TV Oberfranken ist auf der Suche nach dem Valentinstags-Paar 2014. Georg und Annette Sesselmann aus Steinberg kamen in die engere Auswahl. Der Beitrag ist am Mittwoch ab 18 Uhr im TV-Sender zu sehen. Nun entscheiden die Zuschauer.
"Man muss kämpfen", sagt Annette Sesselmann bestimmt und ihr Ehemann Georg pflichtet ihr bei: "Es lohnt sich, durchzuhalten". Die beiden sitzen an diesem Montagabend im heimischen Wohnzimmer in Steinberg und wirken wie ein frisch verliebtes Pärchen. Stefanie Schulze von TV Oberfranken hält ihnen ein Mikrofon entgegen und fragt sie vor der Kamera nach dem Geheimnis ihrer Liebe.
Schicksalsschläge "Meine Frau ist unheilbar krank, im letzten Jahr habe ich auch noch unverschuldet meinen Arbeitsplatz verloren..." - Es war nur eine kurze Email, mit der sich Georg Sesselmann zusammen mit seiner Ehefrau beim Fernsehsender als Valentinstags-Paar bewarb. Der Steinberger war beim Surfen im Internet auf die Aktion gestoßen.
Dass die beiden mit vier weiteren Paaren in die engere Wahl kommen würden, hatten sie aber nicht gedacht. TV Oberfranken kündigte sich zum Interview an und so sitzt man nun gemeinsam im Wohnzimmer bei den Aufnahmen. Von der davor herrschenden Aufregung ist bei den Sesselmanns nichts zu spüren. Mit beindruckender Offenheit erzählen sie ihre Liebesgeschichte.
"Als ich ihn das erste Mal gesehen habe, hat er mir gleich gefallen. Liebe war es aber eher auf den zweiten Blick", antwortet Annette Sesselmann schmunzelnd auf die entsprechende Frage von Stefanie Schulze. "Das hat schon gepasst", erklärt ihr Mann in typisch fränkischer Manier.
Die beiden lernten sich 1993 kennen. So richtig fing das Ganze bei einer Tanzveranstaltung in der Steinberger Kronachtalhalle an. Drei Monate zuvor hatten sie schon einmal erste Blicke auf der Brücke in der Steinberger Ortsmitte ausgetauscht, wo sich Georg Sesselmann mit seiner Clique getroffen hatte. Die beiden gingen miteinander aus. Schnell entwickelte sich eine feste Partnerschaft. Sie bauten das Elternhaus von Georg Sesselmann um. Im September 1995 heirateten sie; Sohn Florian kam 13 Monate später auf die Welt. Das Glück war perfekt.
Doch die Schwangerschaft löste vermutlich die schwere Krankheit bei Annette Sesselmann aus, unter der sie noch heute leidet und die noch nicht heilbar ist. Schweren Herzens folgten sie dem Rat des Arztes, der ihnen von weiteren Kindern abriet. "Was haben sie damals gedacht? Wie war ihre Reaktion?", will die Moderatorin wissen. "Wenn ich jemanden liebe und ich bin mit demjenigen verheiratet, kann ich doch nicht alles hinschmeißen. Das wäre nicht fair", antwortet der 49-Jährige bestimmt.
Seine Ehefrau erinnert sich: "Ich hatte damals kaum Zeit zum Nachdenken. Unser Sohn war klein und hat mich gebraucht." Die genaue Diagnose erhielt sie erst 2011. Damals war sie neun Wochen im Klinikum Bayreuth, später in Bad Windsheim. "Ich musste in den Rollstuhl. Es war alles weg - die Sprache, ich konnte nicht mehr gehen. Es ging gar nichts mehr", blickt sie traurig zurück.
Raus aus dem Rollstuhl "Ich habe mit dem Schlimmsten gerechnet. Ich dachte nicht, dass sie noch einmal heimkommt und wenn, dann als Pflegefall", gibt Georg Sesselmann unumwunden zu. Damals habe er sich am absoluten Limit befunden. "Ich bin zu ihr gefahren, hatte meinen Beruf, dazu den Haushalt, das Kochen und ich musste mich um unseren Sohn kümmern, Hausaufgaben mit ihm machen - halt alle Dinge, die vorher meine Frau gemacht hat", so der Steinberger.
Doch seine Ehefrau kämpft. "Mein Ziel war es, Bad Windsheim ohne Rollstuhl zu verlassen. Das habe ich geschafft, auch weil so viele Menschen an mich geglaubt haben. Und den Rollator haben wir auch schon lange verbannt", meint sie stolz.
Heute kann sie alles wieder selbst machen: Sie fährt Auto, macht ihren Haushalt und ist im kirchlichen Ehrenamt engagiert. Nur ihren Beruf im Büro kann sie nicht mehr ausüben. "Natürlich ist nicht jeder Tag gleich. Es kommt auf meine Tagesform an", räumt die 41-Jährige ein und auch, dass die Krankheit nach wie vor ihre Beziehung belaste.
Der Alltag sei nicht mehr wie vorher. Die Krankheit verbunden mit Krankengymnastik und Arztterminen dominiere ihr Leben. "Man kann nicht davonlaufen, sondern muss sich damit arrangieren und damit leben. Man muss die Krankheit annehmen", sind sich beide sicher. Die Liebe sei nicht nur nach wie vor da, sie habe sich sogar noch gefestigt.
Kraft gibt Annette Sesselmann auch ihr Glaube. Sie ist sehr dankbar, dass sie von kirchlicher Seite her sehr unterstützt wird und natürlich von ihrem Sohn und ihrem Mann. Leider verlor dieser im vergangenen Jahr unverschuldet seinen Arbeitsplatz bei einem Kronacher Fernsehhersteller. Derzeit übt er eine Praktikumsstelle aus. "Es sieht gut aus", meint er zuversichtlich.
"Leben und leben lassen" "Und was ist nun das Geheimnis ihrer Liebe?", will Stefanie Schulze wissen. Georg Sesselmann überlegt nicht lange: "Ich bin ein ungeduldiger Mensch und mache Stress. Alles muss immer gleich und sofort und perfekt sein. Sie ist der Gegenpol und ist mit mir geduldig", schwärmt er und ergänzt, dass man sich selbst nicht zu wichtig nehmen und nach dem Motto "Leben und leben lassen" auch Kompromisse eingehen sollte. Seine Ehefrau sagt: "Er hält zu mir - trotz der Krankheit".
Befragt nach ihren Wünschen hoffen sie, dass sie so weit wie möglich gesund bleibt und ihren Haushalt weiter führen kann. Er solle einen guten Job finden und ihr Sohn solle so bleiben, wie er ist. "Er ist unser Ein und Alles, unser Anker". Paaren, die schwere Zeiten durchmachen müssen, raten sie: "Nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern immer nach vorne schauen und kämpfen - es lohnt sich".
Der Beitrag über das Ehepaar Sesselmann ist aller Voraussicht nach am Mittwochabend ab 18 Uhr in "Oberfranken Aktuell" zu sehen und wird stündlich wiederholt.