Traditionsgemäß bot das Hesselbacher Dorffest einen Einblick in alte Handwerksberufe. Lustig ging es beim fränkischen Abend zu.
Es ist heiß in Hesselbach, und es wird noch heißer: Die Glut des kleinen Schmiedefeuers raucht und dampft, als Matthias Burger an diesem Samstagnachmittag einen Einblick in seine Handwerkskunst gibt. Der Stammbacher versteht sich auf die Herstellung handgeschmiedeter Messer, Damast, Dreilagen und Franzisken. "Die Temperatur muss genau richtig sein - nicht zu heiß, nicht zu kalt, sonst wird das nichts", erklärt der Messerschmied den vielen Zuschauern, die sich um ihn versammelt haben.
Die anschauliche Vorführung war sicherlich ein Highlight der bunten Palette an handwerklichen Arbeiten, die es am Samstagnachmittag in Hesselbach zu sehen gab. Der kleine, aber feine Handwerkermarkt wartete erneut mit jeder Menge selbst hergestellten kleinen Kunstwerken auf.
Highlight der Von-Marshall-Weg Am Stand der Schreinerei Fiedler konnten sich Groß und Klein aufs Einschlagen von Nägeln mit möglichst wenigen Schlägen erproben. Zudem konnten die Kinder hier auch schöne Motive mit der Laubsäge aussägen. Mitmachen war ebenfalls in der Bastelwerkstatt von Robert Lee Haynes, Werklehrer an der Siegmund-Loewe-Realschule, bei der Herstellung von Holzspielzeug sowie beim Schnitzen am Lindenstamm angesagt. Hochprozentiges gab es am Stand der Schnapsbrennerei Beitzinger. Zielsicherheit war am digitalen Schießstand gefragt. Im alten Backofen beim "Dienesch" wurde leckeres Brot gebacken.
Ein Highlight war in diesem Jahr die Begehung des Von-Marshall-Wegs - ein herrlicher Rundweg mit wunderbarem Panoramablick ins Fichtelgebirge, Südthüringer und Coburger Land - unter Leitung vom Dorfgemeinschafts-Ehrenvorsitzenden Edgar Renk.
Der Abend wurde vom befreundeten Musikverein Neunkirchen aus der Eifel mit einer Abendserenade eingeläutet. Bei der anschließenden italienischen XXL-Sommernacht animierten die "Ghostriders" die Gäste im und vor dem Festzelt zum Mitsingen, Schunkeln, Klatschen und Tanzen.
Für die Kinder einiges geboten Der Festgottesdienst am Sonntagvormittag - nach der feierlichen Kirchenparade - wurde zelebriert von Dekan Michael Dotzauer. Es war zugleich sein letzter Gottesdienst im Landkreis Kronach. Der Seelsorger kehrt für ein Jahr zur geistlichen Erneuerung an das Säkularinstitut "Notre-Dame de vie" bei Avignon zurück. Dann kommt er ins Erzbistum Bamberg zurück und übernimmt eine neue Aufgabe.
Musikalisch umrahmt wurde die Heilige Messe vom Musikverein Hesselbach - zum ersten Mal gemeinsam mit den Musikfreunden aus der Eifel, wodurch sich ein einzigartiger Klang ergab.
Der Sonntagnachmittag lag traditionsgemäß fest in Hand der Kinder. Die Jugendgruppe Hesselbach lud zu schönen Spiel- und Kreativangeboten ein. Auch das Kinderschminken stand einmal mehr hoch im Kurs.
Bei einer Vorspielstunde gab die Bläserklasse Kronachtal unter Leitung von Ralf Welsch einen Einblick in ihr schon beeindruckendes Können.
Mit riesigem Applaus wurde die Darbietung des jungen "Saitenvirtuosen" Marcel Schuberth aus Hesselbach bedacht. Der Schüler der Sing- und Musikschule Kronach hatte heuer beim Landeswettbewerb von "Jugend musiziert" an der Gitarre den ersten Preis mit Weiterleitung erreicht.
Seinen Auftakt fand das Hesselbacher Dorffest am Freitag mit einem "Fränkischen Abend". Im Festzelt boten die Mitwirkenden ein beeindruckendes Stück Heimatliebe.
Für die stimmungsvolle Umrahmung sorgte die Gruppe "Franken Art", die fränkische Volkmusik zum Besten gab. Immer wieder mischten sich Josef Beck (Klarinette und Gesang), Sebastian Scharl (Trompete und Gesang), Harald Kotschenreuther (Akkordeon) sowie Hans-Jürgen Förtsch (Tuba) unter das Publikum.
