Der Landfrauentag bot im Schützenhaus Kronach ein heiteres, fröhliches Programm mit einer imponierenden Trachtenmodenschau.
Der Landfrauentag setzte Akzente für das Heimatgefühl. Neben der Modenschau mit Musik, Schuhplattler und Brauchtumstanz gab's das Motto "Das ist Heimat", wozu Pfarrer Thomas Teuchgräber (Domkapitular und Regionaldekan) das Hauptreferat hielt.
Kreisbäuerin Rosa Zehnter freute sich, im voll besetzten Schützenhaussaal zahlreiche Ehrengäste begrüßen zu können. Neben dem Hauptredner Thomas Teuchgräber galt ihr besonderer Gruß, Landrat Klaus Löffler, Dekanin Dorothea Richter, einigen Bürgermeistern und Stellvertretern, Kreisobmann und stellvertretenden Bezirkspräsidenten des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Erwin Schwarz und vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach (AELF), Landwirtschaftsdirektor Guido Winter.
"Für die Landfrauen ist Heimat da, wo man sich wohlfühlt und in erster Linie sind dies die eigenen Bauernhöfe und unser schöner Landkreis mit seiner schönen Landschaft, die schönen Dörfer mit ihren intakten, aktiven Vereinen, die wir nicht missen möchten", so Kreisbäuerin Rosa Zehnter einführend. Deshalb wollen die Landfrauen im Landkreis Kronach auch ihre Heimat noch besser kennen- und schätzenlernen und machen jedes Jahr Exkursionen zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten und Denkmälern oder Museen sowie Firmen, so Zehnter weiter. Aber mehr über den Begriff Heimat und Heimatgefühle könne der Hauptreferent Thomas Teuchgräber berichten, leitete Zehnter zum Hauptreferat über.
Seine familiäre Heimat sei die Landwirtschaft gewesen. Er ist auf einem Bauernhof in Bad Staffelstein aufgewachsen, der heute noch von einem Bruder von ihm bewirtschaftet wird, betonte der Pfarrer Teuchgräber. "Heimat war zum Fremdwort geworden, kann jetzt aber Comeback feiern. Heimatgefühle sind wieder angesagt und im Trend", so der Hauptredner. Komme dieser Impuls wirklich von der Flüchtlingswelle? So habe man in Bayern und Nordrhein- Westfalen bereits in zwei Bundesländern Heimatministerien und auch für die Bundesregierung werde ein Heimatministerium geplant. "Aber reicht das?", fragte der Redner und ging anschließend tiefer in die Materie. "Neben dem Heimatort, wo man geboren, aufgewachsen ist, gibt es eine weitere Heimat, da wo man wohnt und sich wohlfühlt. Auch Religion und Konfession kann Heimat schenken", sagte Teuchgräber aus eigener Erfahrung. "Egal wo man ist auf der Welt, die katholische Messfeier unterliegt überall einem gleichen Ablauf, auch das kann Heimat sein." Heimatromane- und Filme sind für den Redner keine Heimat, allenfalls äußere Folklore. Für manche jüngere Zeitgenossen seien heute neue Medien und das Internet eine Heimat. Menschen könnten durch Vertreibung oder Flucht ihre Heimat verlieren. "Menschen können Heimat verlieren und wieder Heimat finden", sagte er etwas melancholisch im Rückblick auf die Vertreibung seiner Großeltern aus dem böhmisch-mährischen Iglau. Er wünsche sich in Bayern eine fröhliche freiheitliche Heimat, in der auch Weltoffenheit herrscht, in der Menschen ankommen und verwurzelt sein könnten. "Diese Liberalitas Bavariae brauchen wir. Wir sollten positive Werte wie Treue, Liebe, Verbundenheit, Vertrautheit ergänzen durch Weltoffenheit. Er wünsche sich von der großen Politik, dass endlich ein ordentliches Einwanderungsgesetz zustande käme. Dabei bekannte sich Teuchgräber zum offenen Verständnis für Heimat, dazu ist davon überzeugt, dass dies möglich sei. "In der Bibel wird über 50 Mal der Begriff Heimat gebraucht. Heimat im Glauben und trotz Glaubens grenzt nicht aus. Die einzig sichere Heimat ist im Himmel, hier wird niemand ausgegrenzt. Unser Herz hängt nicht an der Welt, sondern an Gott, der ewige Heimat schafft." Heimat sei für ihn sowohl das irdische Lebende aber auch die zu erwartende, in der es niemals Vertreibung gibt. So bedeute Heimat auch Aufgeschlossenheit, Offenheit und Neugier auf die Anderen, wobei er auf die Architektur und Baukunst in Franken anspielte, die eben nicht nur von einheimischen, fränkischen Künstlern geschaffen worden sei. Teuchgräber zitierte in Auszügen Bezirksheimatpfleger Günter Dippold: "Heimat ist ein Geschenk, das Elternhaus, die Familie, in der man aufwächst, man kann sich vor der Heimat nicht verstecken. Heimat verpflichtet aber auch man muss Verantwortung übernehmen und nicht nur in Sonntagsreden schön über Heimat reden. Heimat ist da, wo man anpackt, wo man sich in die Pflicht nehmen lässt und für die Allgemeinheit da ist." "So gesehen tun Landfrauen sehr viel für ihre Heimat, ja sie leben Heimat" und dafür dankte Pfarrer Teuchgräber zum Schluss seiner mit viel Beifall aufgenommen Rede.
