Gymnasiasten lernen spielend programmieren

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Die Projektmitarbeiterin Claudia Maier (vorne Mitte) gibt kleine Tipps. (Hinten von links) Christian Pfadenhauer und Direktor Harald Weichert sind begeistert, wie schnell die Fünftklässler das Prinzip des Calliope Miniverstanden haben. Heike Schülein
Die Projektmitarbeiterin Claudia Maier (vorne Mitte) gibt kleine Tipps. (Hinten von links) Christian Pfadenhauer und Direktor Harald Weichert sind begeistert, wie schnell die Fünftklässler das Prinzip des Calliope Miniverstanden haben. Heike Schülein
Es funktioniert: Katharina zeigt stolz den Calliope Mini, mit dem das Programmieren spielend leicht geht.
Es funktioniert: Katharina zeigt stolz den Calliope Mini, mit dem das Programmieren spielend leicht geht.
 

Seit diesem Jahr gibt es am Frankenwald-Gymnasium eine Technikklasse . Bei einem Workshop erlernten die Kids das Programmieren.

Schneeflocken, die als optisches Signal in Verbindung mit einem Signalton im Auto eine Außentemperatur von unter vier Grad anzeigen: Eine solche Programmierung ist für die Fünftklässler der Technikklasse des Frankenwald-Gymnasiums (FWG), die an diesem Morgen an ihren Rechnern an den verschiedensten Aufgaben herum tüfteln, im wahrsten Sinne des Wortes ein Kinderspiel. Erst vor einigen Minuten hatte Claudia Maier vom Projektteam "erlebe IT" - eine Initiative des Bitkom (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien) - den rund 15 Jungen und Mädchen die Funktionsweise des Kleinstcomputers Calliope Mini auf einer Platine erklärt. Nun können die Technikfans schon die ersten Aufgaben alleine "coden". "Der Calliope Mini wurde entwickelt, um Kindern ab der dritten Klasse spielerisch die Grundlagen des Programmierens nahe zu bringen", erläutert Maier das handliche Gerät, dem Lichtabläufe, Geräusche und selbst kleine Spiele beigebracht werden können. Die sternförmige, rund sieben Mal acht Zentimeter große Platine verfügt über programmierbare Buttons, einen kombinierten Lage- und Bewegungssensor und Kompass sowie ein Bluetooth-Modul.
Damit ergeben sich die vielfältigsten Möglichkeiten. Die Anzeige von Bildern und das Abspielen von Tönen oder Temperaturmessung wie auch Funk können einfach selbst ausprobiert werden. "Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen mit dem Mini einen direkten Zugang zur digitalen Welt zu bieten und zu zeigen, wie einfach sie vom Nutzer zum Gestalter werden können", führt die Projektbeauftragte aus. Zum Einstieg in den Workshop werden die Kinder spielerisch mit den Grundbegriffen des Programmierens vertraut gemacht. Beim "analogen Programmieren" lernen sie, Befehle, Algorithmen und Schleifen kennen. Nach einer kurzen Einführung in den Online-Editor des Mini lösen sie selbst erste einfache Programmier-Übungen. Aufbauend auf den Grundlagen können sie das Wissen in Kleingruppen vertiefen. Dabei lösen sie alltagsnahe Aufgaben und bauen erste Prototypen - wie eine eigene Alarmanlage oder eine Zählstation. In ihren Gruppen lernen sie jeweils eine Funktion des Mini genauer kennen: Sensoren, Funk oder Stromkreise. Im Anschluss an die Grundlagenphase erarbeiten sich die Schüler verschiedene Aspekte eines vorab gewählten Themas. In Vierergruppen überlegen sie sich ein eigenes Projekt und erstellen einen Projektplan für die Umsetzung.
In verteilten Rollen realisieren sie ihr Projekt anschließend eigenständig und präsentieren es zum Abschluss ihren Mitschülern. "Mit dem Workshop wollen wir erreichen, dass Schüler und Schülerinnen selbstständig Ideen für Programmierprojekte entwickeln und umsetzen", verdeutlicht Maier. Des Weiteren sollen sie verstehen, wie Stromkreise und Sensoren funktionieren und dieses Wissen im Umgang mit dem Mikrocontroller anwenden. Der Calliope Mini verfügt über eine leicht verständliche Oberfläche mit vielen visuellen Grafiken. Ähnlich wie bei einem Puzzle kann man die notwendigen Programmierbausteine einfach zusammensetzen. Entsprechend begeistert zeigten sich dann auch die Fünftklässler. "Das ist megacool und macht mega viel Spaß", kommt Katharina aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Die 11-Jährige, die vielleicht später einmal beruflich in eine technische Richtung möchte, ist Schülerin der seit diesem Schuljahr ins Leben gerufenen Technikklasse. Analog zur Chorklasse haben dabei rund 30 technikaffine Fünftklässler bis hinauf zur Mittelstufe eine zusätzliche Intensivierungsstunde pro Woche - ein Angebot, um mathematisch-naturwissenschaftlich und technisch interessierte Kinder beziehungsweise Jugendliche zu fördern. Der Workshop passe, so Studienrätin Doreen Scheler-Eckstein, genau in das Schulprofil des als Mint-freundlich ausgezeichneten FWG. Mint-Förderung in den Fächern Mathematik, Informatik, Physik, Biologie und Chemie gibt es an der Schule im naturwissenschaftlich-technologischen Zweig wie natürlich auch in den Mint-Fächern der anderen Zweige und Jahrgangsstufen. Zudem hat man jedes Jahr viele P/W-Seminar-Angebote mit Mint-Fächern als Profilfächer. Außerhalb des regulären Unterrichts erfreuen sich immer mehr Angebote wachsender Beliebtheit - so zum Beispiel Begabtenförderungskurse in Informatik, Physik, Technik sowie mehrere Mint-AGs und -Kurse. Ebenfalls einen großen Stellenwert nimmt an die Schule die Medienkompetenz ein, wozu der Workshop - laut Direktor Harald Weichert - ebenfalls einen wichtigen Beitrag leistet. Er wie auch der Mitarbeiter der Schulleitung, Christian Pfadenhauer, zeigen sich beeindruckt, wie schnell die Schüler verschiedene Lösungsmöglichkeiten mit dem Calliope Mini selbst herausfinden. "Es ist unglaublich, wie schnell sie das Programmieren verstanden haben", loben sie. Laut Maier gastiert "erlebe IT" an Schulen in ganz Deutschland. Zahlreiche Sponsoren ermöglichen, dass das Angebot für die Schule gratis ist. "Die Nachfrage ist riesig. Leider haben wir nur begrenzte Kapazitäten, so dass die Schulen meistens lange auf einen Termin warten müssen", bedauert die Projektmitarbeiterin. Wichtig sei es der in Berlin beheimateten Initiative, mit dem Workshop in die Fläche zu gehen. "Es ist superwichtig, vor Ort in die Klassen zu kommen. Die Kinder und Jugendlichen in kleineren Ortschaften sollen genau die gleichen Möglichkeiten haben und Bedingungen vorfinden wie in den Großstädten", betont sie.