Margit Kielgaß ist glücklich, wenn sie ihre Gaststube dekorieren und für Menschen kochen kann. Von der Diagnose Krebs hat sie sich nicht entmutigen lassen.
Sport gehört zum Kampf gegen den Krebs. Dies weiß auch Gastwirtin Margit Kielgaß. In ihrem Alltag ist sie viel in Bewegung. Mit ihrer Geschichte will die 64-jährige all denjenigen Mut machen, die mit einer so niederschmetternden Diagnose wie Krebs leben müssen. Vor 21 Jahren musste sich Margit Kielgaß mit der Krankheit auseinandersetzen. Einige Operationen hat sie in den vergangenen Jahren über sich ergehen lassen.
Viele Operationen überstanden
Die erste Diagnose lautete Unterleibskrebs. Es folgte Darmkrebs. Bei der vorläufig letzten Operation wurden Metastasen in der Leber entfernt. Seit dem ersten Eingriff im Jahr 1996 hat sie das gesamte Therapieprogramm durchlaufen - von der Strahlentherapie bis zur zermürbenden Chemotherapie.
Ein Kampf gegen Krebs und für das Leben: Wenn man sie am Herd, am Tresen oder beim Bedienen beobachtet, ahnt man nicht, welche Odyssee Margit Kielgaß durchmachen musste. Bis heute ist sie in der Gastwirtschaft im Einsatz - sei es als Köchin, Bedienung oder als Reinemacherin. Ausgesetzt hat sie eigentlich nur in der Zeit, in der sie in der Klinik sein musste. Dazu kommt noch die Blumenpflege und die Dekoration der Gasträume. Sie nimmt sich viel Zeit, akribisch die Tisch- und Wanddekorationen anzubringen. Oft sind es selbst gebastelte Gestecke oder kleine Kunstgemälde an der Wand, die ihr Freude bereiten.
In der DDR aufgewachsen
Wie schafft man das, völlig am Boden gewesen zu sein und dann mit Lebensfreude wieder täglich die vielseitigen Aufgaben zu meistern? "Man darf sich gar nicht so sehr mit der Krankheit beschäftigen", erklärt Margit Kielgaß. "Vielmehr ging für mich nach Krankenhausaufenthalten die gewohnte Arbeit weiter. Auch wenn es manchmal schwer fällt, denn manchmal kommen schon Ermüdungserscheinungen und Schwäche auf, aber man muss den inneren Schweinehund überwinden."
Nichtsdestotrotz: Sie muss jederzeit mit einem Rückfall rechnen. Die Mutter von zwei erwachsenen Kindern hatte es auch in der Vergangenheit nicht leicht. Kämpfen war schon immer ein Zeichen ihrer Mentalität, sagt sie rückblickend.
Sie ist in Berlin-Falkensee geboren und aufgewachsen, kam in den 1970er Jahren in das thüringische Städtchen Sonneberg, wo sie als Servicefachkraft tätig war. Die deutsche Wiedervereinigung brachte auch eine Wende in ihrem Leben. Mit ihrem Lebensgefährten zog sie nach
Kronach. Als Gastwirtin machte sie sich selbstständig und nahm ihr neues Leben in einer für sie völlig neuen Welt voller Tatendrang in die Hand.
Von Kronach nach Haßlach
Nach 15 Jahren wechselte sie ins Haßlachtal und pachtete den Gasthof Deutscher Hof. Als sie die Diagnose Krebs traf, galt es, fürchterliche Tage zu überstehen. Doch da war sie wieder, ihre Überzeugung, ihre Mentalität, nicht aufzugeben.
Kraft geben ihr die Gäste, die Arbeit in der Wirtschaft. Freude fühlt sie, wenn Leute das Essen loben und manchmal auch die Dekoration bewundern. Akribisch die Gasträume dekorieren, daran hängt ihr Herz. Wenn diese Liebe fürs Detail fremden Gästen beim Speisen auffällt und sie ein Lob zu hören bekommt, dann ist sie glücklich.
Dass sie nach all den Operationen und Rückschlägen mit Lebensfreude ans Werk - oder ans Kloßteigrühren - gehen kann, verdanke sie vielen verschiedenen Menschen, die sie in all den Jahren begleitet hätten. Eine Rehabilitationsmaßnahme habe sie nie besucht, das Genesen habe sie bisher immer wieder selbst in die Hand genommen. Nicht, weil sie von all den Angeboten nichts hält, sondern weil sie schlichtweg nicht die Zeit dafür gehabt habe. Und auch, weil sie in der Arbeit das gefunden hat, was ihr immer wieder neue Energie gibt.