichte der Kreuzbergkapelle. "Die Geschichte der Kreuzbergkapelle beginnt im 30-jährigen Krieg. Dessen Kriegswirren und -nöte führten auch in Kronach mehrere Male zum Ausbruch der Pest. Bereits 1626 forderte sie in Kronach 400 Todesopfer", so Wachter. Als durch die Pest im Jahr 1634 noch einmal über 300 Todesfälle zu beklagen gewesen seien, habe sich die Kronacher Bürgerschaft zu einem Gelübde entschlossen: Zur Abwendung der Pest gelobten sie den Bau einer Kapelle auf diesem Berg, der damals Weinberg hieß, da man zu der Zeit hier Wein anbaute.
Da man aber gleichzeitig mit dem Gelübde auf diesem Weinberg ein Kreuz aufrichtete, hieß jener Weinberg fortan nun bis heute "der Kreuzberg".
Skurriles Stilgemisch
"Mit dem Bau wurde wohl bereits im Jahr 1638 begonnen, wie die Jahreszahl unter dem Wappen anzeigt. Diese Kapelle wurde ein durchaus bemerkenswerter Bau - vor allem, da man sie in einer Zeit, in der allgemein schon der Barock verbreitet war, in retrospektiven Stilformen erbaute, die man später mit Nachgotik bezeichnete", informierte der Kreisheimatpfleger. Dieses recht skurrile Stilgemisch zwischen Gotik und Barock in einem Guss bemerke man auch wunderschön am gerade frisch renovierten Portal: Eine spitzbogige Türöffnung, deren Gewände mit Kehlen und durchsteckten Rundstäben profiliert sind, und die man so normalerweise stilistisch in die Hochgotik einordnen würde, umgibt paradoxer Weise eine geohrte Sandsteinrahmung, die
ein typisches Stilelement des Barocks ist. Bekrönt wird diese Komposition dazu von einem gesprengten Segmentgiebel, also wieder einer typisch barocken Form. "Das Bemerkenswerte ist nun, dass diese beiden sich im Grunde wiedersprechenden Stilelemente hier nicht das Resultat späterer Veränderungen oder Zutaten sind, sondern aus einem Guss sind, also gleichzeitig entstanden sind", betonte er.
Bamberg-würzburgerischer Mix
Darüber befindet sich das prunkvolle und ebenfalls frisch renovierte Wappen. Obwohl das Wappen über dem Portal mit der Jahreszahl 1638 datiert sei, lasse es sich allein auch durch das Dargestellte relativ genau zeitlich eingrenzen: Denn es handele sich um ein fürstbischöflich-bamberg-würzburgerisches Amtswappen - genauer gesagt ist es das Wappen des Franz von Hatzfeld. Dieser lebte von 1596 bis 1642.
Er war seit 1631 Fürstbischof von Würzburg und von 1633 bis zu seinem Tod Fürstbischof des Hochstiftes Bamberg.
"Dies präsentiert uns nun auch alles dieses Wappen", so Wachter. Das Hauptschild ist in vier gleiche Felder geteilt. Das obere linke Feld und das untere rechte Feld zeigen jeweils einen Löwen mit Schrägleiste. Dies steht für das Hochstift Bamberg. Das obere rechte Feld hingegen zeigt den bekannten, wenn auch jetzt farblosen "Fränkischen Rechen" für das Herzogtum Franken.
Das untere linke Feld zeigt das sogenannte Rennfähnlein - eine schräg gestellte Standarte, die für das Hochstift Würzburg steht. Im Zentrum dieses Hauptschildes findet sich ein kleineres Herzschild, das wieder geviertelt ist. Zwei Felder weisen Rosen- oder Mispelblüten auf als das Stammwappen der Herren von Wildenberg.
Die zwei anderen Felder präsentieren jeweils einen doppelten Maueranker, das Stammwappen derer von Hatzfeld.
Dann befinden sich noch auf dem Wappenschild oben vier Rüstungshelme, in deren Mitte eine Fürstenkrone emporragt.
Existierte ein Turm?
"Ein Umstand, der mich in der Baugeschichte im Bezug zum Wappen und Portal irritiert, ist der, dass scheinbar bis 1840 an dieser Frontseite ein Turm existierte", meinte der Kreisheimatpfleger. Das markante Glockentürmchen oberhalb des Giebels habe man eben erst wohl um 1840 als Ersatz für diesen Turm aufgesetzt. Wenn der Turm wirklich hier gewesen sei, sei die Frage, ob er nachträglich angesetzt war und somit dem Portal und dem Wappen Wetterschutz gab oder ob das Wappen und das Portal, wenn der Turm schon mit dem Jahr 1638 errichtet wurde, von diesem abgerissenen Turm erst 1840 hier an diese Stelle versetzt wurden. "Man müsste da noch einmal wohl genauer nachforschen", so Wachter.