Im Prinzip waren es nur drei Anträge, mit denen sich der Ausschuss der Stadt Kronach zu befassen hatte. Doch diese hatten es in sich.
Obwohl auch der Antrag von Martin Renz (Fahrrad Dressel) für mehrere Werbeanlagen im Gewerbegebiet "Fröschbrunn" länger diskutiert wurde, konnte hier eine einstimmige Zustimmung erlangt werden. Die dafür nötigen Befreiungen von den Festsetzungen des Bebauungsplanes sah das Gremium als vertretbar. Auch eine 4,21 Meter mal 5,70 Meter große Fahrradfahrerfigur auf dem Dach des Bikecenters Dressel mit Beleuchtung sah das Gremium als vertretbar an. Es wurden Befreiungen erteilt. Aufgrund der Sachlage ist nicht von einem Präzedenzfall auszugehen, waren sich die Räte einig.
Nicht so einig war man sich bei dem Antrag auf Neubau einer Eigentumswohnanlage in der Maximilian-von-Welsch-Straße.
Letztlich wurde diesem Antrag mit 5:4 Stimmen das gemeindliche Einvernehmen, mit der dringenden Empfehlung, das Bauvorhaben um eine Geschossebene zu reduzieren, erteilt. Stadtplaner Daniel Gerber machte starke Bedenken gegen eine viergeschossige Wohnanlage am beantragten Standort geltend. Die Kubatur des Baukörpers mit einer Länge von rund 19 Meter, Breite 13,86 Meter und einer Höhe von 12,58 Meter würde, so der Stadtplaner, für das Bauvorhaben einen deutlichen Maßstabsbruch bedeuten, außerdem machte er darauf aufmerksam, dass eine Nachbarbeteiligung nicht stattgefunden habe. Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) meldete zwar auch Bauchschmerzen wegen der Höhe aber das Bauvorhaben befinde sich im unbeplanten Innenbereich, also außerhalb vom Bebauungsplangebiet und könnte daher auch noch höher sein. Zu bedenken gab er, dass man im Stadtgebiet so gut wie keine Wohnungen anbieten könne, "obwohl uns die Nachfrage nach Wohnungen fast täglich erdrückt." Karl H. Fick (SPD) wäre unmittelbarer Nachbar. Er begrüßte die Initiative des Bauantragstellers Horst Hanna von der ImmoConcept HSH GmbH Kronach. Das noch bestehende Haus, in der zuletzt das Diakonische Werk war, habe eine lange Vorgeschichte und habe nach dem Krieg als Unterkunft für US-Militär begonnen. Es kam das Lucas-Cranach-Alten- und Pflegeheim dazu, auch das weise eine stattliche Höhe aus. Die Frage von Fick, ob denn die jetzige bleibe, beantwortete der Bauherr mit einem eindeutigem Ja. Das jetzt bestehende Gebäude werde allerdings abgerissen.
"Herausholen, was geht"
Bernd Liebhardt (CSU) meinte, man müsse innerstädtisch aus Bauvorhaben "herausholen, was geht" und dies vor allem in der Höhe, bevor man mehr Landflächen versiegele. Angela Degen-Madaus (FL) fand es unfair, dass die Nachbarn bisher nichts davon wissen. Es bestehen in dieser Baufront nur Zweifamilienhäuser. Einen solchen Koloss zu bauen, findet sie unsozial.
Hans-Georg Simon (FW) sah den Baukörper nicht extrem hoch und wertete die Vermeidung von weiterer Landversiegelung positiv. Der Bauherr Horst Hanna wies darauf hin, dass im Stadtgebiet die Nachfrage nach Wohnungen außerordentlich hoch sei. Es seien in der Stadt aber keine Angebote an Wohnflächen vorhanden. Seiner Meinung nach sei die Bauhöhe gar nicht diskussionswürdig. Den Wohnflächenmangel bekräftigte auch nochmals das Stadtoberhaupt. "Wir sind nun mal durch die drei Flüsse durch die Stadt sehr eingeengt", sagte Beiergrößlein. Dem stimmte auch Winfried Lebok (CSU) zu. Dagegen sprach Gerber von einer Augenwischerei. Eine Wohnungsknappheit dürfe nicht zu Hauruck-Methoden führen. Bernd Liebhardt sah gar keine Möglichkeit, nein zu sagen. "Wir schaffen Wohnraum auf gutem Niveau, das hat keine negativen Auswirkungen, dies ist eine wünschenswerte Entwicklung, wir sind dankbar dafür", so Liebhardt. Und er fügte hinzu: "Wenn wir nicht bauen lassen, dann ziehen andere Gemeinden das auf der grünen Wiese hoch."
Für einen Antrag auf Überdachung der Freifläche mit einer Photovoltaik-Aufdachanlage mit Nutzung für Lkw- und Busstellplätze sowie der Möglichkeit zur Warenlagerung wurde das gemeindliche Einvernehmen mit 7:2 Stimmen nicht erteilt. Zu dem Antrag lag eine ausführliche Stellungnahme der Stadtwerke Kronach vor. Darin hieß es, dass bisher die Genehmigung für ein Sägewerk beziehungsweise eine Produktionshalle vorlag. Die neuerlich ins Auge gefasste Nutzung ist aus Sicht der Stadt Kronach nicht als angemessene Erweiterung anzusehen. Aus Sicht der Stadtwerke Kronach ist die Zufahrt nicht für eine weitere Zunahme an Lkw-, beziehungsweise Busverkehr, der im Übrigen einen bestehenden Rad- und Fußweg kreuzen würde, geeignet. Zudem enthält die Planung keinerlei Hinweise auf die Entwässerung.
"Mit Landratsamt abgestimmt"
Der Bauherr selbst (Lothar Franz) machte die Eingabe, dass der Lkw- und Busverkehr gegenüber den Vorjahren etwa nur noch 20 Prozent betragen würde. Die Schaffung von Retentionsflächen sei mit Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt abgestimmt. Wolfgang Hümmer (CSU) sah die Anbindung an die B 85 als problematisch. Bernd Liebhardt meinte, man könne nach auch wegen der Stellungnahme der Stadtwerke nicht zustimmen. Für Angela Degen-Madaus bedeute dies eine weitere Beeinträchtigung des Landschaftsbildes. Hans-Georg Simon hatte keine Bedenken, dem Vorhaben zuzustimmen, schließlich seien Photovoltaik-Anlagen und E-Mobile die Zukunft. Bürgermeister Beiergrößlein war bemüht, die negative Schärfe zu lindern. Wir brauchen mehr Informationen, bevor wir ein solches Projekt scheitern lassen. Dem kam ein Antrag Leboks zur Geschäftsordnung auf Abstimmung über den Bauantrag zuvor. Es folgte schließlich gegen die Stimmen von Beiergrößlein und Simon die Ablehnung.