Aus dem ehemaligen Edeka-Markt "Am Rauhen Berg 4" wurden Räume für eine Zahnarztpraxis, Tagespflege und auch für eine Facharztpraxis für Allgemeinmedizin geschaffen.
Die Möbelwagen rücken an, die Computer werden installiert. Die Zeit drängt, denn bereits am 7. Januar will der Facharzt für Allgemein- und Sportmedizin, Christof Daum, seine neue Praxis in Pressig im Ärztehaus eröffnen. Das heißt, er verlegt seine Kassenpraxis vom Versorgungsgebiet Süd nach Nord.
"Ich will neue und zukunftsträchtige Strukturen schaffen!" Daum ist überzeugt, dass sein Konzept die einzige Chance ist, junge Mediziner für die Region zu gewinnen. In diesem Zusammenhang beginnt er zu erzählen von seinem Berufsstand.
Die Zeiten seien vorbei, in denen ein Facharzt für Allgemeinmedizin in Eigenregie eine Praxis führen konnte beziehungsweise führen wird. Die Situation sei doch so, dass sich die Ärzte im Landkreis meist im fortgeschrittenen Alter befinden.
Sie haben in eigene Praxen investiert, eine 80-Stunden-Woche sei für sie die Regel, sie können mitunter nicht abschalten vom Alltag. "Die Ärzte leben für ihren Beruf!" Bei den jungen Fachärzten für Allgemeinmedizin ist es anders. Sie sind offenbar nicht mehr bereit, in eigene Praxen zu investieren, Risiken einzugehen und 80 Stunden pro Woche zu arbeiten. Sie achten auf eine sogenannte Work-Life-Balance, sie wollen Arbeits- und Privatleben in Einklang bringen. Sie wollen kalkulierbare Arbeitszeiten.
Während Christof Daum erzählt, merkt man, er ist Mediziner mit Leib und Seele. Er spricht von inadäquaten Image der Fachärzte für Allgemeinmedizin, von Idealismus und davon, dass man einen breiten Überblick über die verschiedenen Krankheitsbilder haben und Entscheidungen treffen müsse, die Auswirkungen auf das Leben eines Patienten haben.
"Das ist nicht immer leicht!"
Wenn er nun Anfang Januar seine neue Praxis im Ärztehaus bezieht, wird auch seine Nichte Jessica Kohlmann-Löblich mit im Boot sein. Die junge Frau absolviert derzeit ihre Facharztausbildung für Allgemeinmedizin in einer Tettauer Praxis und wird nun ihre Ausbildung in ihren Heimatort fortsetzen. Sowohl die junge Mutter, als auch Christof Daum sehen ihren neuen Arbeitsplatz mit einigen Vorteilen verbunden. Abgesehen von den modern und barrierefrei gestalteten Räumen, ist die Praxis auch dann geöffnet, wenn ein Mediziner verhindert ist, beziehungsweise sein Privatleben pflegen oder an Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen wolle. Weiterhin ist die Zweitmeinung des/der Kollegin und der Austausch bei Bedarf verfügbar. Sicherheit und ein ruhiges Gewissen bietet sich auch bei eigener Krankheit oder wenn ein Familienangehöriger versorgt werden muss.
Christof Daum hofft, dass Jessica Kohlmann-Löblich auch nach der Beendigung ihrer Facharztausbildung in zwei Jahren ihrem Heimatort treu bleiben wird. "Den Willen hat sie bekundet!" Und darüber ist er erleichtert. Somit wird im Haßlachtal die ärztliche Versorgung verbessert.
"1,1 Millionen Euro investiert"
Investor des Ärztehauses ist die Adam/Kohlmann/Löblich GbR in Pressig. Wie Karl-Heinz Adam erklärte, wurden rund 1,1 Millionen Euro in den ehemaligen Edeka-Markt investiert. Aufgrund der Investitionen seien Möglichkeiten geschaffen worden, junge Ärzte anzusiedeln. Auch der Mitinvestor, Dieter Kohlmann, schlägt in die gleiche Kerbe. Zum einen konnte der Edeka-Markt günstig erworben werden, zum anderen gehe es auch um die Schaffung von zukunftsträchtigen Strukturen.
"Denn künftig werden Ärzte nur in größeren Einheiten zusammenarbeiten können".
Wie von den beiden Investoren weiter zu erfahren war, ist im Ärztehaus bereits durch Elke Richter-Fischer eine Zahnarztpraxis etabliert. Ende Januar wird durch den Pflegedienst Foidl Tagespflege hinzukommen. Somit wird im Haßlachtal eine einmalige Einrichtung geschaffen, in denen pflegebedürftige Bürger tagsüber betreut werden können.