Die Besucher tobten, als Edmund Stoiber (Martin Panzer) zu den Klängen des Bayerischen Defiliermarsches in das Festzelt einzog. Wie der "König von Bayern" versicherte, sei er sehr gerne in das "Griechenland des Frankenwalds" gekommen, obwohl es von einer "roten first Lady" regiert werde, die ja aber eigentlich blond sei.
Fränkischer Bierkönig kam auch In seinem verbalen Rundumschlag bekam insbesondere die politische Prominenz gehörig ihr Fett ab. Scharf verurteilte er beispielsweise die Pläne von Horst Seehofer, die bayerischen Beamten nach Leistung zu bezahlen. "Damit treibt er die nächste Berufsgruppe in die Armut", zeigte sich Stoiber sicher, dem es offensichtlich nicht an Selbstbewusstsein mangelt; bezeichnete er sich doch selbst als "Piemont-Kirsche unter den bayerischen Ministerpräsidenten".
"Was hätte ich nicht alles werden können, wenn ich nicht "zurückgeblieben" - äh zurückgetreten - wäre", sinnierte er.
Ebenso wenig ein Blatt vor den Mund nahm der "Fränkische Bierkönig" (Georg Löffler). Ein großes Lob zollte er Hesselbach. Der Ort sei das Schönste, das der Herrgott je geschaffen habe.
Zusammenhalt, ein toller Musikverein und schöne Landschaft - das alles sei in Hesselbach vorhanden. Leider habe der Herrgott, um das Gleichgewicht auf dem Erdballen wieder herzustellen, "Lohm" gleich daneben setzen müssen.
Jugend tanzt Zu einem weiteren Höhepunkt kam es mit den Tanzvorführungen der Jugendgruppe. Die Damen und ihre Tanzpartner zeigten, was sie tänzerisch so alles drauf haben.
Hesselbach feiert seit 25 Jahren Das Dorffest Hesselbach gibt es seit 25 Jahren. Aus diesem Anlass fand am Sonntagvormittag ein kleiner Festakt statt.
52 000 Euro - so viel Geld ist seit dem Gründungsjahr der Dorfgemeinschaft Hesselbach in das schmucke Bergdorf geflossen. Es waren beeindruckende Zahlen und Fakten, die der Vorsitzende und zugleich Ehrenvorsitzende, Edgar Renk, beim Festkommers nannte.
In erster Linie habe man dies den Gründungsmitgliedern zu verdanken. Diese hätten es sich 1991 zur Aufgabe gemacht, einmal im Jahr ein Dorffest abzuhalten und aus dem Reinerlös einiges für das Dorf anzuschaffen. Von dem erwirtschafteten Geld habe man beispielsweise Blumentöpfe, eine Begrüßungstafel, den Barraum, das Unterstellhaus, den Von-Marschall-Weg, den Brunnen, Panoramatafeln und die Dorfchronik finanziert sowie - mit der Gemeinde - das Gemeindehaus renoviert. Auch Vereine wurden finanziell unterstützt.
Die ersten beiden Dorffeste 1991 und 1992 wurden vor dem Gemeindehaus abgehalten. Nach dem Umzug ins Dorfzentrum habe das Fest ein besonderes Flair erhalten. Renk dankte allen Helfern. Stellvertretend zeichnete er den ältesten aus, der seit 25 Jahren im Einsatz ist: Edmund Mattes. Der 78-Jährige verrichtete auch am Samstagabend nahezu bis Mitternacht Dienst in der Bratwurstbude.
Zu den Gratulanten zählten Wilhelmsthals Bürgermeisterin Susanne Grebner sowie stellvertretender Landrat Gerhard Wunder. "Was in Hesselbach auf die Beine gestellt wurde, verdient Respekt und Anerkennung", würdigte Grebner. Hesselbach sei das Paradebeispiel für eine Mitmachgemeinde, wie sie es sich bei ihrem Amtsantritt gewünscht habe. "Hier packt jeder an. Viele Sachen wären von der Kommune gar nicht zu schultern", zeigte sie sich sicher.
Wunder zeigte sich stolz darauf, im Landkreis Kronach über solch aktive Dorfgemeinschaften zu verfügen.
Musikalisch umrahmt wurde der Festkommers vom Musikverein Neunkirchen aus der Eifel. Dieser machte das wohl schönste Geschenk. So hatte der Dirigent Sebastian Heinen einen Marsch "Gruß an Hesselbach" komponiert, den die Musiker als Uraufführung darboten