Es kostet jetzt deutlich mehr, wenn man während der Autofahrt telefoniert und erwischt wird. Das hält jedoch viele nicht davon ab, trotzdem die Gesetze zu übertreten. Wir waren bei einer Polizeikontrolle dabei.
Die Leute sind so sorglos und unvernünftig, manche auch uneinsichtig. Joachim Friedlein und seine Kollegen von der Polizeiinspektion Kronach können nur den Kopf schütteln. Die Polizisten dachten, dass die Zahl der Handytelefonierer am Steuer rapide sinken werde, weil das Bußgeld seit 1. Mai deutlich erhöht wurde. Aber sie täuschten sich. Auch bei einer Kontrolle auf der Bundesstraße in Gundelsdorf erwischten sie etliche Handysünder - und nebenbei auch einige Gurtmuffel.
Es gibt im Frankenwald viele Funklöcher. Manche sind behördlich verordnet: Wer Auto fährt, der darf nicht mit dem Handy in der Hand oder am Ohr telefonieren. Aber viele scheren sich nicht um die Verbote - und müssen zahlen, wenn sie erwischt werden.
Gurtmuffel zahlen 30 Euro Der Verzicht auf den Sicherheitsgurt kostet 30 Euro Bußgeld.
Das kann an Ort und Stelle in bar bezahlt werden. Wer nicht so viel Bargeld bei sich hat, darf das auch innerhalb der nächsten Tage bei der Polizei einzahlen oder den Betrag überweisen. "Es gibt aber keine Erinnerung ans Zahlen", informiert Thomas Graf. Wer das vergisst, der erhält einen Gebührenbescheid. Das kostet dann 28,50 Euro extra. Wer nicht mit der Verwarnung und dem Kassieren von 30 Euro einverstanden ist, dem blüht das gleiche Schicksal: Der Betrag, der zu berappen ist, verdoppelt sich durch Gebühren und Auslagen fast. So ergeht es auch einem jungen Mann aus dem Erzgebirge. Der wollte partout nicht zugeben, dass ihn Georg Pabstmann nicht angegurtet gesehen hatte.
Anders ein etwas korpulenter Mann am Steuer eines Kleinwagens: Der Bauch des Mannes berührte das Lenkrad. Da er ein helles T-Shirt trug, konnte ihn Georg Pabstmann leicht als Gurtmuffel identifizieren, denn der schwarze Gurt wäre gut zu sehen gewesen.
Der Mann fuhr also an den Fahrbahnrand, als die Polizisten mit der Kelle winkten. Auch als sie ihn baten, einige Meter zur Seite zu fahren, um die Abzweigung nicht zu blockieren, ließ er den Gurt unberührt und fuhr "oben ohne" weiter. Als er abkassiert war und weiterfahren durfte, hatte es aber "Klick gemacht", im Gurtschloss zumindest.
Ein Brummifahrer aus Sonneberg wurde auch "oben ohne" gesichtet. "Ich schnall mich sonst immer an. Jetzt hab ich's vergessen, weil ich grad geladen hab", ärgerte er sich - und zahlte.
60 Euro plus Gebühren Georg Pabstmann meldet nur die Verkehrssünder, bei denen er absolut sicher ist, dass sie mit dem Handy telefonieren oder sich nicht angegurtet haben: "Ich sehe viele, die schauen nicht auf die Straße, sondern nach unten. Die tippen sicherlich SMS ins Handy. Das kann ich nicht nachweisen.
Also lasse ich sie weiterfahren."
Wer beim Fahren mit dem Handy telefoniert und von der Polizei erwischt wird, der muss seit 1. Mai 60 Euro zahlen und erhält einen Punkt in Flensburg. Die 60 Euro dürfen die Polizisten aber nicht mehr einkassieren, weil das über der "Schallgrenze" von 55 Euro liegt. Also gibt's einen Bußgeldbescheid über 60 Euro, plus Gebühren und Auslagen in Höhe von 28,50 Euro. "Alles zusammen macht das fast 90 Euro - und den Punkt in Flensburg. Ich verstehe nicht, dass die Leute trotzdem am Steuer mit dem Handy telefonieren", sagt Joachim Friedlein kopfschüttelnd. Man brauche doch gar keine teure Freisprechanlage mehr, lediglich eine Handyhalterung. Die modernen Handys lassen sich ja problemlos auf Lautsprecherfunktion schalten. Billiger - und besser hinsichtlich der Sprachqualität - ist ein Headset.
Die Strafe folgt auf dem Fuße Bei der Kontrolle vor Kurzem in Gundelsdorf war die Polizei mit fünf Beamten im Einsatz. Georg Pabstmann stand in Zivil einige Hundert Meter vom Anhalteplatz entfernt, Joachim Friedlein, Andreas Müller, Thomas Graf und Wolfgang Schramm winkten die Verkehrssünder aus dem fließenden Verkehr raus. "Eine solche Kontrolle ist zwar personell aufwendig, hat aber einen psychologischen Effekt, weil die Strafe auf dem Fuße folgt", sagt Thomas Graf, bricht das Gespräch abrupt ab und eilt nach einem Funkspruch von Georg Pabstmann an den Straßenrand, um einen Handy telefonierer zu schnappen.
Zeitweise sind alle vier anhaltenden Beamten im Einsatz und Georg Pabstmann muss den einen oder anderen Gurtmuffel straflos ziehen lassen.
Auch Thomas Graf meint: "Für den wenigen Verkehr heute auf der Bundesstraße ist es erschreckend viel, wie viel wir erwischen." Die Bilanz in Gundelsdorf innerhalb einer guten Stunde: elf Handysünder und sechs Gurtmuffel.
Ausländer zahlen sofort Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, wo teilweise hohe Geldstrafen im dreistelligen Bereich zu zahlen sind, liege Deutschland trotz der jüngsten Anhebung noch im unteren Bereich, meint Graf. Die "Klienten" sind auch nicht sauer auf die kontrollierenden Polizisten. Die meisten nehmen das locker, geben ihre Personalien an und erhalten dann den Bußgeldbescheid über 88,50 Euro.
Handysünder aus dem Ausland müssen trotzdem an Ort und Stelle zahlen: eine Sicherheitsleistung in Höhe des zu erwartenden Bußgeldes.
Der entsprechende Bescheid kommt dann später nach Hause, die zu zahlende Summe wird aber mit der Sicherheitsleistung verrechnet. So ergeht es einem jungen Holländer, der in Gundelsdorf telefonierend im fahrenden Auto erwischt wurde.
Ein "Schmankerl" hatte einer der Beamten am Rande noch zu berichten: Da bestritt eine Frau, die Georg Pabstmann zweifelsfrei beim Telefonieren gesichtet hatte, nach dem Anhalten, dass sie ein Handy dabei hatte. Nun dürfen männliche Polizisten Frauen nicht durchsuchen. Das scheint die Dame gewusst zu haben. Als der Polizist fragte, ob er sich im Auto umschauen dürfe, sagte die Frau: "Bitteschön!". Der Beamte fand keine Spur von einem Handy. Dann wollte er sich den Mantel der Dame genauer ansehen. Auch da war kein Handy zu finden. Als der Polizist schon aufgeben wollte, hörte er plötzlich einen Handy-Klingelton und die Frau zuckte wegen des Vibrationsalarms zusammen.
Derjenige, mit dem sie während der Fahrt telefoniert und das Gespräch wegen der Polizeikontrolle plötzlich abgebrochen hatte, rief zurück. Die Vibration und der Klingelton kamen aus der Unterwäsche der Dame, die dadurch auch ohne körperliche Durchsuchung überführt war.