Landrat Klaus Löffler hob die Heimat als Identität hervor: " Wenn wir uns nicht mit unserer Heimat unserem Landkreis identifizieren, können wir keine Werbung für diesen Landkreis machen. " Er warb, dass das Wir in der Heimat mehr Bedeutung bekomme. Er dankte Pfarrer Teuchgräber für die Worte, aber auch für dessen gute Arbeit als Pfarrer und Regionaldekan im Landkreis Kronach, er sei ein offener Mensch, der "immer Positionen bezieht". Den Landfrauen dankte der Landrat "für ihre hervorragende Arbeit, die ständig neue Herausforderung meistern und sich zu ihrer Heimat in vielerlei Funktionen bekennen".
Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein schätzte die Landfrauen und lobte ihre Arbeit mit der sie "die Lebensqualität in unserer Heimat verbessern und als Vorbilder die Heimat leben. Sie erhalten die Schöpfung und den ländlichen Raum und engagieren sich ehrenamtlich um das Kulturerbe zu wahren. Die Landfrauen setzen sich in vielen Vereinen und Funktionen für unsere Heimat ein", dafür dankte der Rathauschef von Kronach.
Die neue stellvertretende Bezirksbäuerin Beate Opel stellte sich vor. Sie ist Ex-Berlinerin genau wie die stellvertretende Kronacher Kreisbäuerin Marina Herr. Beide Großstadtkinder bekennen sich zu ihrem Beruf und zu ihrer Heimat. Opel wies auf das 70. Jubiläum der Landfrauen hin, welches in diesem Jahr gefeiert werden kann.
Kreisobmann und stellvertretender Bezirkspräsident des BBV, Erwin Schwarz, dankte den Landfrauen für ihr Engagement im Verband und gratulierte auch im Namen des Bezirkspräsidenten Hermann Greif der großartigen Organisation zum 70. Jubiläum. Er lud zum Tag des offenen Dorfes am Sonntag, 8. Juli, herzlich ein.
Christine Seemüller-Kohles entbot die Grüße und den Dank an die Landfrauen im Namen des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kulmbach. Die stellvertretende Kreisbäuerin Marina Herr dankte in ihrem Schlusswort allen Helferinnen und Helfern und Organisatoren des schönen Landfrauentages.
Der Landfrauentag wurde musikalisch vom Bläsercorps des Jagdschutz- und Jägerverbandes Kreisgruppe Kronach unter Leitung von Heinrich Reuß umrahmt. Den Schlusspunkt des Rahmenprogramms setzte der Kinderchor Johannisthal unter Leitung von Michael Bauer.
Eine Trachtenmodenschau mit Models, überwiegend aus der eigenen Zunft des BBV-Kreisverbands Kronach, faszinierte und begeisterte und brachte zu zünftiger Musik echte Folklorestimmung in den Saal. Mit Courage und Stil präsentierten sie Trachten und Dirndl, die das Trachtenherz höher schlagen ließ. Für jeden Geschmack, jede Figur und für jedes Alter wurden verschiedene Trends an Dirndl- und Trachtenmode auf dem Laufsteg unter viel Beifall gezeigt.