Die Kinderturngruppe des TSV Steinberg ist seit 15 Jahren fester Bestandteil der Büttenabende. Noch länger dabei ist ihre Leiterin, Heidi Beez.
"Besen in die rechte Hand. Und jetzt kommt das magische Waldhexen-Gesicht", fordert Heidi Beez die Kinder auf. Auf Kommando ziehen die weiblichen und männlichen Waldhexen ihre Mundwinkel nach unten und spreizen ihre Finger. Mit zugekniffenen Augen und nach vorne gebeugtem Oberkörper schauen sie furchteinflößend von links nach rechts in die Runde.
"Prima", lobt sie ihre Trainerin und weiter geht es im Tanz. Zur fetzigen Musik aus dem CD-Player in der Kronachtalhalle wird ein ums andere Mal der Besen geschwungen, in die Höhe gehalten oder darauf geritten. Die Kinder hüpfen von einem Bein aufs andere und drehen sich: Fertig! "Nun kommt das Schwerste unseres Auftritts überhaupt", weiß Heidi Beez.
Jedes Kind wird mit seinem Namen aufgerufen und tritt einzeln nach vorne. Den Besen in die Luft haltend, ruft es den "Schlachtruf" "Staaberch, Schrubb, Schrubb" - ein wahrer Zungenbrecher, wenn man - wie ein Teil der jungen Akteure - gerade einmal drei Jahre alt ist.
So lange wie es die TSV-Kinderturngruppe gibt - 15 Jahre, so lange wirkt sie schon bei den Büttenabenden mit. "Fasching ist das Highlight. Da wollen alle dabei sein. Nach unseren Faschingsauftritten habe ich immer viel Zulauf", erklärt Heidi Beez, für die es heuer bereits ihre 27. Büttenabende sind, bei denen sie dabei ist. So wirkte sie beispielsweise bei Tänzen ihrer Gymnastik-Damen mit, sie schrieb Büttenreden oder erfreute zusammen mit einer Partnerin das Steinberger Publikum mit Sketchen.
Zwei Jungs sind dabei Heuer machen in Reihen der TSV-Turngruppe 17 Mädchen sowie die beiden Jungs Josef und Ben, mit. Die Kinder sind zwischen drei und neun Jahren alt.
Normalerweise sind es zwischen 20 und 28 Kinder, die - wie Heidi Beez sagt - motiviert und mit Feuereifer dabei sind. "Bei fast 30 Kindern wusste ich gar nicht mehr, wo ich sie alle auf der Bühne hinstellen sollte", lacht sie.
Jahr für Jahr denkt sie sich einen Tanz und eine Choreographie aus.
Vorlagen aus dem Internet braucht sie nicht. Sie hat eigene Ideen. Die Einfälle kommen ihr immer nach der Weihnachtszeit. "Wenn der Baum steht, habe ich noch keine Inspiration für den Fasching. Erst danach komme ich richtig in Stimmung", verrät die gebürtige Wolfersdorferin, die mittlerweile in Dörfles wohnt. Der Bezug zu Steinberg kommt daher, da sie früher "der Liebe wegen" ins Schrubber-Dorf gezogen war.
Heuer treten die Kinder als Waldhexen in Erscheinung. "Waldhexen und keine Glitzerhexen. Das ist wichtig. Ich will nichts Glitzerndes sehen, obwohl das die Kinder sehr mögen", weiß sie. Angesagt sind Waldfarben.
Selbstgemachte Kostüme Die Kostüme können die Eltern selbst machen - auf dunkle Tüllröcke beispielsweise Blätter, Spinnen oder ähnliches nähen. "Selbstgemachte sind schöner als gekaufte Kostüme. Da hat man auch mehr Bezug dazu. Das muss auch nichts Großartiges sein". In die Haare der Waldhexen kommen Pfeifenputzer.
Alle Kinder erhalten ihre persönliche Hexennase, die Heidi Beez aus Gips angefertigt und dafür bei jedem Kind einen Nasenabdruck genommen hat. Ihr Lebensgefährte Uwe bohrt noch zwei Löcher für die Schnur rein, die hinter den Ohren befestigt wird. Die Nasen werden von den Kindern angemalt.
Jeden Freitag wird geturnt Seit 1999 ist jeden Freitag (mit Ausnahme der Ferien) von 17 bis 18 Uhr Turnstunde in der Kronachtalhalle angesagt. "Wir machen jedes Gerät durch - alles, was in anderen Sportvereinen auch gemacht wird, bis auf Wettkämpfe. Der Spaßfaktor soll im Vordergrund stehen", betont Heidi Beez, die 1997 ihren Trainerschein für Turnen, Fitness und Gesundheit gemacht hat, als sie die Gymnastik-Damen übernahm.
Neben fachlichem Wissen muss eine Trainerin noch ganz andere Dinge drauf haben - wie beispielsweise trösten, wie jetzt gerade die kleine Ida, die hingefallen ist und weint. Kurzerhand nimmt sie Heidi Beez auf den Rücken und macht im Huckepack die Stunde einfach weiter.
"Mir macht das Turnen mit Kindern immer Spaß. Auch wenn es mal Proben gibt, nach denen ich sage, ich höre auf", lacht die Verwaltungsangestellte der Gemeinde Stockheim.
Für die Büttenabende probt man zusätzlich noch jeden Samstag und es wird auch eine Generalprobe geben. Das Schwierigste sei das für Kinder schwer auszusprechende "Staaberch Schrubb, schrubb", wobei es auch schon Tränen gegeben hat.
"Einige im Publikum haben da mal gelacht, weil es ein Kind so putzig gesagt hat. Die haben das natürlich nicht böse gemeint. Aber das Kind hat gedacht, es wird ausgelacht", erinnert sie sich. Daher werde kein Kind gezwungen, das zu sagen, wenn es nicht will oder nicht kann.
Ans Aufhören denkt Heidi Beez nicht, dafür macht ihr ihre Arbeit viel zu viel Spaß. Außerdem hat sie sich ein Ziel gesetzt. Wie sie verrät, ist sie stolze Oma eines 14-Monate alten Zwillingspärchens - zwei Mädchen, denen sie auch Waldhexen-Kostüme genäht hat und die natürlich auch einen Besen bekommen. Lachend kündigt sie an: "Ich höre erst auf, wenn die beiden in der Kinderturngruppe mal mit mir auf der Bühne waren."